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Gesellschaft
Jetzt aber schnell: Wie bringt man sich in Weihnachtsstimmung?
Wir beantworten diese und 23 andere wichtige Weihnachtsfragen. Wie reagiert man auf ein Geschenk, das nicht gefällt. Was zieht man an? Und: Wie wahrt man an Heiligabend den Weihnachtsfrieden?
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Foto: Swen Pförtner, dpa | Eingepackte Geschenke liegen unter einem geschmückten Weihnachtsbaum.
Bianca Dimarsico, Christian Imminger, Felicitas Lachmayr, Veronika Lintner, Richard Mayr, Birgit Müller-Bardorff, Doris Wegner, Stefanie Wirsching
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:44 Uhr

1. Welcher Weihnachtsbaum ist der beste?

Der beste Weihnachtsbaum ist natürlich der eigene. Ein paar Unterschiede gibt es doch. Wenn man zum Beispiel Katzen hat und nicht möchte, dass diese Jagd auf die Kugeln machen, nimmt man eine Blaufichte. Markenzeichen: blaugraue Nadeln und eher stachelig. Deswegen auch der Katzenschreck unter den Christbäumen. 

Wer seinen Weihnachtsbaum draußen aufstellen möchte, kommt gut mit einer Fichte klar. Und alle anderen greifen am besten zur klassischen Nordmanntanne, rät Michael Niedermair, Christbaumverkäufer in vierter Generation. Die Nordmanntannen nadeln kaum; werden mit der Zeit nur blass-silbriger. Bleiben also weitgehend fit, wenn man seinen Baum schon in der Adventszeit aufstellen möchte. Gießen schade nicht, müsse aber nicht unbedingt sein, so Niedermair. Wer sich jetzt schon seinen Weihnachts-Prachtbaum sichern möchte, lässt diesen einfach weiter im Kühlen, dann halten "sie locker, bis sie geschmückt werden". 

Die Bäume in Dänemark werden im September geschnitten und versandt, die Niedermairs schmeißen ab Oktober die Säge an. Und wie sieht er nun aus, der ideale Baum? Dichter, gleichmäßiger Wuchs, ein wenig pyramidenförmig, meint Niedermair. Aber die Natur spielt da nicht immer mit. Manche haben drei Spitzen, manche Lücken im Geäst, manche sind nur an einer Seite ausladend. Und alle sind an Weihnachten einfach zauberhaft. 

2. Nach wie viel Glühwein kann man noch fahren?

Der in Christkindlmärkte, Betriebsweihnachtsfeiern oder den Baumverkauf neben dem Kreisverkehr geworfene Mensch braucht bekanntlich a bisserl was. Zum Beispiel einen Glühwein oder so. Beziehungsweise besser: zwei. Noch besser: mit Schuss. Doch das ist der große Widerspruch dieser spätkapitalistischen Zeit, in der gar unschuldig brennende Kerzlein als kleine Feuerstellen deklariert werden: Wie dann wieder rausfinden aus dem Kreisele? Also wie viel darf man sich geben, um zu ertragen und zugleich gesetzeskonform per MIV (für alle, die es nicht mitbekommen haben: Oft mittlerweile negativ gebrauchte Chiffre für Motorisierten Individualverkehr) nach Hause zu kommen, wie viel erhitzter, meist überzuckerter Rot-, Weiß-, Heidel- oder sonstiger Problembeerwein ist mit der StVO (für alle, die es nicht mitbekommen haben, ach egal) gerade noch so verträglich? 

Die überaus ernüchternde Antwort des thüringischen TÜV (noch so eine Abkürzung, in Deutschland allerdings wohlbekannt): Nüscht. Nix. Niente. Keine Tasse. Weil nach einer Beispielrechnung schon in diesem Fall und selbst bei einem 80 Kilo schweren Mann die 0,3-Promille-Grenze gerissen werden könnte, nach der dann auffälliges Fahren in Kurven, etwa mit einem Rentierschlitten, strafbewehrt ist. Nun wissen wir nicht, was sich da die Prüfer auf ihrem Bratwurstgrill zusammengebraut haben, die Lebenserfahrung lehrt jedenfalls, dass gerade auf Weihnachtsmärkten der Alkoholgehalt des dauererhitzten Elixiers schneller verdampft als der Kopfschmerz danach. 

Gleichwohl: Liebe Leute, lasst es sein! Trinkt einen lauwarmen Apfelsaft und seid frohen Mutes! Oder folgt dem Rat der Polizei in Essen: „Wir empfehlen Bürgerinnen und Bürgern, sich zudem schon vor dem Weihnachtsmarktbesuch zu überlegen, wie man ohne das Auto nach Hause kommen könnte.“ Let us be driven home for Christmas! Wobei: mit der Bahn? Rudolph??! Naja, man kann auch gleich zu Hause bleiben. Und dann aber hoch die Tassen. 

3. Wo versteckt man seine Geschenke?

Zu einem guten Geschenk gehört ein gutes Versteck. Denn ohne das Überraschungsmoment ist das beste Geschenk nur halb so viel wert. Bevor die Präsente also unbedacht im Kleiderschrank verschwinden (Umfragen zufolge das beliebteste Versteck, aber auch der erste Ort, an dem Kinder suchen), sollte man kurz überlegen und sich fragen: Was macht ein gutes Versteck aus? Schon allein, um den Kindern die Enttäuschung und das schlechte Gewissen zu ersparen, wenn sie die Geschenke suchen und finden. 

Nachfrage also bei Julia Stoll, Foodbloggerin, Mutter von sechs Kindern und Expertin in Sachen Geschenke verstecken. Sie sagt: „Man muss sich nur fragen, welcher der unliebsamste Ort im ganzen Haus ist.“ Die Waschküche, ein verstaubtes Kellerregal, der Korb mit dreckiger Wäsche. Auch im Autokofferraum schauen Kinder selten nach. Unterm Bett oder in Schränken sind Geschenke hingegen schnell entdeckt. Aber mal direkt gefragt: Wo versteckt man Geschenke für sechs Kinder, ohne selbst den Überblick zu verlieren? „Bei uns bekommen alle gleich viele Geschenke“, sagt Stoll. Höchstens drei pro Kind, macht 18 Päckchen. Ein Haufen, der allein einen ganzen Wäschekorb füllt und sich nicht einfach zwischen muffigen T-Shirts und Socken verstecken lässt. 

