Im Zeitalter von Youtube, Netflix & Co. verliert das klassische, lineare Fernsehen an Bedeutung. Ein schneller Internetanschluss ist aber Voraussetzung dafür, dass Serien, Spielfilme oder Dokumentationen der Video- und Streaming-Plattformen auch auf dem heimischen (oder mobilen) Fernsehgerät zu sehen sind. Zudem: Wer auf die „Tagesschau“ ebenso wenig verzichten will wie auf den „Tatort“, der kommt am klassischen Fernsehempfang nicht vorbei. Dabei stellt sich aber heutzutage die Frage: Soll das Signal per Antenne, Kabel, Satellit oder über das Internet ins Haus gelangen?
Eines vorweg: Nicht jeder Zuschauer kann frei zwischen diesen vier Empfangsarten wählen. Mancherorts ist mangels Kabel kein Kabelempfang möglich, teilweise sind Satellitenschüsseln verboten, in manchen Wohngebieten sind sogar herkömmliche Antennen untersagt. Und wer sich für IPTV, also den Empfang von Fernsehen über das Internet interessiert, muss wissen, dass er dazu eine Datentransferrate von mindestens 16 MBit pro Sekunde benötigt.
Aktuell empfangen die meisten Deutschen Fernsehen per Kabel oder Satellit. Beide Empfangsarten haben einen Marktanteil von jeweils gut 40 Prozent. Stark angestiegen ist die Zahl der IPTV-Nutzer. Sie liegt bei knapp zwölf Prozent.
Möglichkeit 1: Empfang per Antenne
Nur noch eine kleine Minderheit verlässt sich ganz auf die Antenne. Das verwundert, kann sie ARD, ZDF & Co. doch ohne Folgekosten ins Haus liefern. Seit der Umstellung auf DVB-T2 gibt es zwar ein kostenpflichtiges Angebot mit privaten Sendern. Wem die öffentlich-rechtlichen Programme genügen, zahlt nichts extra, kann aber dennoch zwischen durchschnittlich 17 Programmen wählen.
Je nach Empfangsort kann eine preiswerte Zimmerantenne oder eine teuere Dachantenne nötig sein. Den notwendigen Tuner zum Empfang des DVB-T2-Signals haben aktuelle TV-Geräte bereits eingebaut. Kommt ein älteres Gerät zum Einsatz, das keinen Tuner oder einen nicht-kompatiblen DVB-T-Tuner besitzt, ist ein externes Gerät (Receiver) notwendig, das es ab rund 40 Euro im Handel gibt.
Wer DVB-T2 also über eine Zimmerantenne und mittels eingebautem Tuner empfängt, hat geringe Investitions- und keine Folgekosten, sofern die öffentlich-rechtlichen Programme ausreichen. Das ist somit die preiswerte Grundversorgung.
Vorteile: Preiswerter Empfang, bei Verzicht auf private Anbieter ohne Folgekosten.
Nachteil: Eingeschränkte Programmvielfalt.
Möglichkeit 2: Empfang per Satellit
Wer eine Satelliten-Empfangsanlage nutzen will, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Eine vom Fachmann installierte Schüssel samt Verkabelung im Haus kostet schnell einmal 600 bis 800 Euro. Doch auch dann gilt: Folgekosten für den Empfang der öffentlich-rechtlichen Programme entstehen hier nicht.
Wer die privaten Programme sehen will, hat zwei Möglichkeiten: In der niedrigen Standardauflösung lassen sich derzeit auch RTL, Pro7 & Co. ohne Aufpreis empfangen. Aktuell gibt es auch keine Pläne der privaten Anbieter, daran etwas zu ändern. Denn zu wenige Zuschauer haben sich für das kostenpflichtige „HD-Plus“-Angebot entschieden, das auch die privaten Sender in hochauflösender Qualität (HD) ins Haus liefert. Das Paket umfasst 25 Programme und kostet 8,50 Euro monatlich oder 79 Euro jährlich. Um keine Zuschauer für ihre primär werbefinanzierten Programme zu verlieren, setzen die Privaten weiterhin auf die SD-Verbreitung.
