Man muss nicht immer besonders weit fahren, um schöne Orte zu entdecken – vor allem nicht mit Kindern. Nur eine Autostunde von Würzburg entfernt wartet ein Weltkulturerbe darauf, zu Fuß erkundet zu werden. Bambergs Fachwerkhäuser umrahmen die gesamte Altstadt, die gefühlt überall von Wasser umgeben ist. Durch die Stadt fließt die Regnitz und zwar mit gleich mehreren Flussarmen und Kanälen. Wenn man die Gondeln auf dem Wasser vorbeifahren sieht, meint man fast in Venedig zu sein. "Klein Venedig" heißt dann auch die ehemalige Fischeransiedlung in Nähe des Alten Rathauses.
Führung zu den original Drehorten
Bamberg hat 77 000 Einwohner, ist also etwas kleiner als Würzburg. Wegen seiner original mittelalterlichen Grundstruktur ist der Stadtkern seit über 25 Jahren Unesco-Weltkulturerbe. Die prächtige Ausstattung verdankt die Stadt ihrem Gründer und Förderer Kaiser Heinrich II. (973-1024), der Bamberg zum Mittelpunkt seines Herrschaftsbereichs erhob. Um die Stadt auch für Kinder interessant zu machen, bietet Maria Wunderlich Führungen zu den original Drehorten des ersten Sams-Films an. Treffpunkt ist die Alte Hofhaltung auf dem Domplatz. Doch bevor es losgeht, spitzen wir noch kurz in den über 1000 Jahre alten Kaiserdom hinein.
Das Sams, das Fabelwesen mit Rüsselnase, dem blauen Taucheranzug und den blauen Wunschpunkten, stammt aus der Feder von Paul Maar. Die Bücher und vielleicht auch die Filme kennt eigentlich jedes Kind. Maria Wunderlich ist Stadtführerin und sie hat die Dreharbeiten zum ersten Sams-Film im Jahr 2000 verfolgt. Beim zweiten Film "Sams in Gefahr" wirkte sie 2003 sogar mit und betreute Komparsen. Auch ein dritter Film, "Sams im Glück", wurde 2012 weitgehend in der Altstadt von Bamberg gedreht. Alles über die Filme und die Drehorte erfährt man bei der Führung. Doch erst mal verteilt Maria Wunderlich blaue Wunschpunkte an die Kinder.
- Lesen Sie auch: Neuer Sams-Band von Paul Maar ist eine Liebesgeschichte
Die Führung startet rund um den Dom, genauer gesagt unter einem Nussbaum. "Genau hier kam das Sams zu Herrn Taschenbier", erzählt Wunderlich undn zeigt auf die Sandsteinmauer in der Alten Hofhaltung. Der Weg führt hinunter in die Altstadt, zu dem Haus mit der schönen Fassade, in dem der schüchterne Bruno Taschenbier bei der strengen Frau Rotkohl im Film zur Untermiete gewohnt hat. "Die Bamberger nennen es seitdem auch das Sams-Haus", sagt Wunderlich. Eigentlich ist das ein ganz normales Mietshaus. "Die Dreharbeiten fanden auch nie im Haus, sondern nur vor der Tür statt." Ihre Begeisterung für den liebenswert schrulligen Herrn Taschenbier und sein rothaariges Sams, merkt man der Stadtführerin an.
Die Kinder erfahren bei dem Spaziergang viele Details über den Film, ganz nebenbei bekommen sie auch einen ersten Überblick über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten, wie Dom, Neue Residenz und das Klosterareal Michaelsberg. Noch mehr erfährt man über die Filme. So brauchte die Schauspielerin Christine Urspruch über zwei Stunden in der Maske, bis sie komplett in das Sams verwandelt war. Wunderlich erzählt, dass viele Innenszenen, wie beispielsweise die in der Wohnung von Frau Rotkohl, in einer Scheune in Oberhaid unweit von Bamberg gedreht wurden. "Die Papierfabrik Palm in Eltmann im Landkreis Haßberge diente als Kulisse für die Büroräume der Schirmfabrik, in der Herr Taschenbier im Film arbeitet."
