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Pro und Contra
Frage der Woche: Zum Start der Grillsaison einfach mal nicht grillen?
Jetzt beginnt die Grillsaison. Will man da unbedingt mitmachen? Oder kann der Grill auch mal kalt bleiben? Ein Pro und Contra.
50157484.jpg       -  Jetzt beginnt die Grillsaison. Aber muss man unbedingt das Steak im Garten braten?
Foto: Daniel Maurer, dpa | Jetzt beginnt die Grillsaison. Aber muss man unbedingt das Steak im Garten braten?
Veronika Lintner, Felicitas Lachmayr
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:43 Uhr

Pro: Fettwolken und verbrannte Schwarten – was soll das ganze Grillgedöns?

Aufklappbares Verdeck, verchromter Unterbau, Gas- oder E-Antrieb, drei Hauptbrenner mit Aromaschiene, auf Hochtouren in 45 Sekunden. Ist das noch Grill oder schon inkarnierter Super-Brater, was da nebst fetter Karre in der Garage steht? Genesis, Spirit, Santos – namentlich scheinen die Röster zu Höherem bestimmt. 

Und wahrhaftig. Ausgestattet mit Schwerlast-Lenkrollen lassen sie sich samt vorgegartem Schwein direkt zur Gartenparty auf die Nachbarterrasse schieben. Mit so einem ganzen Vieh hat das brutzelnde Alphatier das Gehabe um den Grillmeistertitel dann auch schnell für sich entschieden – ganz ohne göttliche Grillgabe. Denn dreht man den Spieß mal um, steckt hinter dem Lendchengewende oft nicht mehr als das Ritual halbgarer Amateure, die mit Briketts und einem Schuss Spiritus Frischfleisch ankokeln. 

Aber jetzt bloß keinen Beef mit den fanatischen Brutzlern anzetteln. Denn die verteidigen ihr Revier über alle Klassen hinweg. Statt mit teuren Super-Röstern braten sie sich am anderen Ende der Nahrungskette mit Einweg-Grill und Billig-Käseknackern durchs Wochenende. Die Sonne scheint, Hauptsache angrillen, egal auf welchem Gerät. 

Für das Räucherglück ist kein Aufwand zu groß. Kühlboxen voll Mariniertem werden an den See gezerrt, Dips und Soßen aufgetischt, Salate angemacht und Brotberge aufgetürmt. Bis alle an schwarzen Schwarten nagen und das gemeinschaftliche Gelage zelebrieren. Ungeachtet all derer, die Reißaus nehmen vor den Rauchschwaden und Fettwolken und sich hinter verbarrikadierten Fenstern fragen, was dieser ganze Würstchenwahn bloß soll. Wenn schon der steinzeitlichen Esskultur frönen, dann lieber andächtig das Stockbrot ins Lagerfeuer halten. Aber ist ja reine Geschmackssache. (Felicitas Lachmayr)

Contra: Grillen ist sinnlich, vereinend und für alle da

Der Sommer ist nicht schüchtern. Ein Rasenmäher knattert seinen Song, die Grillen zirpen im Chor und ein Bauchplatscher klatscht ins Freibadwasser. Aber dass er endlich da ist, das meldet der Sommer zuerst mit Duft- und Rauchzeichen. Kurz in die Luft geschnüffelt, was da von Nachbars Terrasse herweht – aha! Hubermayers grillen an. Und dann wird gezetert und sich echauffiert, Luken dicht, sonst qualmt’s herein ins Eigenheim! Oder aber: Man hebt die hängenden Mundwinkel und qualmt zurück. Schleppt den eigenen Grill aus dem Keller. Ran ans Barbecue, dieser Party für Zunge und Seele. 

Ja, es stimmt, diese Grill-Nebelschwaden können zur Plage werden, für Mensch, Tier und Umwelt – Vor- und Rücksicht sind bei der Grillplatzwahl deshalb Pflicht. 

Und ja, die Grillerei löst immer ein schreckliches Platzhirsch-Gedöns aus: Wer Chef oder Chefin am Rost ist, spricht im Idealfall fließend Grillmeisterlatein (googeln sie "Texaskrücke" und "Plateau-Phase"!) und protzt am XXL-Weber-Grill, dem Porsche Cayenne unter den Bratrost-Geräten. Oder, noch übler, am Einmal-Wegwerf-Grill, Umweltsünde aus Alu. 

Aber wer grillt, hat die Wahl: Wer sein Pfundssteak schlingen und Käsekrainer brutzeln will, der darf das. Doch die gebratene Paprika knackt auch schön im Mund und der Halloumi-Grillkäse quietscht. Hasardeure legen sogar Melone und Nektarine auf den Rost. Grillen kann also alles, Grillen ist für alle. Ist sinnlich und nicht hüftsteif wie das am Induktionsherd präparierte Edel-Dinner. Stattdessen stehen da Grillfreunde und glupschen und pusten in die Glut. Urzeit- und Lagerfeuer-Kitsch. Und der qualmende Zoff mit den Nachbarn? Löst sich in Luft und Grillduft auf. (Veronika Lintner)

 
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