Wohin also mit dem Geschenkeberg? Stoll versteckt Stofftiere, Mangas und Legokisten hinter einer Schiebegardine im Abstellraum zwischen Einmachgläsern, Sommerklamotten und Reisekoffern. Nicht besonders ausgefallen, aber bei sechs Kindern herrschen andere Regeln. „Sie wissen, dass der Raum für sie tabu ist“, sagt Stoll und hat noch einen Tipp auf Lager: Die Geschenke nach dem Kauf direkt verpacken, dann ist die Überraschung sicher. Um Verwechslungen zu vermeiden, nutzt sie für jedes Kind ein eigenes Geschenkpapier. Und wie kommen die Geschenke unbemerkt an Heiligabend unter den Baum? „Vor der Bescherung gehen die Kinder in ihre Zimmer und öffnen die Fenster, damit das Christkind hereinfliegen kann“, sagt Stoll. „Wir schütteln die Betten, lesen die Weihnachtsgeschichte und einer von uns beiden Erwachsenen verschwindet kurz, um die Geschenke unter den Baum zu legen.“ 

4. Welche Kerzen geben am Baum das beste Licht?

Echte Kerzen oder nicht, Lichterkette mit Glühbirnen oder doch LED: Weil es bei dieser Frage um Geschmack geht, ist sie natürlich nicht allgemeingültig zu beantworten. Man kann lediglich Vor- und Nachteile abwägen, wobei die meisten Deutschen, nämlich mehr als 70 Prozent, sich mittlerweile fürs flammenfreie Beleuchtungsmodell entscheiden: also Lichterkette. Ein Wahnsinn ja auch, was es da für Modelle gibt. Cluster-Ketten aus aneinandergereihten Lichterbüscheln, mit denen man zu Hause in Konkurrenz zum berühmten Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller-Center gehen kann – der hat dieses Jahr auch nur 50.000 Lämpchen. Oder aber Baummantel-Lichterketten, an einem Ring angebrachte Lichterstränge, die sich ratzfatz mit der sogenannten Überwurfmethode befestigen lassen. 

Nicht zu vergessen die Sets aus einzelnen dimmbaren Kerzen, sehen fast aus wie echte, lassen sich mit der Fernbedienung steuern. Entscheidend aber bei all diesen Modellen ist natürlich nur dies: Was geben sie für eine Art Licht? Das soll dann doch so schön stimmungsvoll wie bei der guten alten Kerze sein. Die LED-Variante ist ja für Kerzenfans so etwas wie Fleischersatzprodukte für Veganer: Soll also keine echte Flamme enthalten, aber die Herzen erwärmen. 

Die Zahl, die man sich merken muss: 3300. Da geht es um Farbtemperatur, unter 3300 Kelvin liegt man im wohlig-warmen Bereich. Und noch eine zweite Zahl: 100 Lichter pro Meter Baum gilt als Faustregel. Und wie das Ganze anbringen? "Als praktisch hat sich erwiesen, die Lichterkette von der Christbaumspitze her spiralförmig um den Baum zu wickeln", informieren die Experten von lampenwelt.de. Aber auch ein Vorgehen von unten nach oben sei nicht unklug – insbesondere, wenn von der Steckdose aus gestartet wird, sodass auch in Sachen Stromzufuhr alles perfekt platziert ist. Merke, so die Experten: "Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht". Advent, Advent, Hauptsache, die Leuchtdiode brennt ... 

5. Wie viele Kugeln braucht man als Baumschmuck?

Weihnachtsbaumschmücken geht meist so: erst die Lichterkette, dann die Kugeln und dann der Klimbim. Wachskerzen eventuell dazu. Kann man nichts falsch machen, oder? Anruf in Lauscha. Wo auch sonst? Der Glasbläserort Lauscha ist die Geburtsstätte der Christbaumkugel. Also wie schmückt man einen Christbaum eigentlich richtig? Und schon ist Sabine Steiner in der Leitung, Christbaumschmuck-Malerin bei Krebs Glas, Weihnachten ist ihr Lebensthema. „Vor dem Schmücken sollte man sortieren“, rät sie. 

Und zwar nach kleinen Kugeln, mittleren und so weiter … Wenn die Lichterkette am Baum ist, wird von oben nach unten geschmückt. Die kleinsten Kugeln kommen nach oben, dann die nächst größeren und so weiter … Und schließlich werden die größten mit etwa sieben Zentimeter Durchmesser an die unteren Zweige gehängt. Die unifarbenen Kugeln werden nach innen in Stammnähe geschmückt, für tiefere Glanzpunkte. Die Paradestücke kommen an die Paradeplätze. 

Dann fehlen nur noch die i-Tüpfelchen und die Accessoires, der Klimbim sozusagen: zwei Vögel, die sich ansehen, etwa. In der thüringischen Weihnachtstradition stehen sie für die Liebenden. Der rote Kardinalsvogel symbolisiert einen „lieben Menschen, der einen beschützt“, erklärt die Malerin. Und ganz zum Schluss müsse noch die Gurke sehr gut versteckt werden. Wer die findet, darf als Erstes auspacken oder erhält ein zusätzliches Geschenk, so Steiner. Und dann gibt es noch folgende Faustformel: An einem etwa 1,80 Meter hohen Baum kommen etwa 70 Kugeln, wer es dichter mag, hängt bis zu 105 Kugeln an einem Christbaum. 

6. Wie bekommt man die Kipferl vom Blech ohne Bruch?

Es gibt nichts Besseres, als ein paar Tage im Advent freizuhaben. Ein paar Tage zum Durchschnaufen, vor allem aber zum Vorbereiten, zum Beispiel die Weihnachtsleckereien. Dann bringt man auch die Geduld mit, die Zimtsterne Ecke für Ecke mit dem Zuckerguss auszupinseln oder aus einfachen Butterplätzchen kleine Kunstwerke qua Verzierung zu zaubern. Aber Achtung: Wo sonst Langsamkeit die schönsten Ergebnisse zeitigt, sollte man bei dem Klassiker namens Vanillekipferl im Tempo ein paar Gänge hochschalten, um übermäßiges Bruchwerk zu vermeiden. Die Kipferl mögen’s nämlich kalt - und sie reagieren bei der Zubereitung wie Divas auf Wärme. 

Schon die Zutaten müssen kalt sein, sagt Christine Schmidt, Fachbereichsleiterin der Praxis der Berufsfachschule und Fachakademie für Ernährung und Versorgungsmanagement in Augsburg. Geknetet werden sollen sie zum Beispiel auf einer kühlen Marmorplatte. „Der Mürbeteig lebt vom Kühlen“, sagt sie. Das heißt, nur kurz und schnell mit den Händen durchkneten und dann den Teig gleich wieder in den Kühlschrank stellen. Das senkt das Bruchrisiko. Und Achtung: Wer beim Kneten auf eine Küchenmaschine setzt, sollte Erfahrung mitbringen. „Der Teig wird schnell brandig und speckig.“ 

Noch einen Tipp hat Schmidt: Wenn die Kipferl geformt auf dem Blech liegen, am besten das Blech noch mal ins Kühle stellen und die kühlen Kipferl in den knallheißen Backofen schieben. Und: Bloß nicht dunkel backen, noch hell aus dem Ofen nehmen. Dann schlägt Schmidt eine neue Methode vor, das Puderzucker-Vanillezucker-Gemisch auf die Kipferl zu bringen. Die alte sah so aus, dass die Kipferl leicht abgekühlt, aber noch gut warm im Zuckergemisch gewendet wurden. „Bei uns in der Schule war der Bruch dabei aber ziemlich hoch. Wir machen das jetzt anders.“ 

Der Zucker kommt mit einem Sieb über die Kipferl, und zwar direkt nach dem Backen, wenn sie noch richtig heiß sind. Dann haftet der Zucker viel besser an den Kipferln, und man kann sie im Anschluss komplett auskühlen lassen. Dadurch werden sie fester, brechen nicht mehr so leicht und müssen dann nicht mehr von der Weihnachtsbäckerin oder dem Weihnachtsbäcker in aller Heimlichkeit verspeist werden, sondern schaffen es (fast) alle auf die Gebäckteller. 

