Nun ist sie also weitere fünf Jahre die künstlerische Chefin auf Bayreuths Grünem Hügel, Wallfahrtsstätte der Wagnerianer und solcher Opernliebäugler, die mal nachschauen und lauschen wollen, wie das so gehandhabt wird mit den Werken Richards gleichsam am Originalschauplatz. Denn soeben wurde Katharina Wagner seitens Freistaat und Bund bis 2030 im Amt bestätigt – womit abermals auch die dynastische Folge bei der Festspielleitung fortgeschrieben bleibt: Schließlich wallt in Katharina als Urenkelin Wagners und Ururenkelin Franz Liszts genug musikadliges Blut in den Adern.
Dass ebendies von besonderem Gewicht für die Entscheidung ihrer Verlängerung war, kann an fünf Fingern abgezählt werden. Zu den unleugbaren Verdiensten der Hausherrin kommt ja auch die eine oder andere Schramme in der Gesamtbeurteilung nach rund 15 Jahren Dienstverantwortung. Einerseits hat sie Enormes für die mediale Präsenz der Festspiele und den Publikumsnachwuchs geleistet, andererseits unterliefen ihr künstlerische Verpflichtungen, deren konzeptuelle Grundlage schon bedenklich war, und die letztlich unter anderem dafür sorgten, dass heute viel leichter an Karten für Bayreuth zu kommen ist als ehedem, da noch ihr Vater Wolfgang Wagner als Hügel-Patriarch Hof hielt.
Katharina Wagner kann sich auf die Aufgabe als künstlerische Leiterin konzentrieren
Hochinteressant jedenfalls bleibt, wenn die 1978 in Bayreuth geborene Katharina nun in die Spielverlängerung geht: Sie ist ihres hälftigen Aufgabenbereichs in der Geschäftsführung der Festspiele entbunden – was sich als Gewinn oder Verlust lesen lässt. Auf der einen Seite kann sie sich – im Rahmen des ihr zur Verfügung gestellten Gesellschafterbudgets – auf ihre viel dankbareren Aufgaben als künstlerische Leiterin konzentrieren, auf der anderen Seite hat sie sich künftig mit einem (zu findenden) Generalmanager als einzig verantwortlichen Geschäftsführer zu arrangieren. Weißt du, wie das wird?
Der Gral am Altar der abendländischen Wagnerpflege aber bleibt – per Erbfolge – in Katharinas Hand. Die studierte Theaterwissenschaftlerin nahm ihn entgegen, als sie dem Papa bei einer Inszenierung der "Meistersinger" assistierte, jenes Werk, mit dem sie dann 2007 selbst als Regisseurin provokant vor Ort debütierte. Kurze Zeit später bildete sie zusammen mit ihrer Halbschwester Eva zunächst ein Bayreuther Leitungsgespann; ab 2015 war die Berliner Honorarprofessorin schließlich Alleinherrin.