
Batterien von Einweg-E-Zigaretten könnten einer Studie zufolge Hunderte Male wieder aufgeladen werden. Zu diesem Ergebnis kommen britische Forscherinnen und Forscher, die Lithium-Ionen-Batterien solcher Produkte untersuchten. Derzeit landeten diese E-Zigaretten jedoch meist in der Umwelt oder im Hausmüll, obwohl sie eigentlich Sondermüll seien. Eine Einweg-E-Zigarette kann weder erneut mit Flüssigkeit befüllt werden, noch eine neue Batterieladung bekommen.
Ihre Studie präsentieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachjournal Joule. „Wenn Sie eine niedrige Lade- und Entladerate verwenden, können Sie sehen, dass Sie über 700 Zyklen immer noch eine Kapazitätserhaltung von mehr als 90 Prozent haben. Das ist eigentlich eine ziemlich gute Batterie“, sagt Hauptautor Paul Shearing, Professor für nachhaltige Energietechnik an der Universität Oxford. „Und die wird einfach weggeworfen.“
Forschende entdecken gefährliche Herstellungsfehler in Einweg-E-Zigaretten
Zugleich warnt er Nutzerinnen und Nutzer jedoch eindringlich davor, die Batterie selbst freizulegen und nachzuladen. „Aufgrund der Metallinnenseite des E-Zigarettengehäuses und der freiliegenden Verkabelung besteht ein erhebliches Risiko eines Zellkurzschlusses während der Herausnahme der Zelle.“ Das Zerlegen des Geräts sei für einen Benutzenden, der das zu Hause durchführen möchte, nicht sicher. „Die Studie verdeutlicht die durch den Verkauf von Einweg-E-Zigaretten verursachte Verschwendung von zentralen Materialien und den dringenden Bedarf an staatlichen Eingriffen“, schreibt das Team. „Um die Verschwendung wertvoller Materialien zu verhindern, sind strengere Vorschriften erforderlich, entweder Investitionen in das Recycling, eine Neuklassifizierung der Zellen oder ein landesweites Verbot.“
In Deutschland forderte der Bundesrat bereits im März dieses Jahres die Bundesregierung auf, „sich für ein wirkungsvolles Verbot des Inverkehrbringens von Einweg-E-Zigaretten auf nationaler und EU-Ebene einzusetzen“. Sie würden oft nicht fachgerecht als Elektrogerät entsorgt, sondern über den Hausmüll, sodass sie verbrannt werden. Auch Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat sich dafür ausgesprochen, dass sie vom Markt verschwinden.
Das Team um Shearing verweist zudem auf Gefahren, die in früheren Studien bei gewöhnlichen E-Zigaretten aufgefallen waren: Eine Untersuchung habe per Röntgen-Computertomografie potenziell gefährliche Herstellungsfehler entdeckt, einschließlich Fremdkörpern und falscher Elektrodenausrichtung. Andere Studien berichteten über Verletzungen durch Explosionen von E-Zigaretten. Die aktuelle Studie zeige, dass Batterien, die als Einweg-Material verkauft werden, möglicherweise im Rahmen einer Second-Life-Anwendung wiederholt verwendet werden könnten. „Wir vermuten, dass die Batterien auf diese Weise verkauft werden, um die für das Wiederaufladen erforderlichen Sicherheitsstandards zu umgehen, obwohl sie alle notwendigen Materialien dazu enthalten“, schließen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Shearing.
2023 wurden deutschlandweit 50 Millionen Einweg-E-Zigaretten geraucht
Der rasante Anstieg der Einweg-E-Zigaretten habe in Großbritannien zu einem drängenden neuen Abfallproblemen geführt, schreibt der Verlag Cell Press, der das Fachjournal Joule herausgibt: Jede Woche werden in dem Land demnach etwa 1,3 Millionen dieser Geräte weggeworfen. Dadurch kämen in einem Jahr etwa 10.000 Kilogramm Lithium aus E-Zigaretten-Batterien auf britische Mülldeponien. Umliegende Gewässer würden zudem durch giftiges Nickel, Kobalt und organische Lösungsmittel gefährdet.
Auch in Deutschland ist die Zahl der Einweg-E-Zigaretten zunächst drastisch gestiegen, scheint aber wieder zu sinken. Habe es 2021 noch so gut wie keinen Absatz gegeben, so seien in den neun Monaten seit April 2022 rund 45 Millionen Geräte verkauft worden, teilte das Bündnis für Tabakfreien Genuss, ein Interessenverband der E-Zigaretten-Branche, mit. Im gesamten Jahr 2023 werde die Zahl auf 50 Millionen geschätzt. Nach seinen Prognosen wird die Zahl der Einweg-E-Zigaretten 2024 deutlich sinken. „Einfach zu bedienende Geräte mit wiederaufladbarem Akku sind eine gute und vor allem kostengünstige Alternative. Der E-Zigarettenhandel stellt aktuell immer stärker auf die Mehrweg-Systeme um“, schreibt der Verband.
Medizinerinnen und Mediziner warnen vor den Folgen von E-Zigaretten allgemein. Der Konsum sei wahrscheinlich etwas weniger schädlich als das Rauchen herkömmlicher Zigaretten, „allerdings enthält das Aerosol von E-Zigaretten gesundheitsschädliche Substanzen wie beispielsweise Formaldehyd und Acrolein“, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).