7. Was soll man eigentlich in Weihnachtskarten schreiben?

Weihnachtsmänner in vollbepackten VW-Bussen, ganz klassisch der üppig geschmückte Christbaum, ganz minimalistisch ein goldenes Sternchen auf grünem Grund: Der Weihnachtskarten sind viele und oft sind sie wahlweise Designobjekte oder Scherzartikel. Von den Bastel- und Familienfotowettbewerben ganz zu schweigen, die jedes Jahr ausgetragen werden. Da vergisst man dann leicht, dass man auch noch ein paar Zeilen dazuschreiben muss, um die Weihnachtsgrüße komplett zu machen – und damit beginnt das Grübeln. 

Kurz und knackig einfach nur „besinnliche Weihnachten“ zu wünschen, reicht das nicht aus, wenn man vorne drauf schon so viel kreativen Eifer und individuelle Gestaltung walten ließ? Das entspräche zumindest dem Zweck der Weihnachtskarte. Denn die erfand der Brite Henry Cole am 5. Dezember 1843, weil er einfach keine Zeit hatte, jedem seiner Bekannten, Geschäftspartner und Freunde eine frohe Botschaft zu schreiben. „A Merry Christmas and a Happy New Year to You“ hieß es da kurz und bündig und in tausendfacher Auflage auf der Karte, die handkoloriert die Familie Cole am festlich geschmückten Weihnachtstisch zeigte.

Allen, denen dies als Rechtfertigung für den kurzen Weihnachtsgruß nicht reicht, die zwischen Geschenkekaufen, Plätzchenbacken und Wohnungdekorieren aber nicht auch noch die richtigen Worte finden, werden sich freuen, dies zu lesen: „Es geht nicht darum, Weihnachten neu zu erfinden. Besonders ausgefallen zu sein. Oder besonders feierlich. Es geht darum, einfach einen netten Gruß von Herzen zu senden, an Menschen, die dir wichtig sind.“ 

Diese entspannenden Sätze stammen von Kerstin Löffler und Karin Hoffmann, Expertinnen in Sachen Content-Marketing. Gute Wünsche, die ehrlich gemeint und für den Adressaten passend sind, vielleicht eine Erinnerung an ein gemeinsames Erlebnis oder der Plan für eine kommende Unternehmung, das könne man in einfachen Worten niederschreiben, so wie man mit dem Menschen, dem die Karte zugedacht ist, auch redet. „Bloß weil Weihnachten ist, muss man nicht in einen besonders festlichen oder pompösen Ton verfallen“, raten die beiden. Und dafür, dass man den richtigen Ton trifft, haben sie auch noch einen Tipp: den Text, der auf die Karte soll, einmal laut lesen, dann hört man meist, ob es passt. 

8. Kann man an Heiligabend die Verwandtschaft auch mal ausladen?

Weihnachten – das Fest der Liebe, das die ganze Familie voller Harmonie miteinander feiert, während die Lichtlein auf dem Tannenbaum blitzen und die Kinderaugen leuchten. So weit, so gut, das war der Werbeblock … Denn nicht selten ist es so: Die Mutter besteht auf den Festbraten an Heiligabend – die Tradition! –, obwohl sich die halbe Familie längst vegetarisch ernährt. Der Schwiegervater, wird – wie immer! – auch an Weihnachten an der Eingangstür seine Schuhe nicht ausziehen, obwohl der Kleinste im Strampelanzug durch die Wohnung robbt. Und Onkel Ernst wird sich auch dieses Jahr darüber auslassen, dass die Kinder wie im Rausch die Geschenke aufgerissen haben. So hatte man sich das nicht vorgestellt. Darf man an Weihnachten die Familie auch mal ausladen? Und wie stellt man es am besten an?

Besuch bei Heike Kotzschmar-Krumm, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coaching, die Tee gekocht hat. Denn über Weihnachten und Familie könnte man stundenlang reden. Und sie sagt: Ja, man kann natürlich die Familie ausladen, sollte dabei aber einiges beachten. Weil an Weihnachten hohe Erwartungen geknüpft sind. Und deswegen Konflikte aufbrechen können, wie bei keinem anderen Fest. Um kein Porzellan zu zerschlagen, rät Heike Kotzschmar-Krumm als wichtigsten Schritt zu einer Bestandsaufnahme der Gefühle und Bedürfnisse. Oft sei man in Traditionen verhaftet und hinterfrage diese gar nicht mehr. Bevor man also Eltern oder Schwiegereltern auslädt, steht das In-sich-Gehen mit folgenden Fragen: Was ist mir an Weihnachten wichtig und warum? Was hat mir letztes Jahr gutgetan? Was macht mir ein warmes Gefühl? Und was nicht? „Es lohnt sich, kleingliedrig in sich hineinzuspüren“, sagt Heike Kotzschmar-Krumm, um die einzelnen Konflikt- und Triggerpunkte oder Verletzungen herauszufiltern, die man vielleicht auch ansprechen möchte. Wenn man dann zu dem Schluss gekommen sei, nur mit seiner Kernfamilie feiern zu wollen, sollte man dies den Eltern oder den Schwiegereltern so früh wie möglich mitteilen. „Es ist gar nicht verkehrt, dies sogar relativ kurz nach dem Fest das erste Mal anzusprechen“, so Kotzschmar-Krumm. „Denn dann ist der erfolgte Streit noch frisch und wird nicht von dem Mantel der Verdrängung und Vergessenheit überdeckt.“

Aber wie stellt man das an, ohne jemanden zu verletzen? „Mit freundlichen und mitfühlenden Worten“, betont die Expertin. Wichtig sei es, dem anderen im Gespräch Anerkennung und Wertschätzung entgegenzubringen. „Die Feste mit euch waren immer toll, aber in diesem Jahr wollen wir es ganz locker angehen und schon alle um acht im Schlafanzug auf der Couch herumlümmeln“, nennt Kotzschmar-Krumm ein Beispiel. Und dann könnten gemeinsam Lösungen gefunden werden, die Eltern etwa einen oder zwei Tage später eingeladen werden. Auch ein Familienwochenende im Frühjahr könnte eine Idee sein, damit sich nicht alles auf die Feiertage konzentriere. „Vielleicht ist den Großeltern das Weihnachten in der großen Runde mit Geschenke-Rummel längst viel zu stressig und sie haben es nur nie angesprochen?“ Die Achtsamkeits-Trainerin rät dazu, einfach mal nachzufragen. „Wir interpretieren so viel in den anderen, weil wir denken, wir kennen dessen Bedürfnisse“. Diese könnten sich aber schon lange geändert haben. 

