Die bekannte Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta zeigt nach der Berlinale (zu Beginn des Jahres) ihren neuen Film jetzt bei einem kleinen Festival am Starnberger See. Das Fünf-Seen-Filmfestival wird von Matthias Helwig geleitet und stellt noch bis zum 30. August in den Kinos in Seefeld, Starnberg und Gauting 130 Filme aus 36 Ländern vor. Über 70 Filmschaffende sind persönlich bei Vorstellungen anwesend.
Außergewöhnliche Filme aus aller Welt zu zeigen, ist das Ziel von Festivalleiter Matthias Helwig, und nach 17 Jahren konnte ihm nun auch Margarethe von Trotta nicht mehr widerstehen. "Er hat oft gefragt, jetzt bin ich da", sagt sie bei der Eröffnung. Die 81-Jährige begeistert alle auf dem Festival mit ihrer offenen Art, ihrem Charme und ihrer Bescheidenheit. Dabei ist die frühere Frau von Filmemacher Volker Schlöndorff streitbar und durchsetzungsfähig, seit 1977 führt sie selbst Regie und hat Drehbücher geschrieben. 1978 klagte sie mit Alice Schwarzer, Erika Pluhar, Inge Meysel und vier weiteren Frauen (erfolglos) gegen die ihrer Meinung sexistischen Titelbilder des Magazins Stern. In ihrem Filmen spielten und spielen immer besondere Frauen die Hauptrolle, wie Rosa Luxemburg oder Hannah Arendt und jetzt die Dichterin Ingeborg Bachmann.
Frauen stehen beim Fünf-Seen-Filmfestival im Vordergrund
Das Fünf-Seen-Filmfestival räumt – wie mit Margarethe von Trotta – Frauen einen besonderen Raum ein. Viele bekannte Schauspielerinnen und Regisseurinnen waren hier schon zu Gast, und der Fimlpreis des Festivals wurde nach der Schauspielerin Hannelore Elsner benannt. Der Preis, der schon an Barbara Auer, Nina Hoss, Birgit Minichmayr und Sandra Hüller verliehen wurde, geht in diesem Jahr an Paula Beer ("Bad Banks" und "Werk ohne Autor"). Auch Margarethe von Trotta hat sich in ihrem neuen Film mit einer besonderen Frau beschäftigt, mit der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926 – 1973). In "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste" spielen Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld die Hauptrollen, Zehrfeld in der Rolle des Schriftstellers Max Frisch.
Auf der Bühne am Starnberger See ist Margarethe von Trotta in ihrem Element, sehr fröhlich, kommt mit einem kleinen Boot zum Gelände und zeigt sich vom Empfang begeistert. Denn Starnbergs Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk begrüßt sie mit den Worten: "Ich will mich ganz persönlich bedanken. Die Diskussionen, die Sie angestoßen haben, haben ganz wesentlich zu meiner Emanzipation beigetragen." Von Trotta freut sich über dieses Lob, ist aber bescheiden. "Ich habe viele Helfer und bin auf geniale Mitarbeiter angewiesen. Die wichtigen Frauenfilme wurden von außen an mich herangetragen, ich hätte wohl selbst nicht den Mut gehabt, das zu machen." Bei Ingeborg Bachmann sei es ihr leichter gefallen, sie habe schon immer ihre Gedichte gelesen, sie "war mir immer auf eine gewisse Art nahe".
Neuer Film von Trottas handelt vom Schriftsteller-Paar Bachmann und Frisch
Der Film erzählt die unglückliche Liebesgeschichte zweier Schriftsteller, Bachmann und Frisch. Sie begegnen sich im Sommer 1958 und suchen vier Jahre einen gemeinsamen Weg, scheitern jedoch. Bachmann war jünger und trotz aller Emanzipation suchte sie ausgerechnet bei Max Frisch Halt, der eifersüchtig war und ein wenig neidisch, ein Mann seiner Zeit. Und: Er nutzte ihre Liebe für seine Literatur. Ein Streitthema, sie verbrannte seine Tagebücher: Der Film zeigt sie als moderne Frau, die keine Ehe, aber auch ihre Liebe leben wollte. Für Regisseurin Margarethe von Trotta war Bachmann eine Pionierin. Im Film reist sie nach der Trennung nach Ägypten. Eine Befreiung oder ein Weg in die Tablettensucht? Der Film zeige diese Reise, die wirklich stattgefunden hat und auch eine Reise in die "Gefühlswüste" Ingeborg Bachmanns war, so von Trotta. Mit eindrucksvollen Bildern und einer einfühlsamen Hauptdarstellerin. Ein kluger und ruhiger Film. Von Trotta, die ihre Karriere als Schauspielerin unter anderem in Filmen von Rainer Werner Fassbinder begann, hat sich als Drehbuchautorin und Regisseurinnen durchgesetzt und feierte große internationale Erfolge.
Das Fünf-Seen-Filmfest hat aber auch viele weitere Höhepunkte zu bieten, unter anderem Filmgespräche und eine Dampferfahrt mit vielen sehenswerten Kurzfilmen. Zu Gast sind auch die Schauspielerin Maria Schrader, Regisseur Ulrich Seidl und der Schauspieler und Regisseur Charly Hübner ("Polizeiruf 110"). Charly Hübner stellt am Sonntag sein Roadmovie "Sophia, der Tod und ich" noch vor dem eigentlichen Kinostart in Starnberg vor. Und er ist nicht der Einzige: 130 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Mitteleuropa sind zu sehen. "Viele davon feiern Premiere, sind in Bayern ausschließlich hier zu sehen oder werden viele Wochen vor ihrem offiziellen Kinostart gezeigt", teilten die Veranstalter mit.
Auch zu sehen ist der Hollywood-Spielfilm "She Said" von Emmy-Preisträgerin Schrader. Sie präsentiert außerdem die mit vier deutschen Filmpreisen ausgezeichnete Tragikomödie "Ich bin dein Mensch", den Film "Vor der Morgenröte" und diskutiert mit ihrer Regiekollegin Julia von Heinz über die Frage: "Hat Film ein Geschlecht?" Alle Termine findet man unter ww.fsff.de. Das Festival hat viele Gesprächsrunden in den Kinos in Starnberg, Gauting und Seefeld und verleiht mehrere Preise, es läuft noch bis zum 30. August. Von Trottas Film ist ab Oktober in den Kinos zu sehen.