Neben den Folgekosten scheuen viele Satellit-Nutzer auch den technischen Aufwand, der für „HD Plus“ nötig ist. Denn ein Empfang ist nur mit einem speziellen Receiver oder einem zusätzlichen Modul für das Fernsehgerät möglich. Wie bei Antenne und Kabel auch, gilt auch beim Sat-Empfang: Aktuelle TV-Geräte haben den notwendigen Tuner bereits eingebaut, alternativ lässt sich dieser Empfangsweg mit einem zusätzlichen Receiver ergänzen. Hier gibt es auch Modelle mit mehreren Empfangsteilen und eingebauter Festplatte, um beispielsweise ein Programm zu sehen und das andere aufzuzeichnen.
Vorteile: Keine Folgekosten bei Verzicht auf private HD-Programme, sehr große Programmvielfalt.
Nachteile: Hohe Anschaffungskosten, Empfangsbeeinträchtigungen bei schlechtem Wetter (insbesondere bei Schneefall).
Möglichkeit 3: Empfang per Kabel
Der Empfang per Kabel ist seit gut 30 Jahren üblich, weit verbreitet und unkompliziert. Entsprechende Anschlussdosen sind in vielen Wohnungen installiert. Verfügt das Fernsehgerät über einen integrierten DVB-C-Tuner, ist lediglich eine Kabelverbindung zur Anschlussdose notwendig, schon kann es losgehen. Fehlt der DVB-C-Tuner, hilft auch hier ein zusätzlicher Receiver.
In Bayern ist im Regelfall Vodafone Vertragspartner. Das frühere „Kabel Deutschland“ wurde von dem Konzern übernommen. Für den Nutzer fallen ein einmaliger Anschlusspreis und monatliche Kosten an. Je nach Anzahl der Programme sind monatlich knapp 15 beziehungsweise 20 Euro zu bezahlen, dafür sind Investitionen aber auch Sache des Anbieters.
Vorteile: Geringe bis keine Investitionskosten, große Programmvielfalt.
Nachteil: Vergleichsweise hohe Folgekosten.
Möglichkeit 4: Empfang per Internet
Ob Magenta-TV der Telekom, „Giga TV“ von Vodafone oder seit kurzem „O2 TV“ von O2: Mit dem Internetanschluss kommt auf Wunsch auch ein Fernsehangebot ins Haus. Das setzt zwar eine etwas schnellere Internetverbindung voraus – mindestens 16 MBit, noch besser 50 oder 100 Mbit. Ist diese Kapazität vorhanden, ist das Angebot aber mindestens so unkompliziert wie der Empfang per Kabel.
Auch hier entfallen natürlich Investitionskosten für eine Antennen- oder Sat-Anlage. Einmalig ist jedoch der Internetanschluss zu finanzieren, dessen Kosten bei Glasfasertechnik bei 800 Euro oder mehr liegen können.
Ist der Anschluss vorhanden, reicht die Buchung eines entsprechenden Tarifs und die Anschaffung eines zusätzlichen Receivers. Ohne den geht beim sogenannten IPTV nichts, denn einen entsprechenden Tuner bauen die Hersteller von Fernsehgeräten nicht ein. Die Folgekosten sind von der Programmanzahl und der Qualität – also von der Auflösung, der Fernsehbilder – abhängig.
Derzeit locken Telekom, Vodafone und O2 mit günstigen Preisen in den ersten Monaten. So liegen die monatlichen Kosten zwischen fünf und über 20 Euro.
Vorteile: Bei vorhandenem Internetanschluss keine Investitionskosten, große Programmvielfalt
Nachteile: Notwendiger Internetanschluss oft recht teuer, Folgekosten teilweise recht hoch.
Glossar
DVB: Digital Video Broadcast, steht für digitales Fernsehen. Dabei stehen der Zusatz C für Cable (Kabel), S für Satellit und T für Terrestrial (Antenne). DVB-T2: Weiterentwicklung des DVB-T-Standards, die auch die Übertragung von hochauflösendem Fernsehen (HD) unterstützt
HD: High Definition, steht für hochauflösendes Fernsehsignal mit besserer Bildqualität aufgrund deutlich höherer Anzahl an Bildpunkten
HD+ Zusatzangebot des Satellitenbetreibers Astra für den Empfang von kostenpflichtigen, hochauflösenden Fernsehprogrammen. Es umfasst derzeit 25 private Sender. Preis: 79 Euro jährlich. IPTV: Internet Protocol Television steht für Internet-TV. Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet, beschreibt aber generell den Empfang von Fernsehen über das Internet. Aufgrund der großen Datenmengen ist eine schnelle DSL-Verbindung (im Regelfall ab 16 MBit/s) Voraussetzung.
SD Standard Definition, steht für Standard-Auflösung. (owi)