Herzlichen Glückwunsch zu Ninja Turtles. Können Sie mir erklären, warum es im Trailer heißt: ‘Von dem ewigen Teenager Seth Rogen’?
Seth Rogen: Ich denke, sie versuchen damit, meine überschwängliche, jugendliche Energie anzusprechen, aber ganz sicher nicht meine Unreife (lacht).
Behalten Sie diese Energie immer bei!
Rogen: Ja, für immer und ewig. Das habe ich mir selbst geschworen.
Sie sind als Autor, Schauspieler und Produzent tätig. Nun leihen Sie den Schildkröten Ihre Stimme. Haben Sie noch Zeit für sich selbst? Und wenn ja, was machen Sie in Ihrer Freizeit abgesehen von der Arbeit?
Rogen: Oh, ich habe tonnenweise Zeit für mich selbst. Meine Frau Lauren, die auch als Autorin und Regisseurin arbeitet, und ich hängen viel zusammen ab, machen Töpferarbeiten, sehen uns Filme und Reality-Shows an. Ich habe kein Problem damit, die Arbeit beiseitezulegen, um meine Freizeit zu genießen.
Sie haben gerade gesagt, dass Sie gerne töpfern. Verkaufen Sie Ihre Kreationen auch und ist das ein lukratives Geschäft?
Rogen: Es läuft ziemlich gut, ja. Wir stellen hochwertige Accessoires und Wohnartikel für Menschen her, die Marihuana rauchen. Dazu gehören Dinge wie Aschenbecher und Feuerzeuge. Ich denke, dass niemand sonst wirklich viel Gedanken oder Energie in solche Dinge steckt, aber ich bin sehr leidenschaftlich dabei. Niemand verkauft schönere Aschenbecher als wir!
Wie viel kosten die Aschenbecher?
Rogen: Oh, sie variieren im Preis. Ich denke, sie kosten ab etwa 60 Dollar bis hin zu einigen hundert Dollar für einen stehenden Aschenbecher, der eher wie ein Möbelstück aussieht. Auf houseplant.com kann man all unsere Produkte sehen. Allerdings liefern wir nicht nach Deutschland. Deutsche Käufer brauchen also einen Freund in Amerika, der ihnen die Produkte schickt. Aber Gott sei Dank sind unsere Kunden kreativ und bekommen genau, was sie wollen, auch wenn sie nicht in Amerika wohnen (grinst).
Ich habe gelesen, dass Sie vor Jahren einmal Streit mit Justin Bieber hatten. Sie sind beide Kanadier. Wie würden Sie jetzt auf ihn zugehen, wenn Sie ihn sehen würden?
Rogen: (Lacht) Ich habe Justin Bieber in meinem Leben buchstäblich viermal getroffen. Ich würde nicht sagen, dass wir Streit haben. Tatsächlich habe ich im Laufe der Jahre ein paar Mal mit ihm per SMS hin und her geschrieben. Er hat meine Keramikarbeiten gelobt. Also nein, ich habe Gott sei Dank gar keinen Streit mit einem der aktuell angesagten Popstars (lacht).
Gut, dass wir das geklärt haben.
Rogen: Ich mache das seit zehn Jahren, dass ich ab und zu Witze über andere Leute reiße, und glauben Sie mir, die meisten Leute sind nicht besonders glücklich darüber (lacht). Aber das macht mir nichts aus. Es gibt eben Leute, die den Spaß nicht verstehen und sich darüber beschweren.
Apropos Kanada. Wie war es damals für Sie, als sie nach Amerika umgesiedelt sind?
Rogen: Als ich von Kanada nach Amerika zog, fand ich mich in einem großen Konflikt mit mir selbst wieder. Sogar mit den Amerikanern, die komplett links eingestellt waren. Mir war klar, dass ich entweder keine Freunde in Amerika finden werde oder ich meine Einstellung ändern muss – und zwar gewaltig. Ich habe gelernt, dass man mit einer Person befreundet sein kann, die andere politische Ansichten hat als man selbst.
Das ist vor allem in der heutigen Zeit wichtig, wo viele Freundschaften bezüglich der Politik scheitern.
