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Tierwelt
Künstliche Duftstoffe sollen Pflanzenfresser abschrecken
Wallabys fressen Eukalyptusblätter und schaden so den Pflanzen. Forschende haben deshalb mit Duftstoffen experimentiert. Die Methode könnte auch bei anderen Arten helfen.
Elefanten in Simbabwe. Der Export von Elefanten aus vier Ländern Afrikas für Zoos und Zirkusse ist nun verboten. Foto: Tsvangirayi Mukwazhi/AP       -  Elefanten in Simbabwe. Der Export von Elefanten aus vier Ländern Afrikas für Zoos und Zirkusse ist nun verboten.
Foto: Tsvangirayi Mukwazhi/AP (dpa) | Elefanten in Simbabwe. Der Export von Elefanten aus vier Ländern Afrikas für Zoos und Zirkusse ist nun verboten.
Stefan Parsch
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:07 Uhr

Nutzpflanzen lassen sich vor den hungrigen Mäulern pflanzenfressender Säugetiere schützen, indem man diese mit dem Geruch einer anderen Pflanze täuscht, die sie üblicherweise meiden. Das zeigt die Studie einer Forschungsgruppe um Clare McArthur und Patrick Finnerty von der University of Sydney, über die im Fachblatt Nature Ecology & Evolution berichtet wird. Für die Experimente wurden Eukalyptusbaum-Setzlinge mit dem künstlich hergestellten Geruch ungenießbarer Boronia-Sträucher umgeben – tatsächlich mieden Kängurus die Setzlinge daraufhin. 

Wie Erstautor Finnerty in einer Mitteilung zur Studie beschreibt, verursachen Pflanzenfresser in ökologisch und wirtschaftlich sensiblen Gebieten weltweit erhebliche Schäden. Hauptautorin McArthur ergänzte: „Der durch Pflanzenfresser wie Hirsche, Elefanten und Wallabys verursachte Schaden an Pflanzen ist ein wachsendes globales Problem.“ Das gelte insbesondere in Regionen, in denen Feuer gewütet hätten.

Pflanzen, die von künstlichem Duft umgeben sind, werden seltener gefressen

Die derzeitigen Methoden zum Schutz von Nutzpflanzen – etwa das Aufstellen von Zäunen – seien häufig aufwendig und kostspielig. Die Tiere zu töten könne hingegen unethisch sein, erklärte Finnerty, sodass alternative Ansätze erforderlich seien. Eine solche Alternative hat das Forschungsteam nun mit Sumpfwallabys getestet. Die kleinen Kängurus fressen gerne Eukalyptusblätter. Hingegen meiden sie Korallenrauten-Sträucher. Von diesen Sträuchern sammelten die Forschenden 30 Proben, deren Geruch sie mit Gaschromatografie und Massenspektrometrie analysierten. Das Team fand 482 verschiedene Duftstoffe und wählte diejenigen aus, die in allen Proben vorkamen und deren Mengen bei verschiedenen Pflanzen recht konstant waren.

Auf Basis der Analyse erstellten die Forschenden eine künstliche Duftlösung, die sie in Glasfläschchen füllten. Aus diesen strömte der Geruch in etwa derselben Intensität wie bei einem echten Boronia-Strauch. Die Fläschchen wurden in einem Nationalpark um Eukalyptusbaum-Setzlinge platziert. Zum Vergleich testete das Team die Reaktion der Wallabys auf Setzlinge ohne Geruchsschutz, Setzlinge, die von echten Boronia-Sträuchern umgeben waren, sowie auf Fläschchen mit anderen künstlichen Gerüchen. Tatsächlich wurden die Eukalyptus-Setzlinge, die von künstlichem Boronia-Duft umgeben waren, seltener von Wallabys gefressen als ungeschützte Pflanzen. 

„In Anbetracht der Tatsache, dass viele Pflanzenfresser den Geruch von Pflanzen als ihren primären Sinn für die Nahrungssuche nutzen, bietet diese Methode einen neuen Ansatz, der weltweit zum Schutz wertvoller Pflanzen eingesetzt werden könnte, sei es im Rahmen der Naturschutzarbeit oder zum Schutz landwirtschaftlicher Kulturen“, erklärte Patrick Finnerty. Er hatte den Ansatz zuvor erfolgreich bei Afrikanischen Elefanten getestet und kennt auch Versuche, den Verzehr von Pflanzen mithilfe von Abwehrstoffen wie Chili- oder Motoröl einzudämmen. 

Ansatz lässt sich möglicherweise auf andere Säugetiere übertragen

Ein solches Vorgehen würde allerdings an Grenzen stoßen: „Die Tiere neigen dazu, sich an diese unnatürlichen Reize zu gewöhnen, sodass die abschreckende Wirkung nur vorübergehend ist“, erklärte der Ökologe. „Indem wir den Geruch von Pflanzen nachahmen, denen Pflanzenfresser natürlicherweise begegnen und die sie bei der täglichen Nahrungssuche meiden, arbeitet unser Ansatz mit den natürlichen Motivatoren dieser Tiere zusammen, sodass sich Pflanzenfresser weniger an diese Gerüche gewöhnen.“ 

Zudem biete der Einsatz von künstlich erzeugten Duftstoffen viele Vorteile, führte Finnerty weiter aus: „Echte Pflanzen konkurrieren um Wasser und Ressourcen, was die schützende Wirkung von Fraßschutz aufwiegen kann.“ Das Team ist zuversichtlich, dass sich ihr Ansatz auf andere Säugetiere und wohl auch auf wirbellose Pflanzenfresser übertragen lässt, die sich bei der Nahrungssuche in erster Linie auf die geruchlichen Informationen von Pflanzen verlassen. 

 
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