Am Ende der zweistündigen Sams-Führung gibt es ein original Bamberger Hörnla vom Traditionsbäcker für die Kinder. Gleich zwei Köstlichkeiten tragen den Namen Bamberger Hörnla, erklärt die Stadtführerin. Eine feinschalige, saftige Kartoffelsorte und ein blättriges Buttergebäck in Hörnchenform, ähnlich einem Croissant. Die Kartoffel mit nussigem Aroma wird auf Bauernmärkten oder in Hofläden angeboten. Das Hörnchen bereitete ein Bamberger Bäcker schon vor 300 Jahren so zu. Das Vorbild stammte wohl aus Wien. Dann geht es den Domberg wieder hinauf und wir werfen noch einen Blick auf das Schaufenster, in das das Sams mit dem Auto raste, bei einer spektakulärem Fahrt den Stephansberg hinab. "Auch diese Szene wurde in einer Scheune in den Haßbergen gedreht."
Rund sechs Millionen Tagestouristen kommen pro Jahr nach Bamberg. Das Alte Rathaus wurde 1744 auf Pfählen in der Regnitz errichteten. Der mit Fresken geschmückte Barockbau gleicht einem ankerndem Schiff. Das Rathaus liegt genau auf der Grenze zwischen Bischofs- und Bürgerstadt. Das an das Rathaus angebaute kleine Rottmeisterhaus hängt malerisch über der Regnitz. In den Altstadtgassen befinden sich jede Menge interessante kleine und feine Geschäfte und Cafes.
Der Vogelsaal im Naturkundemuseum
Nun machen wir noch einen Abstecher ins Bamberger Naturkundemuseum. Es gilt als eines der ältesten und schönsten Naturkundemuseen weltweit. Höhepunkt der Ausstellung ist der historische Vogelsaal, der gleichsam ein "Museum im Museum" ist. Statt Abbildungen gibt es hier jeden Menge Originale, unter anderem 800 Vögel. Das Gefieder der Raben leuchtet lila in der Sonne, die Elster schillert in lila-grün. Damit die Kinder Spaß haben, bekommen sie an der Kasse ein Vogelsaalquiz. Sie dürfen das größte Tier im Saal suchen und das kleinste, ein giftiges Tier und das bunteste. Der kleinste Vogel ist übrigens der Hummelkolibri, der nur so groß wie eine Hummel ist.
Lieblingstier der Kinder aber ist eindeutig Poldi. Bis 1982 lebte ein echter Bär auf der Altenburg hoch über Bamberg. Poldi kam 1952 mit sechs Monaten auf die Festung und sollte der Bärendame Toni Gesellschaft leisten. Irgendwie gab es zwischen den beiden nur Streit. So lebte Poldi dann 30 Jahre alleine in seinem 60 Quadratmeter Gehege im Burggraben. Er machte Männchen, fing hart gekochte und rohe Eier. Das alles erfährt man beim Besuch des Naturkundemuseums, wo heute noch Poldis ausgestopfter Kopf am Eingang hängt. "Wo ist denn sein Hinterteil?", wollen die Kinder wissen. Ähm, so genau wissen das selbst die Mitarbeiterinnen des Museums nicht. Das Fell hätte jedenfalls die Tierpflegerin bekommen.
Unbedingt Rauchbier probieren
Nach so viel Kinderprogramm gibt es noch etwas nur für Erwachsene: ein original Bamberger Rauchbier. Denn das sollte jeder, der nach Bamberg kommt, probieren. Und wer jetzt an Geräuchertes denkt, liegt richtig: Beim Brauen von Rauchbier wird das Malz durch den Rauch von Buchenholz getrocknet – ein Vorgang, der dem Rauchbier seinen typischen rauchigen Geschmack verleiht. Der beliebteste Ort, um das Bamberger Bier zu probieren, ist das Schlenkerla in der Dominikanerstraße. Meist sieht man schon von Weitem die Menschenmenge, die sich an warmen Tagen vor dem Lokal versammelt.