Solche Gespräche erforderten ganz schön Mut und seien auch nicht leicht zu führen. Deshalb schlägt Heike Kotzschmar-Krumm vor, sich im Vorfeld eine Strategie zu überlegen und „ehrlich ohne verletzend zu sein“ zu kommunizieren. Dann könne vielleicht Neues entstehen, das für alle Familienmitglieder besser passt. Dazu gehöre aber auch Offenheit und die Bereitschaft, Vorschläge der anderen Seite anzunehmen. So könnten viele konfliktbehaftete Weihnachtsthemen - die Gans, die Größe der Geschenke, der gemeinsame Gang zur Kirche – gelöst werden. Die Psychotherapeutin (HP) sieht das so: „Ein offenes, respektvolles Gespräch ist eine Chance, nicht steif an dem festzuhalten, was einem schon lange nicht mehr guttut.“ Weil es aber in einer Familie so viele Ansichten wie Mitglieder gibt, könnten auch demokratische Abstimmungen helfen, um zu einem einvernehmlichen Schluss zu kommen. Oft seien es ja auch nur Kleinigkeiten am Weihnachtsabend, die geändert werden müssten, dass sich jemand besser fühle. Vielleicht ist es nur die Sitzordnung. Oder die Art des Schenkens. Oder ein bisschen mehr Rücksichtnahme. Sinnvoll wäre es, die Veränderungswünsche im Vorfeld zu kommunizieren, dem Schwiegervater also schon rechtzeitig mitzuteilen, wie toll es wäre, wenn er in diesem Jahr seine Hausschuhe mitbringen würde. Oder dass es dieses Mal ein Weihnachtsfest ohne Perfektionswahn sein soll. 

Das Gespräch lief trotzdem schief, und nun? Wenn sich der Konflikt nicht lösen lässt, müsse man sich überlegen, „wie viele Kompromisse man eingehen kann, ohne sich dabei zu verraten“. Man kann sich auch für die Verletzungen entschuldigen und trotzdem den anderen noch einmal bitten, über die Vorschläge oder Wünsche nachzudenken. 

In jedem Fall rät Heike Kotzschmar-Krumm dazu, Gefühle auszusprechen und Bedürfnisse anzusprechen. Nur so entstehe echte Nähe und echtes Verständnis zu- und füreinander. Ihr gebe es jedenfalls zu denken, wie groß der Gesprächsbedarf ihrer Klienten regelmäßig nach dem Weihnachtsfest sei. 

9. Wie sieht die beste Verpackung aus?

Wie ein geknotetes Bündel. Denn im Sinne der Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Umwelt lässt man all den glitzernden Tand um das Wesentliche am besten weg, denkt man an die Berge von Müll, die Papier, Folien und Schleifen jedes Jahr anhäufen. Aber: Einfach so das Buch rüberreichen, die Flasche auf den Tisch stellen oder das Spiel aus der Tasche ziehen – da gingen nicht nur Vorfreude und Spannung verloren, sondern auch viel von dem Zauber, den das Schenken und beschenkt werden ausmacht. 

Natürlich kann man Geschenkpapier bei pfleglicher Behandlung wiederverwenden, lassen sich auch mit Zeitungen und Zeitschriften wunderbar Geschenke verpacken und sind zum Beispiel Schraubgläser oder Konservendosen originelle Behältnisse, um darin Kleinigkeiten zu verbergen. Also nichts wegschmeißen, ist die Devise in der Vorweihnachtszeit. 

Eine andere ist Wickeln und Knoten, und zwar nicht Papier und Schleifen, sondern Stoff. Furoshiki heißt diese Methode der Verpackung, die aus Japan kommt und dort eine alte Tradition ist. Alles, was man dazu benötigt, ist ein quadratisches Stück Stoff. Man legt es diagonal vor sich hin, platziert das Geschenk in der Mitte und faltet die untere und die obere Ecke darüber. Nun die beiden seitlichen Ecken zusammenfalten oder rollen und einen doppelten Knoten binden. Das ist nur eine von vielen Techniken, mit denen sich auch Flaschen, runde Gegenstände oder mehrere Kleinigkeiten verpacken lassen (weitere Anleitungen finden sich online, zum Beispiel unter oryoki.de). Einfach, nachhaltig und dekorativ. Und wer den Stoff nicht aus einem alten Hemd geschnitten oder einen Stoffrest hergenommen hat, sondern ein schönes Halstuch, macht sogar noch die Verpackung zum Geschenk. 

10. Veganer, Vegetarierinnen, Gansliebhaber - wie macht man am Weihnachtsabend alle glücklich?

Der Großvater wünscht sich eine Gans auf dem Teller, aber der Sohn isst weder Fleisch noch Fisch und die Tante verzichtet sowieso auf alles Tierische. Beim Weihnachtsessen alle Vorlieben zu berücksichtigen, ist ein heikles Unterfangen. Dem Großvater will man das Seitan-Schnitzel nicht zumuten, die Veganer und Vegetarierinnen nicht mit Knödel und Blaukraut abspeisen. Stundenlang in der Küche stehen und fünf verschiedene Gerichte kochen ist aber auch keine Option. Man hat ja auch noch anderes zu tun an Weihnachten. Glühwein trinken zum Beispiel oder in letzter Minute Geschenke verpacken. Was also zubereiten, damit alle am Tisch zufrieden sind? Und was tun, damit Geschmacksfragen nicht zum Streitthema werden? 

Nachfrage bei Rosa Wimmer, Leiterin der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung in München. "Am einfachsten ist es, eine Hauptspeise mit Fleisch und dazu eine vegetarische oder vegane Alternative einzuplanen", sagt sie. Neben der Gans könnten Kaspressknödel oder Hirsepflanzerl serviert werden. Wichtig dabei: Zu beiden Gerichten sollten dieselben Beilagen wie Blaukraut, gemischtes Ofengemüse oder Salat passen. Wenn die zwölfköpfige Großfamilie am Tisch sitzt, kann es auch sinnvoll sein, ein Buffet aufzubauen. "Da kann vom Salat bis zum Gänsekeulchen alles dabei sein", sagt Wimmer. Auch Gerichte wie Pizza, Raclette oder Fondue, bei denen jeder und jede den Belag oder die Zutaten frei wählen kann, eignen sich gut. 

