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Kommentar
Die Berlinale darf sich nicht kapern lassen
Nach der Documenta dient jetzt auch die Berlinale als Plattform für einseitige Israelkritik. Weder Politik noch die Kuratoren lernen aus den Skandalen.
Berlinale 2024.jpeg       -  Umstritten: Basel Adra und Yuval Abraham posieren mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis für 'No Other Land'.
Foto: Nadja Wohlleben, dpa | Umstritten: Basel Adra und Yuval Abraham posieren mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis für "No Other Land".
Richard Mayr
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:02 Uhr

Diese Preisverleihung hätte so nicht stattfinden dürfen. Das Finale der Berlinale wird zur Bühne für antiisraelische Botschaften, Israel wird von Filmschaffenden eine Apartheidpolitik und ein Genozid an den Palästinensern vorgeworfen, das Publikum klatscht dazu, wie es immer klatscht, wenn Preise vergeben werden. Ein Skandal mit Ansage. Spätestens als feststand, dass der Dokumentarfilm "No Other Land" ausgezeichnet wird, hätte man ja damit rechnen können, dass die Bühne vom palästinensischen Regisseur und Aktivisten Basel Adra für eine politische Stellungnahme genutzt wird. Er und weitere Berlinale-Preisträger haben das gemacht.

Es ist beschämend, dass nach der Documenta 2022 in Kassel und ihrem Antisemitismus-Skandal nun mit der Berlinale zum zweiten Mal ein international beachtetes Kultur-Event in Deutschland gekapert wird, um Israel zu diskreditieren. Beide Fälle haben spezifische Auslöser, folgt man den Linien der Verantwortlichkeit, landet man in beiden Fällen auch bei Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Natürlich hat Roth weder die indonesische Künstlergruppe auf die Documenta eingeladen, noch dort kuratorische Verantwortung gehabt, sie hat auch nicht die Filme für die Berlinale ausgesucht und die Preisträger gekürt, aber der Bund unterstützt sowohl die Documenta als auch die Berlinale finanziell. In beiden Fällen heißt es von Roth, sie habe die Verantwortlichen bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, sie bedauere die Vorfälle, die Ereignisse würden aufgearbeitet. An der Kunstfreiheit dürfe aber nicht gerüttelt werden. Man könnte auch sagen: Die Muster wiederholen sich und die Kulturpolitik formuliert zwar Appelle an ihre Kuratoren und künstlerischen Leitungen, kann ansonsten aber nichts ausrichten.

Was ist eigentlich los bei der Berlinale?

Der Versuch, als sich politisch ambitioniertes Filmfestival darzustellen, ist gescheitert

Einmal eingeworfen in diese Debatte: Zum Qualitätskriterium von Kunst gehört es, dass sie die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Welt erfahrbar macht. Wer in der Kunst nach Qualität sucht und dementsprechend auswählt, verringert das Risiko dramatisch, Künstlerinnen und Künstler einzuladen, die einfache Antworten in einer komplexen Welt bevorzugen. Damit würde auch das Risiko sinken, dass Künstlerinnen und Künstler unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit einseitige Israelkritik äußern oder aber antisemitische Parolen verbreiten. 

Lange wird schon darüber diskutiert, dass die Strahlkraft der Berlinale gegenüber den Filmfestspielen von Cannes und Venedig nachgelassen hat. Die großen internationalen Namen des Films finden sich bei den anderen beiden. In diesem Jahr ist der Versuch, als das politisch-ambitionierteste europäische Filmfestival zu punkten, krachend gescheitert. Die neue Festivalleiterin Tricia Tuttle, die im April übernimmt, ist als Krisenmanagerin gefordert.

 
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