Rogen: Leider ja. In der heutigen Zeit passiert das viel öfter, als es uns sicherlich lieb ist. Doch nicht jeder hat das Glück, nach einer politischen Auseinandersetzung noch einen Freund zu haben.
Und wenn Sie Kanada jetzt besuchen, was ist anders als in Amerika?
Rogen: (überlegt) Ich glaube, dass Kanada viel mehr zum Umweltschutz beiträgt, als Amerika das macht. Wenn ich Vancouver besuche, stehen auf einmal 15 Mülleimer vor mir (lacht). Ich weiß nie, wo was reinkommt. Bananenschale hier, Brot dort. Hier in Amerika haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Ich bin auf jeden Fall hundertprozentig dafür.
Wie gehen Sie eigentlich mit Ihrer Privatsphäre um? Haben Sie Angst, dass jemand Ihr Handy hacken könnte?
Rogen: Gott sei Dank bin ich in einer Welt aufgewachsen, in der wir keine extrem privaten Sachen auf unseren Handys gespeichert hatten. Bei mir würden Hacker höchsten Hundefotos finden. Meine privaten Dinge hebe ich woanders auf (lacht).
Beeinflusst die Angst vor Enthüllungen Ihr Leben?
Rogen: Ganz und gar nicht. Ich lebe mein Leben ganz normal und tue Dinge, von denen sicherlich einige Leute schockiert wären. Es gibt nichts, was ich nicht tun würde, nur weil ich berühmt bin. Wenn Sie sich das Beispiel Jeff Bezos anschauen. Er ist der reichste Mann der Welt und nicht einmal er hat es geschafft, seine privaten Momente für sich zu behalten. Vor nicht allzu langer Zeit beherrschte sein Privatleben die Medien, eine Schlagzeile jagte die nächste. Doch nach gefühlten 30 Sekunden war das alles schon wieder vorbei und keiner sprach mehr davon. Wenn vor 40 Jahren eine ähnliche Schlagzeile über die „Lehman Brothers“, die damals die reichsten Männer der Welt waren, in den Nachrichten gewesen wäre, wäre sicherlich die gesamte amerikanische Wirtschaft zusammengebrochen (lacht). Heutzutage nehmen wir solche Schlagzeilen auf und vergessen sie so schnell wie möglich wieder.
Das stimmt allerdings.
Rogen: Meine Frau und ich unterhalten uns ständig darüber, dass Scham systematisch aus unserer Gesellschaft beseitigt wird. In naher Zukunft werden die beschämendsten Momente eines jeden Menschen auf Knopfdruck abrufbar sein. Was du privat machst, wird nicht mehr privat bleiben. Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn wir in ein paar Jahren einen Menschen kennenlernen, wir innerhalb von ein paar Sekunden die privatesten Sachen über ihn herausfinden oder ihm per Video dabei zusehen können, wie er auf der Toilette sitzt (lacht).
Wie entspannen Sie sich nach einem stressigen Tag am Set?
Rogen: Ich mache Töpferarbeiten, das finde ich sehr entspannend. Ich schaue gern Fernsehen und finde Reality-TV sehr entspannend. Es lenkt mich von meiner Arbeit ab und ermöglicht es mir, mich darüber zu freuen, dass ich nicht die gleichen Probleme habe wie zum Beispiel die Besetzung von ‘90 Day Fiancé’ (lacht).
Was ist Ihr Markenzeichen vor der Kamera? Was ist etwas, das Sie in jedem Film tun?
Rogen: Ich glaube, da gibt es nichts bei mir. Haben andere Menschen so etwas? Das scheint mir dem Handwerk des Schauspielens, so wie ich es verstehe, zuwiderzulaufen.
Tom Cruise rennt zum Beispiel immer und Brad Pitt isst immer vor der Kamera.
Rogen: Ich habe leider nichts dergleichen. Ich wäre ehrlich gesagt so wütend, wenn ich mit einem Schauspieler arbeiten würde und herausfinden würde, dass er versucht, meine Arbeit mit seinem Markenzeichen zu untergraben (lacht).