
"Oh, Junge!", japst sie, mit einem Frosch im Hals und einem Oscar in der Hand. Dann zeigt Emma Stone der Welt ihren Rücken: "Mein Kleid ist kaputt." Riss am Reißverschluss, an der Louis-Vuitton-Robe. Und schon hat sie alle Lacher und Herzen im Dolby Theater auf ihrer Seite. Garderoben-Malheur? Kann ja passieren, in der Hitze einer Oscarnacht. Schließlich zählt Emma Stone zu den Schauspielerinnen, die sich niemals schonen. Mit Härte und Hingabe hat die 35-Jährige nun zum zweiten Mal einen Oscar als beste Hauptdarstellerin gewonnen. Für ihre Rolle als unglaubliche Frankenstein-Frau im Film "Poor Things".
Emma Stone überzeugte in "La La Land" und in "Cruella"
Schon einmal hatte Stone getanzt und abgeräumt, im Jahr 2017, mit Ryan Gosling. Im Musical-Film "La La Land" spielten sie Träumer und Träumerin, zwei, die ihr Glück in Hollywood suchen. Stone gewann den Oscar – und traf jetzt, bei der Gala 2024, wieder auf den Kollegen. Gosling sang einen Show-Song (ganz in Pink, in seiner neuen Glanzrolle als Ken von "Barbie") und tanzte auch Emma Stone an. Die Folge? Ritschratsch, Riss im Stoff, aber sie nahm es mit Humor. Emily Jean Stone aus Scottsdale, Arizona: Dass sie die Lustige spielen kann, hatte sie früh im Film "Easy A" gezeigt. Dass sie Actionfilm-Rollen stemmt, bewies sie in der "Spiderman"-Reihe. Als "Cruella" spielte sie zuletzt die Böse im Dalmatiner-Pelz. Schon lange ist ihr alter Plan aufgegangen: Als Schülerin hatte Stone einen amtlichen Power-Point-Vortrag gebastelt, Titel: "Projekt Hollywood", um ihre Eltern zu überreden, dass sie Schauspielerin werden darf.
Emma Stone dankt ihrer Tochter bei ihrer Oscar-Rede
"Hier geht es nicht um mich", sprach Stone nun in ihrer Oscar-Rede, "es geht um das ganze Team." Doch: Ohne sie wäre der Triumph von "Poor Things" vielleicht undenkbar geblieben. Sie spielt im Film eine schwangere Frau, die sich umbringen will, fast stirbt – aber auf dem Schnippel-Tisch eines Chirurgen, nun ja, gerettet wird. Er transplantiert dafür das Gehirn ihres ungeborenen Kindes in den Kopf der Erwachsenen. Verstörend? Der Weg der geflickten Heldin führt über Blut- und Sexszenen, Weltreisen und Tanzeinlagen, sie befreit sich mit Willen und Bildung aus der Gewalt der Männer.
Stone hat auch als Produzentin das Werk mitgestaltet – doch ihr größter Oscar-Dank gilt ihrer fast dreijährigen Tochter: "Ich liebe dich mehr als den ganzen Himmel, mein Mädchen", sagt sie, dreht sich um und geht. Mit der kleinen Bitte: "Jetzt nicht auf meinen Rücken glotzen!"