"In manchen Familien ist es Brauch, an Heiligabend ein Eintopfgericht zu essen", sagt die Expertin. "Warum also nicht mal ein veganes Blumenkohlcurry kochen und die Gans am ersten Weihnachtstag servieren?" Zum friedvollen Weihnachtsessen gehören schließlich auch Offenheit und Toleranz. "Probier doch mal ein Stück Gans, die ist so zart." Solche Aufforderungen sollten sich Fleischliebhaber sparen, die Vegetarier am Tisch werden sich schon etwas gedacht haben beim Fleischverzicht. Andererseits sollten Veganer und Vegetarierinnen beim Anblick des Gänsebratens nicht gleich die Nase rümpfen und den Mitessenden mit einer Moralpredigt übers Tierwohl den Appetit verderben. Über Geschmack lässt sich streiten, aber vielleicht nicht unbedingt an Weihnachten. 

11. Driving Home for Christmas - wann macht man sich am besten auf den Weg?

Überfüllte Züge, Stau, Verspätung - die Fahrt zur Familie kann stressig werden. Aber geht es zu Weihnachten auch pünktlich und ohne Hektik? Anruf bei der Bahn und wichtigste Frage vorweg: Wird noch mal gestreikt? Garantieren könne er es nicht, aber die Gewerkschaft der Lokführer hat versichert, bis Januar nicht zu streiken, sagt der Bahnsprecher. Klingt gut, wann also losfahren, um rechtzeitig bei der Familie zu sein? Freitag wird der Hauptreisetag, da könnten die Züge voll werden, sagt der Sprecher. Wer nicht ohne Sitzplatz dastehen will, macht sich frühmorgens, abends oder am besten schon am Donnerstag auf den Weg. 

Ein weiterer Tipp: Beim Online-Buchen auf die Auslastungsanzeige achten. Grau bedeutet: einiges los, könnte stressig werden. Orange: hohe Auslastung, besser mal einen Sitzplatz reservieren. Rot: ausgebucht, Pech gehabt, nächster Zug. Um Stress zu vermeiden, sollte man den Sitzplatz außerdem den eigenen Bedürfnissen anpassen, empfiehlt der Sprecher. Familienbereich, Ruhebereich, Kleinkindabteil oder doch lieber neben dem Gepäckregal, falls man mit fünf Koffern anrückt. Dann kann es sich auch lohnen, die Umsteigezeit anzupassen. Mehr Zeit und weniger Stress, um von einem Gleis zum anderen zu kommen. An Heiligabend sind die meisten Reisenden übrigens schon bei der Familie. Entspannte Fahrt also, aber auch riskant. Fällt der Zug aus, sitzt man alleine am Bahnhof statt am Festtagstisch. 

Gleiches gilt fürs Autofahren. Der 24. Dezember zählt zu den stauärmsten Tagen im ganzen Jahr, sagt Katharina Lucà vom ADAC. Bester Reisetag also, aber man weiß ja nie, an welcher der aktuell 1179 Baustellen es hakt. Wer rechtzeitig zur Weihnachtsgans am Tisch sitzen will, sollte vorher die Route und das Wetter checken. 

Voll auf den Straßen wird es vor allem am Freitag und Samstag, prophezeit die ADAC-Sprecherin. „Aber anders als in den Sommerferien, in denen es sich auf wenigen Strecken enorm staut, wird sich der Verkehr ganz gut verteilen.“ Kurz gesagt: An Weihnachten drängeln nicht alle über den Brenner, sondern tingeln quer durch die Republik. Aber klar, Ballungszentren, Großstädte, Nord-Süd-Achse A7, da wird auch einiges los sein, sagt die ADAC-Sprecherin und rät zu antizyklischem Fahren. „Man muss es sich aber auch zutrauen, frühmorgens oder spätnachts loszufahren“, sagt Lucà. „Nicht jeder setzt sich nach einem langen Arbeitstag noch konzentriert ins Auto.“

12. Sollte alles vom Wunschzettel erfüllt werden?

Die Antwort auf diese Frage kann natürlich nur Nein lauten. Ein Wunschzettel ist ja kein Bestellzettel! Und ehrlich, die Kinder wissen das doch auch. Man stelle sich nur mal den Stress vor, den Kinder hätten, wenn sie glauben würden: Alles, was ich auf den Zettel schreibe, bekomme ich. Und umgekehrt: Alles, was ich nicht aufschreibe, bekommen andere … Wunschzettel wären so lange wie Ikea-Kassenzettel beim Umzug. 

Tatsächlich ist der Wunschzettel ja eher eine Vorschlagsliste, die aber natürlich ernst genommen werden sollte – vor allem was die an erster Stelle platzierten Wünsche betrifft. Womit wir bei einer ganz anderen Frage landen: Sollen Eltern auch dringende Kinderwünsche erfüllen, wenn sie das durchaus könnten, aber gar nicht möchten – beispielsweise die Nerf-Pistole oder das Barbie-Traumhaus –, auch weil sie gefühlt eigentlich etwas sehr viel Schöneres, pädagogisch Wertvolleres im Auge haben? Interessant, was Pädagoginnen und Experten dazu sagen, nämlich: Den Kinderwunsch bitte nicht einfach übergehen, sondern mit dem Kind darüber sprechen, vor Weihnachten natürlich. Irgendeine Sehnsucht steckt hinter jedem Wunsch. Warum also soll es denn unbedingt der Plastikquatsch sein? Was sind seine Vorzüge, womöglich nämlich weiß man von denen als Erwachsener und damit Laie nichts. 

Nicht auszuschließen jedenfalls, dass man am Ende sogar überzeugt ist – oder aber dass das Kind vielleicht ins Grübeln kommt. Man muss sich ja auch nur kurz einmal vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man sich explizit vom Partner etwas wünscht, dann etwas Ähnliches, aber doch anderes bekommt, weil das wiederum angeblich viel besser sei. Genau. Ein gutes Geschenk ist eines, bei dem sich der andere im Innersten erkannt fühlt – schreibt die Wiener Kultursoziologin Elfie Miklautz. Und das gilt gleichermaßen für Erwachsene wie Kinder. 

13. Darf man Gebrauchtes weiterverschenken?

Da kann der Festtagsbraten noch so fein schmecken, da mögen die Kerzen an der Tanne schön schimmern wie nie – für viele zählt in der heiligen Nacht, was unterm Christbaum liegt. Aber muss es denn immer das Neueste vom Neuen sein? Darf es vielleicht sogar etwas Gebrauchtes sein, aus eigenem Besitz? Oder dem Secondhandshop? Über die Kunst der Bescherung hat sich der Philosoph Wilhelm Schmid in seinem Buch "Schenken und Beschenktwerden" Gedanken gemacht. Der Denker aus Billenhausen sagt: "Am besten, wir fragen uns selbst: Würde es mir gefallen, etwas Gebrauchtes geschenkt zu bekommen?" Und Schmid hat eine Vermutung, was viele Beschenkte denken, wenn sich etwas Gebrauchtes aus dem Geschenkpapier entpuppt: "Viele würden das vermutlich für eine Art von Entsorgung halten, nicht für eine Aufmerksamkeit, die zu einem Geschenk gehört. Also lieber nicht." 

