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Sprachforschung
Muttersprache prägt Babys vor der Geburt
Französisch, Englisch, Deutsch? Welche Sprache gesprochen wird, beeinflusst Babys schon im Mutterleib.
Laut einer Studie in den USA kommt es durch Corona-Impfungen nicht zu vermehrten vorzeitigen Geburten. Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn/dpa       -  Hör mal, wer da spricht.... schon im Mutterleib werden Babys durch ihre Muttersprache geprägt.
Foto: Mascha Brichta, dpa | Hör mal, wer da spricht.... schon im Mutterleib werden Babys durch ihre Muttersprache geprägt.
Valentin Frimmer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:44 Uhr

Kinder erwerben im Vergleich zu Erwachsenen Sprachen mit Leichtigkeit. Der Lernprozess beginnt aber nicht erst nach der Geburt. Die Gehirne von Babys werden schon davor von ihrer Muttersprache geprägt. Das schlussfolgert ein Team um Judit Gervain von der italienischen Universität Padua im Fachblatt Science Advances nach Experimenten mit Neugeborenen. Demnach beeinflusst uns schon im Mutterleib, welche Sprache um uns rum gesprochen wird. "Diese Ergebnisse sind der bislang überzeugendste Nachweis, dass das Erfahren von Sprache sogar schon vor der Geburt die funktionelle Organisation des kindlichen Gehirns prägt", schreibt das Team. 

Dass Babys schon im Mutterleib hören und durch Geräusche geprägt werden, ist keine neue Erkenntnis. Bereits in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche ist das Gehör funktionsfähig. So konnten frühere Studien bereits zeigen, dass Neugeborene besonders stark sowohl auf die Stimme ihrer eigenen Mutter reagieren, als auch auf ihre Muttersprache an sich. Auch Musik können sie wiedererkennen. Allerdings sei bislang unklar gewesen, wie das Gehirn von Neugeborenen durch die Muttersprache bereits vor ihrer Geburt beeinflusst wird, schreibt das Team.

"Das Hören der Muttersprache löst komplexe Gehirnprozesse aus"

An den Experimenten nahmen französischsprachige Mütter und ihre neugeborenen Babys (zwischen einem und fünf Tage alt) teil. Den schlafenden Kleinen wurden hintereinander drei je siebenminütige Tonaufnahmen mit Sätzen aus dem Märchen "Goldlöckchen und die drei Bären" vorgespielt, eine in französischer Sprache, eine auf Spanisch und eine auf Englisch. Einem Teil der Gruppe wurde dabei die spanische Version als letztes vorgespielt, einem anderen Teil die englische. 

Rund ein Drittel der Babys hörte als letztes die französische Version, also die Muttersprache. Während des Experiments untersuchten die Forschenden die neuronale Aktivität der Neugeborenen mit Hilfe von speziellen Elektroenzephalografie-Kappen (EEG). Besonderes Augenmerk lag darauf, was nach den drei Tonaufnahmen im Gehirn der Kinder passierte. Für die Auswertung wurden Daten von 33 Neugeborenen berücksichtigt. 

Die Forschenden stellten bei Babys, die als letztes ihre Muttersprache gehört hatten, spezielle EEG-Veränderungen bei den sogenannten Thetawellen fest. Kinder, die zuletzt Englisch oder Spanisch gehört hatten, zeigten diese Veränderungen nicht. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass im Gehirn von Neugeborenen durch das Hören der Muttersprache komplexe Gehirnprozesse ausgelöst werden, neuronale Dynamiken, die wahrscheinlich mit der Sprachverarbeitung und dem Lernen zusammenhängen", sagte Gervain laut einer Mitteilung ihrer Uni. Diese Prozesse seien viel schwächer ausgeprägt, wenn das Kind eine andere Sprache hört. Die Forschenden schließen daraus, dass bestimmte Anlagen schon im Mutterleib entstanden sind. "Mit anderen Worten, das Gehirn des Säuglings scheint so strukturiert zu sein, dass es sich an die Sprache, die es schon vor der Geburt gehört hat, erinnert und anders darauf reagiert", sagte Gervain.

 
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