Wer je mit Gernot Römer in Israel war, konnte erleben, wie viele Kontakte der im Sommer mit 93 Jahren verstorbene ehemalige Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen in dem jüdischen Staat hatte, wie viele Menschen er in Jerusalem, Tel Aviv oder auch in irgendeinem kleinen israelischen Dorf kannte, die meisten von ihnen Überlebende des Holocaust, viele von ihnen nach 1933 aus Schwaben geflüchtet, ins damalige Palästina, den Zufluchtsort.
Römer forschte nach den jüdisch-schwäbischen Spuren in Israel
Dieter Münker war einer von denen, die – nicht nur einmal – mit Römer nach Israel gereist sind in den 1980er, 1990er und den Nuller-Jahren, als Römer neben der Leitung der Zeitungsredaktion seine Erforschung der Geschichte schwäbischer Juden betrieb und dazu Informationen von den Überlebenden in Israel suchte und fand. Er hat, wie auch die Schreiberin dieser Zeilen, Besuche etwa bei Liora Se'ewi oder Ari Weil miterlebt, die als jüdische Jugendliche aus Augsburg flüchten mussten, er hat gesehen, wie die damals schon betagten Menschen Römer ihre wenigen geretteten Familienfotos anvertrauten, damit sie in Büchern oder in der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Augsburg von ihren Familien, deren kultureller Leistung für Schwaben und deren Austreibung und Ausplünderung erzählen konnten. Damals war Münker Chef der Industrie- und Handelskammer und Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft DIG, die Römer neben seinen anderen Verpflichtungen leitete.
Heute ist der 84-jährige Münker Ehrenvorsitzender der DIG, und er hatte mit anderen DIG-Mitgliedern eine Idee: ein lebendes Denkmal für Römer in Israel zu schaffen. Konkret: einen kleinen Wald mit 1000 Bäumen zu pflanzen, der den Namen Gernot-Römer-Gedächtnishain tragen soll. "Im Raum Augsburg gibt es nur sein privates Grab, aber ich finde, wir müssen ihm für seine Pionierleistung zur Erinnerungskultur ein Denkmal setzen", sagt Münker. Am Rande der Negev-Wüste sollen die Bäume wachsen, nahe der Stadt Be'er Sheva, und sie werden Teil des größeren "Waldes der deutschen Länder" sein, der zur Aufforstung der Wüste initiiert worden war vom ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau– einem Schulkameraden von Römer aus beider Heimatstadt Wuppertal.
In Israel soll ein Hain in Gernot Römers Namen entstehen
20 Euro soll ein Baum kosten, Bürger und Bürgerinnen, Weggefährten und -gefährtinnen sowie Institutionen, die Römers Wirken kennen, sind zu Spenden aufgerufen. Professor Klaus Wolf, der heute der Vorsitzende der DIG ist, hat dafür gesorgt, dass der Jüdische Nationalfonds ein Sonderkonto eingerichtet hat und bei verschiedenen Stellen angefragt. Die Augsburger Allgemeine plant, sich zu beteiligen; auch bei Stadt und Bezirk überlegt man das. Gespendet haben schon mehrere DIG-Mitglieder, und vor allem bei den "Descendants", den Nachfahren jüdischer Augsburger, die durch Emigration den Holocaust überlebt haben, besteht große Spendenbereitschaft.
In ihrem neuesten Newsletter rufen die amerikanischen Herausgeberinnen Diane Castiglione, Debbie Rausch und Bettina Kaplan (alle drei sind Töchter von Augsburger Familien) andere Nachkommen zu Spenden auf – und sie würdigen Römer in einem ausführlichen Artikel. Außerdem versammelt der neueste Newsletter eine ganze Reihe von Geschichten jüdischer Augsburger Familien. Die Nachkommen, die sie verfasst haben, führen damit Römers Werk auf eindrucksvolle Weise fort.
Wer für den Gernot-Römer-Gedächtnishain spenden möchte, kann seinen Beitrag – mindestens 20 Euro – überweisen an den Jüdischen Nationalfonds, DE50 3702 0500 0000 0170 80, Stichwort: Gernot Römer Hain.
