Die Weinrebe wurde einer Studie zufolge wohl nur einmal vom Menschen domestiziert. In den vergangenen zwei Jahrtausenden habe es aber immer wieder genetische Einträge aus wilden europäischen Trauben gegeben, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal Proceedings der US-nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
Der Beginn der Kultivierung in Europa liege etwa 3000 Jahre zurück. Das Einkreuzen der europäischen Wildtrauben war der Analyse zufolge bei der Weinherstellung mit einer Verbesserung von Geschmacksmerkmalen verbunden, aber auch mit einer erhöhten Belastung durch für die Trauben potenziell schädliche Mutationen. Die Weinrebe gehört zu den weltweit verbreitetsten und ökonomisch wertvollsten Anbaupflanzen. Sie sei eine der ersten domestizierten Kulturpflanzen gewesen, erläutern die Forschenden.
Domestiziert wurde die Pflanze vor etwa 8000 Jahren
Seit der Antike werde sie in großem Umfang sowohl als Obst (Tafeltrauben) als auch für Wein angebaut. Domestiziert wurde die Pflanze nach archäologischen Daten vor etwa 8000 Jahren in einem Gebiet, das den südlichen Kaukasus, die Levante – Länder am östlichen Mittelmeer– und den Norden des sogenannten Fruchtbaren Halbmonds umfasst. Letzteres ist die Bezeichnung für ein halbkreisförmiges Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, nördlich der Arabischen Halbinsel mit einst besonders günstigen Bedingungen für die Landwirtschaft. Gängigen Annahmen zufolge könnten dort einst auch Getreidebau und Haustierhaltung entstanden sein. Einer kürzlich im Fachjournal "Science" vorgestellten Studie zufolge könnten die Ursprünge des Weinbaus im Südkaukasus sogar 11.000 Jahre zurückreichen.
Die Wissenschaftler um Yongfeng Zhou von der Chinesischen Akademie für Agrarwissenschaften in Shenzhen hatten für die aktuelle Analyse das Erbgut von 345 Proben aus dem Verbreitungsgebiet von Wildreben (Vitis vinifera ssp. sylvestris) und kultivierten (V. vinifera ssp. vinifera) Trauben einbezogen. Darunter waren 72 Wildreben aus Europa, 36 Wildtrauben aus dem Nahen Osten und dem Kaukasus sowie 231 domestizierte Trauben und sechs nordamerikanische Arten (Vitis californica und Muscadinia rotundifolia). Die Ergebnisse könnten bei der genomgestützten Züchtung von Keltertrauben genutzt werden, hofft das Forschungsteam. Schädliche Merkmale ließen sich so beseitigen und neue Anpassungen einbringen. Gerade im Zuge der Klimakrise sind neue Rebsorten gefragt, wegen veränderter Witterungsbedingungen, aber etwa auch wegen sich ausbreitender Schädlinge. (dpa)