Anders sieht das der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Stauss aus Ingolstadt, er hat einen Ratgeber mit dem Titel "Das perfekte Geschenk" geschrieben. "Gut erhaltene Dinge, die man nicht mehr benötigt, an andere weiterzugeben, die sie gebrauchen können, ist eine gute Sache: Der Empfänger hat den Nutzen, der Geber die positiven Gefühle der Entlastung und der guten Tat, und der Umwelt ist auch gedient", findet Stauss. Doch auch er sieht die Risiken: Missfällt das Geschenk, keimt der Verdacht auf: Will da jemand ein überflüssiges, ihm lästiges Produkt loswerden? "Geschenke sind immer Informationsmedien", sie tragen eine Botschaft mit sich, erklärt Stauss. Und selbst wenn der Geber auf Klimafreundlichkeit hinweist, löst das nicht immer Freude aus: "Geschenke als Mittel der Erziehung und Demonstration der eigenen moralischen Überlegenheit zeigen nur, dass die Geber-, nicht die Empfängerperspektive dominiert."

Und wie gelingt es, mit Gebrauchtem zu begeistern? "Die wichtigste Regel ist, die Sichtweise des Empfängers einzunehmen", sagt Stauss. Also nur schenken, was der Empfänger auch sicher liebend gern besäße. "Das kann ein Produkt aus eigenem Besitz sein, das der Empfänger gesehen, gelobt oder sehnsuchtsvoll betrachtet hat." Punkten kann man auch mit Gebrauchtem, das die Mühe erkennen lässt, die man auf sich genommen hat: ein lange gesuchtes Buch, aufgestöbert im Antiquariat. Der fehlende Teil einer Sammlung. "In all diesen Fällen kann Gebrauchtes das perfekte Geschenk sein."

14. Sollte der Weihnachtsbaum eine Überraschung sein?

Weihnachten dreht sich alles um die Familie, um die gemeinsame Zeit und gegenseitige Wertschätzung. Man zelebriert den Tag mit feinem Essen, warmen Worten und üppigen Geschenken – und übersieht bei der ganzen Feierei fast das markanteste aller weihnachtlichen Wahrzeichen. Ob buschig, mager, dezent geschmückt oder mit Lametta überladen, der Christbaum thront im Mittelpunkt des Fests. Er leuchtet, duftet und strahlt Wärme aus. Ein immergrüner Lichtblick im heimischen Wohnzimmer. 

Ihn zu schmücken ist kein Leichtes. Da wird mit verknoteten Lichterketten gerungen, an Wickeltechniken gefeilt und nach dem fünften Versuch hängen die Lämpchen immer noch schief am Ast. Aber auf Perfektion kommt es nicht an, denn am Abend scharen sich alle um die Tanne, ob dürftig behangen oder reich verziert. Und was gibt es Schöneres, als einmal im Jahr in Dekokisten zu wühlen, passende Kugeln zu suchen und nach Sternen zu greifen. Kindern will man den Spaß nicht verderben, sie sollen mitschmücken dürfen. 

Aber noch schöner ist es, diesen einmaligen Moment zu wahren: Wenn die Kleinen aufgeregt durchs Schlüsselloch linsen, zur Bescherung dann endlich die Tür öffnen und erst mal staunend vor dem Bäumchen stehen, das da plötzlich im Zimmer leuchtet. Da wird der Geschenkeberg schnell zur Nebensache. Denn an den Ästen gibt es so viel zu entdecken: die bunte Kugel da oben oder der hübsche Engel dort hinten. Und schau, die Spitze ist mit kleinen Sternen verziert. Dann lieber aufs gemeinsame Schmücken verzichten und den Weihnachtsbaum als Überraschung wahren. 

15. Wie feiert man Weihnachten, wenn man alleine ist?

Egal, ob man Weihnachten freiwillig oder ungewollt allein verbringt, eines bleibt gleich: Man kann den Tag genau so gestalten, wie man möchte. Ja, Weihnachten ist ein mit sozialen Erwartungen überfrachtetes Fest und es kann sich komisch oder traurig anfühlen, Heiligabend allein zu feiern. Aber es kann schön sein. Es geht beim Essen los. Ohne Rücksicht auf die Allergien, Essgewohnheiten oder Abneigungen anderer kann man sich nach eigenem Gusto ein Festmahl bescheren. Was sonst vielleicht zu dekadent scheint, sollte auf jeden Fall auf den Tisch kommen. Grundsätzlich gilt: Man sollte sich für sich selbst mindestens genau so viel Mühe geben, wie man es für einen geliebten Menschen tun würde. 

Wer in besinnliche Stimmung kommen will, kann schon mittags die Weihnachtsmusik anmachen, sich einen warmen Punsch einschenken und gemütlich anfangen, zu kochen. Aber bitte nicht im Schlafanzug – es ist doch Weihnachten! Die schönen Klamotten hängen ohnehin viel zu oft ungenutzt im Schrank. Also raus damit und rein in den schicken Fummel. 

Nun klingt das alles schön und gut, aber natürlich ist die Realität oft, dass man die Feiertage unfreiwillig allein verbringt. Im Internet bietet die Plattform „Keiner bleibt allein“ Hilfe an. Über Facebook oder Instagram kann man den Betreibern schreiben, und wenn in der gleichen Stadt weitere Leute nach Gesellschaft suchen, vermittelt die Plattform den Kontakt. Alternativ kann man auch in die Lieblingskneipe oder sein Stammlokal gehen und sich an den Tresen setzen – an Weihnachten ist abends immer viel los. Wer weiß, vielleicht bleibt man ja nicht allein. 

16. Was anziehen an Weihnachten?

Jetzt erst mal weitergefragt: Gehört Weihnachten zu den kleidertechnisch schwierigen Festen? Doch wohl nicht, im Regelfall feiert man ja mit der eigenen Familie, das heißt, alle kennen sich gut, auch den Ablauf, wissen, ob das jetzt eher zwanglos oder doch auch ein bisschen schick und festlich wird an den Festtagen. Die Kinder tragen ja sowieso, was sie wollen. Es sei denn, man hat sich des großen Kochens entledigt und einen Tisch im Restaurant gebucht. In dem Fall vielleicht dann doch alle ein bisschen festlicher?

Als Erstes bleibt also festzuhalten: auf das eigene Bauchgefühl bei der Kleiderauswahl achten, etwas nehmen, in dem man sich selbst wohlfühlt. Wird schon passen – oder: Damit müssen die anderen dann halt zurechtkommen. Ist ja keine Hochzeit, kein Staatsakt, kein Ball – es ist ein Fest, das sich darum rankt, wie in einem Stall bei Bethlehem ein Kind in einfachsten Verhältnissen zur Welt kommt. 

