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Raumfahrt
Die optimale Weltraum-Mahlzeit: ein Salat
Neil Armstrong musste noch mit fader Tubenkost auskommen, künftige Astronauten dürfen auf Frisches aus Sojabohnen, Grünkohl und Erdnüsse hoffen.
Alice Lanzke
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:23 Uhr

Ein Salat aus Sojabohnen, Mohn, Gerste, Grünkohl, Erdnüssen, Süßkartoffeln und Sonnenblumenkernen ist laut einem internationalen Forschungsteam die ideale Mahlzeit für Langzeitmissionen im All. Das Gericht würde nicht nur fast alle spezifischen Nährstoffbedürfnisse von Astronauten decken – die Zutaten könnten auch im All angebaut werden. Im Geschmackstest hielt sich die Begeisterung einiger Probanden allerdings noch in Grenzen. 

Neben einer gehörigen Portion Pioniergeist brauchten die ersten Menschen im All bisher auch einen anspruchslosen Magen: Die Mahlzeiten von Astronauten wie Juri Gagarin, Neil Armstrong und ihren Nachfolgern bestanden vor allem aus fader Tubenkost und ein paar gefriergetrockneten Snacks. Mittlerweile wurde das Essen im Weltraum weiterentwickelt. So kann etwa die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS aus einer ganzen Reihe verschiedener dehydrierter und vakuumverpackter Mahlzeiten wählen, angepasst an individuelle kulturelle Unterschiede oder spezielle Ernährungsformen. Doch angesichts möglicher bemannter Langzeit-Missionen – etwa zum Mars – stellt sich die Frage, wie Astronauten künftig am besten ernährt werden können, noch drängender. 

Im All verbraucht der Mensch mehr Kalorien als auf der Erde

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des deutschen Wissenschaftlers Volker Hessel von der australischen University of Adelaide hat nun die nach ihren Angaben „optimale“ Weltraummahlzeit aus frischen Zutaten, die im All angebaut werden können, entwickelt: einen vegetarischen Salat, über den sie in der Fachzeitschrift ACS Food Science &Technology berichten. Grundsätzlich würden Astronauten im All mehr Kalorien verbrauchen als Menschen auf der Erde und darüber hinaus zusätzliche Mikronährstoffe wie Kalzium benötigen, um während der langen Zeit in der Schwerelosigkeit gesund zu bleiben. Zudem würden künftige Langzeitmissionen einen nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln in Raumschiffen oder Weltraumkolonien erfordern. Bislang sei vor allem erforscht worden, welche Nährstoffe Astronauten genau benötigen und mit welchen Methoden Lebensmittel im Weltraum angebaut werden können – spezielle frische Mahlzeiten seien allerdings noch nicht entwickelt worden. Diese Lücke wollte die Forschungsgruppe nun schließen und dabei eine Mahlzeit entwickeln, die auch noch schmeckt. 

Dafür erstellten sie zunächst ein Computermodell mit verschiedenen Variablen, darunter Makro- und Mikronährstoffgehalt, aber auch die für den Pflanzenanbau benötigte Wassermenge. Bei den Nährstoffen dienten Empfehlungen der US-Raumfahrtbehörde Nasa als Orientierung. Darauf basierend bewerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerzehn Weltraumgerichte für die tägliche Vollnahrungsversorgung eines Astronauten. Vier davon waren vegetarisch, und sechs enthielten sowohl Fleisch als auch pflanzliche Nahrung. Jedes Szenario wurde mit Blick auf den Nährstoffbedarf eines männlichen Astronauten bei gleichzeitig möglichst geringem Wasserbedarf für den Anbau der Lebensmittel bewertet. Zudem achtete das Forschungsteam auf die Nachhaltigkeit der Lebensmittel im All, indem es Zutaten auswählte, die wenig Dünger, Zeit und Fläche für den Anbau benötigen. 

Der Geschmackstest zeigte gemischte Ergebnisse

Die Analyse der Gruppe ergab, dass eine vegetarische Mahlzeit aus Sojabohnen, Mohn, Gerste, Grünkohl, Erdnüssen, Süßkartoffeln und/oder Sonnenblumenkernen das effizienteste Gleichgewicht zwischen maximalen Nährstoffen und minimalem Aufwand bietet. Diese Kombination liefere zwar nicht alle Mikronährstoffe, die ein Astronaut benötige, dies könne aber durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden. Die Forschenden bereiteten aus der ermittelten Mischung einen Salat zu, den sie vier Probanden zum Geschmackstest gaben – mit gemischten Ergebnissen: Einer der Tester zeigte sich begeistert und sagte, er habe „nichts dagegen, dies die ganze Woche als Astronaut zu essen“. Die anderen Probe-Esser äußerten sich zurückhaltender, obwohl sie sich einen Nachschlag holten. (dpa)

 
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