Es ist ein Traum vieler, nur wenigen wird er gewährt: das Autorendasein. Vom eigenen Handwerk leben, mit einem eigens erschaffenen Werk das täglich Brot verdienen – der klassische Weg dorthin führte lange unausweichlich durch Verlagstüren. Doch bereits seit einiger Zeit erfreut sich das Selfpublishing, also die Veröffentlichung von Büchern im Selbstverlag, größerer Beliebtheit.
Zwei Autorinnen und ein Autor aus Augsburg haben ihre Romane ohne die Unterstützung eines Verlages veröffentlicht und räumen mit Klischees auf. Alle sind sich einig: Wer sich an den Selbstverlag wagt, braucht Mut – und einen langen Atem.
Katrin Gröner: "Ein Buch auf eigene Faust veröffentlichen – dazu gehört viel Mut"
Bei Katrin Gröner ging scheinbar alles Schlag auf Schlag: Ein Jahr habe sie gebraucht, von der Idee für ihren ersten Roman "Coding Love" bis hin zum gedruckten Buch. In dieser Zeit gab es für die Zweifachmama allerdings einiges zu erledigen: Testleserinnen und Testleser finden, das Manuskript an ein Lektorat und anschließend ein Korrektorat schicken, eine Werbestrategie aufstellen und schließlich den Druck in Auftrag geben. Etwa 2000 Euro hat Gröner investiert. "Diese Vorleistung schreckt viele ab, zum Selfpublishing gehört viel Mut", sagt sie.
Schätzungsweise 1300 E-Books und 50 Printausgaben ihres Romans hat die Neuautorin seit der Veröffentlichung im Mai 2023 verkauft. "Es ist sicher kein Bestseller", sagt Gröner und schmunzelt – aber das war auch nie der Plan. "Mit meinem ersten Buch wollte ich vor allem in meinen Lernprozess als Autorin investieren." Besonders freue sie sich über Rezensionen und Rückmeldungen, egal auf welchem Kanal. Gröner ist überall dort aktiv, wo sich ihre Zielgruppe tummelt: Sie vermarktet ihr Buch etwa in den sozialen Netzwerken und schaltet Werbung auf Amazon.
Monika Pfundmeier: "Selfpublisher müssen ihr eigenes Unternehmen führen wollen"
"Es gibt dieses hartnäckige Klischee, dass Bücher aus dem Selbstverlag weniger professionell seien." Man spürt förmlich, wie Monika Pfundmeier, geboren in Augsburg und aufgewachsen in Affing, am anderen Ende des Hörers den Kopf schüttelt. Wer die passenden Ansprüche mit sich bringt, wird sich in der Qualität nicht von Verlagswerken unterscheiden, meint sie. Entscheidend ist laut Pfundmeier dabei das Mindset, also die Denkweise: "Selfpublisher müssen ihr eigenes Unternehmen führen wollen."
Die Autorin hat von 2016 bis 2018 drei Bücher im Selbstverlag veröffentlicht, mit ihrem Roman "Löwenblut" gewann sie den Deutschen Selfpublishing-Preis. Für ihre darauffolgende Krimitrilogie und einen weiteren Roman arbeitete sie mit Verlagen. Ihrer Erfahrung nach gibt es kein Besser und Schlechter, nur verschiedene Vor- und Nachteile. Verlage hätten einen einfacheren Zugang zu den Buchhandlungen, entschieden jedoch vor allem nach dem geringsten wirtschaftlichen Risiko. So blieben "Randgeschichten" oft außen vor. "Durch Selfpublishing wird der Buchmarkt diverser und demokratischer", sagt Pfundmeier.
Und wenn etwas schiefgeht, im Selbstverlag? "So ein Misserfolg tut weh." Pfundmeiers erster Roman verkaufte sich zum Beispiel nicht, weil sie zu wenig Geld in ein professionelles Cover investiert hatte. "Der Vorteil am Selfpublishing ist aber, dass man schnell reagieren kann", sagt sie. Für mehrere Hundert Euro erhielt ihr Buch ein neues Aussehen – und die Verkaufszahlen gingen nach oben.
Thomas Eisinger: "Ohne Amazon geht im Selbstverlag nichts"
Thomas Eisinger war es wichtig, alle Rechte für seine Klima-Dystopie "Hinter der Zukunft" bei sich zu behalten und die Entscheidungen selbst zu treffen. Dies bedeutete aber auch, die Verlagsarbeit zu übernehmen. "Das Marketing zum Beispiel ist mindestens genauso viel Arbeit, wie das ganze Buch zu schreiben", erzählt der Augsburger. "Diese Zeit und Mühe habe ich vollkommen unterschätzt." Eisinger setzt beim Vermarkten etwa auf Rezensionen von reichweitenstarken Blogs, denen er Leseexemplare zusendet.
"Durch die Decke" gingen die Verkaufszahlen aber erst, nachdem er sein Buch beim weltweit größten Onlinehändler angeboten hatte. "Ohne Amazon geht im Selbstverlag nichts", musste Eisinger feststellen. Seit der Veröffentlichung seines Romans 2021 verkaufte der Autor Ausgaben im mittleren vierstelligen Bereich und ist damit zufrieden. Etwa zwei Euro landen pro verkauftem Exemplar in seinem Geldbeutel.
Für "Hinter der Zukunft" sei der Selbstverlag die richtige Entscheidung gewesen, sagt Eisinger. Für sein zweites Buch würde er aber gerne mit einem großen Verlag zusammenarbeiten – und die daherkommende Präsenz im Buchhandel genießen.