Zum Beispiel könnte man in der Woche vor Weihnachten sich selbst auch etwas Gutes tun, also ein Geschenk für sich und nur indirekt für die anderen kaufen, sprich ein neues Outfit fürs Fest. Aber dann bitte nicht den Weihnachtspullover, der modetechnisch ja eher Verirrung und Gag ist, dann am besten etwas, das auch öfter und zu anderen Anlässen getragen werden kann. Wenn es der Geldbeutel hergibt, bitte keine Fast Fashion, die ist ja gleich aus mehreren Gründen gruselig (die Arbeitsbedingungen der Näherinnen, der ökologische Abdruck), sondern Qualität. Von der hat man hinterher auch mehr, die achtet man ganz anders. Stilistisch ist vieles möglich: klassisch schwarz, um das Festliche zu unterstreichen, genauso wie etwas mit Karos oder etwas in Rot- oder Grüntönen. Bitte da den eigenen Vorlieben folgen.

17. Wie reagiert man auf ein Geschenk, das nicht gefällt?

Ein Geschenk ist ein Geschenk ist ein Geschenk. Was bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Schenkende einen Volltreffer landet, ist gering. Dazu ein Blick in die Wissenschaft: Der amerikanische Ökonomieprofessor Joel Waldfogel zeigte in mehreren Studien, dass die meisten Beschenkten für ein Geschenk deutlich weniger Geld ausgeben würden als der Schenkende gezahlt hat. Nämlich nur etwa 66 Prozent. Was also auch bedeutet: Das Geschenk ist den Beschenkten weniger wert als den Schenkenden. Waldfogel fordert deswegen übrigens ganz mit der Schenkerei aufzuhören, denn sie sei eine irre Verschwendung. 

Der amerikanische Psychologe Ernest Baskin wiederum erkannte durch eine Reihe von Studien ein weiteres Grundproblem des Schenkens: die unterschiedlichen Perspektiven. Während Schenkende vor allem an den Moment der Übergabe denken („der Wahnsinn, ich bin ja so gerührt“) und den Wert eines Geschenkes daran messen, wie begehrenswert es ist, zählen für die Beschenkten eher Praktikabilität und langfristiger Nutzen. 

Ein Gutschein fürs Restaurant um die Ecke erscheint dem Beschenkten beispielsweise wertiger als ein Gutschein fürs Sternerestaurant in einer entfernten Stadt. Oder: Die simple Espressomaschine schlägt das kompliziert zu bedienende Hochglanzteil. Schenken also ist ein Wagnis! 

Und genau das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man leicht ungläubig den hässlichen Weihnachtspulli oder die überflüssige Doughnut-Maschine auspackt. Die Geste zählt! Über die kann man sich freuen, um die genau geht es auch. Egal, ob sie das Geschenk umtauschen wollen oder nicht, was man in einem netten Gespräch später klären kann, schenken Sie also auf jeden Fall erst einmal ein Lächeln! Kostet nichts, hat einen langfristigen Nutzen. 

18. Wie bringt man Kinder dazu, das Warten zu ertragen?

Weihnachten gibt es nicht ohne Warten. Schon die Adventszeit ist ja eine Wartezeit, in der das Erwarten der Ankunft des Herrn über mehrere Wochen zelebriert wird. Weil das für jüngere Wartende schwer auszuhalten ist, brachte schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine Buchhandlung in Hamburg eine Uhr auf den Markt, bei der Kinder mit Hilfe eines verstellbaren Zeigers die zwölf Tage vor Heiligabend rückwärts zählen konnten. 

Mit solchen Ausführungen aber muss man Kindern speziell am Weihnachtstag natürlich nicht kommen. Die wollen nicht mehr warten, die wollen endlich auspacken! Gibt es da Tricks, wie man ihnen das Warten erleichtert? Anruf bei Armin Nagel, Warteexperte, eben erschien sein Buch „Schöner Warten“, in dem er eine Lanze fürs Warten bricht. Denn: „Wer gut wartet, nimmt jede Warte-Minute als Geschenk“. Aber wie das den hibbeligen Kindern klarmachen? Indem man Zeit schenkt – auch vor der Bescherung. Spielt, liest, singt, bastelt, spazieren geht … denn „Ablenkung verkürzt das Warten“, sagt Nagel. Und Kinder seien im Gegensatz zu Erwachsenen eigentlich gut darin, ganz im Hier und Jetzt zu sein, also auch mal die Zeit zu vergessen und darüber dann auch das Warten. 

Aber, aber, will man da natürlich einwenden, wenn man vor der Bescherung nun wirklich keine Zeit zu verschenken hat? Warum nicht die Kinder in die Weihnachtsvorbereitungen einbinden, den Tisch dekorieren lassen zum Beispiel, sagt da Nagel. Noch ein Vorschlag: Am Vortag eine Playlist mit Liedern oder Podcasts erstellen: „Jeder aus der Familie darf etwas beitragen und damit den Tag und die Wartezeit gestalten.“ Dann nämlich fühlt sich das Warten auch nicht mehr fremd-, sondern sozusagen selbstbestimmt an – wird also zum guten Warten! 

Und noch ein letzter Tipp vom Warteprofi: Den Tag gar nicht erst straff durchtakten, sondern Platz für Freiräume und kurze Ruhepausen lassen, damit kein Stress entsteht. Es hilft da übrigens, wenn man die Erwartungen an den Weihnachtsabend selbst ein bisschen herunterschraubt… 

19. Kirchgang – muss die ganze Familie mit?

An Heiligabend mit Kind und Kegel in die Christmette, das ist in vielen Familien feste Tradition. Doch wird sie auch von allen gemocht? Die Zeiten ändern sich. Immer weniger Menschen sind gläubig, manche wollen auch mit der Institution Kirche nichts mehr zu tun haben … Nun wünschen es sich die Eltern an Heiligabend so sehr, dass alle gemeinsam in die Kirche gehen. Krippenspiel, Weihnachtsbotschaft, Oh, du Fröhliche und ein bisschen Schaulaufen – so wie es immer war. Und nun? Augen zu und durch? Mitgehen um des lieben Friedens willen? Oder wie sage ich meinen Eltern, dass ein Kirchenbesuch für mich nicht (mehr) infrage kommt? Und andersrum, wie verhalte ich mich, wenn ein Familienmitglied aus dem gemeinsamen Ritual aussteigen will?

In jedem Fall hilft Toleranz, raten Familientherapeuten, die darin kein großes Problem sehen. Die einen gehen, die anderen eben nicht. Zwang sei eher kontraproduktiv und Gegensatz zu einem schönen Fest, dass man ja schließlich zusammen feiern will. Aber netter wäre es, den Entschluss gegen den Kirchgang rechtzeitig mitzuteilen, sodass nicht diskutiert werden muss oder einer/eine enttäuscht loszieht, wenn quasi schon zur Messe geläutet wird. 

Pfarrerin Barbara Krauße findet übrigens, „dass man nur für sich und nicht für andere in die Kirche gehen sollte“. Natürlich freue sie sich über eine volle Kirche an Heiligabend, „superschön sei es, wenn viele Leute kommen“. Den Kirchenbesuch vieler Leute in ihrer evangelischen Gemeinde in Allach-Untermenzing sieht sie als Chance, den Leuten Vorurteile gegenüber der Kirche zu nehmen. „Niemand sollte das Gefühl haben, er muss an Heiligabend in die Kirche gehen“, sagt die Pfarrerin. „Davon wird man auch nicht gläubiger“. Dass manche nur einmal im Jahr – und zwar an Heiligabend – in die Kirche gehen, sieht Krauße positiv: „Schön, dass sich viele die Zeit nehmen, den Zauber von Weihnachten zu erleben.“

20. Wie lange soll das Christkind die Geschenke bringen? 

Schwierige Frage, denn die berührt ja auch das sensible Thema, wie man Kindern erklärt, dass man sie jahrelang angelogen hat. Das zerstört doch alles Vertrauen, das einem die Kleinen entgegenbringen und macht die Autorität zunichte! Oder nicht? Dazu muss man jetzt – es ist einfach immer wieder zu schön – den Kollegen Francis P. Church zitieren. 1897 ist er Redakteur bei der New York Sun, als ihn in einem Leserbrief die drängende Frage der achtjährigen Virginia erreicht: Gibt es den Weihnachtsmann wirklich? 

Seine Antwort wurde legendär und enthielt unter anderem den Satz: „Ach! Wie trostlos wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie wäre so trostlos, wie wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die dieses Leben erst erträglich machen. Die einzige Freude fänden wir nur in dem, was wir sehen können. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.“ So viel zu der Berechtigung, die Geschichte vom Christkind (oder dem Weihnachtsmann in der amerikanischen Variante) immer wieder zu erzählen, weil darin Magie und Herzenswärme liegen, die die Welt in all ihrer Härte braucht.

In die Bresche für all die Mamas und Papas, die wochenlang von der Himmelswerkstatt und all den Wunschzettel einsammelnden Englein erzählen, springen aber auch Experten wie der Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge, der sagt: „Kinder zwischen drei und neun Jahren sind in einer magisch-realen Phase. Zum einen sehen sie sehr realistisch, dieser Baum ist ein Baum. Zugleich können sie sich vorstellen, mit dem Baum zu reden oder seine Blätter flüstern ihnen etwas zu. Auch an den Weihnachtsmann und das Christkind glauben die Kinder nicht einfach so, sie wollen daran glauben. Also lügen Eltern ihre Kinder nicht an, sondern bereichern vielmehr ihre Traumwelt.“ 

Traumwelt – das klingt doch schon viel besser als Vertrauensverlust. Klingt nach Verzauberung und Geborgenheit, die ja nicht nur in der Botschaft von Weihnachten liegen, sondern Kinder fürs Leben stark machen. Es ist also ein ganz normaler Entwicklungsprozess, dass Kinder irgendwann nicht mehr an das Christkind glauben, dass das vernünftige Denken die Oberhand gewinnt über die Imagination, und oft macht es sie auch ein bisschen stolz, dass sie hinter dieses große Geheimnis gekommen sind. Am traurigsten sind darüber meist die Eltern.

21. Welcher ist der beste Film für Weihnachten?

Vergessen sie das Urteil der Profis! Misstrauen sie dem Verriss der Filmkritikerin – und ja, auch dem verschnupften Grinch, der in Ihrem Freundeskreis als der feine Kino-Professor gilt! Vertrauen sie an Weihnachten lieber der Schwarmintelligenz: Laut einer deutschlandweiten Umfrage des Instituts Yougov ist der allerschönste, allerbeste Weihnachtsfilm … „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“! Zwölf Prozent der Befragten schalten für diesen Klassiker gerne den Fernseher an den Feiertagen ein. Der Film bietet Märchen-Qualitätsware aus Tschechien, eine Prinzessin in Puffärmeln, zwei Schimmel im Schnee und einen Prinzen in Strumpfhosen. 

Aber nicht jeder liebt dicke Romantik zur Weihnachtszeit. Wer die harmonische Feiertagssülze mit etwas Action pfeffern will: Fast gleichauf mit den Haselnüssen liegt in der Umfrage „Kevin – Allein zu Haus“. Ein Weihnachtsfilm, in dem ein kleiner Junge fiese Einbrecher aufs Kreuz legt. Die weitere Rangliste lässt dann tief in die feiertagssehnsüchtigen Herzen blicken, ein Sortiment von gezuckert (… niedlich, dieser „Kleine Lord“!) über royal (… in den Krönchen-Pyjama geschlüpft, für den „Sissi“-Marathon!) bis schwerverliebt (… „Tatsächlich Liebe“, das ist doch mal ein Versprechen!). 

Und zum Schluss ein Geheimtipp: Explodierende Festtagsbraten, ein bissiges Eichhörnchen in der Nordmanntanne, dazu eine Schlittenfahrt mit Highspeed, die James Bond so alt wie den Weihnachtsmann aussehen lässt – in der Kategorie „Da lacht sogar das Rentier“ ragt die Komödie „Schöne Bescherung“ mit Chevy Chase heraus. Aber ob fröhliche, süße oder wilde Weihnacht – Hauptsache alles mündet im Happy End unterm Christbaum.

22. Wie bringt man sich in Weihnachtsstimmung?

Wie zaubert man sie herbei, die schöne Weihnachtsstimmung? Brigitte Weber weiß Rat. Sie umgibt sich zwölf Monate im Jahr mit Weihnachts-Flair. In ihrem Laden in Bad Hindelang bietet sie so ziemlich alles zum Fest – und das von Januar bis Dezember. Weber sagt: „Ich bin überzeugt, dass die besinnliche Zeit in der momentan schwierigen politischen Lage für jeden eine Herausforderung darstellt. Diese Auswirkungen lassen sich nicht einfach auf Knopfdruck abschalten, wenn ich mir einen schönen Weihnachtsbaum in mein Wohnzimmer hole.“ Und vor allem braucht laut Weber jeder Mensch seine ganz eigenen Zutaten zum Weihnachtsglück. 

Sie nähert sich der Weihnachtsstimmung in Schritten: „Versuchen wir, auf die fünf unterschiedlichsten Gefühle eines jeden Menschen einzugehen.“ Der visuelle Mensch, der mit den Augen die Welt wahrnimmt, benötigt Weihnachtsbilder, um sich in Stimmung zu bringen. Zum Beispiel: einen wunderbaren Weihnachtsbaum. Webers Tipp: „Der Baum sollte bei visuellen Bedürfnissen perfekt gewachsen sein. Er sollte 36 Kugeln in unterschiedlichen Größen und im selben Farbton haben. Sowie weitere 36 Weihnachts-Accessoires Ton in Ton am Baum.“ Die Christbaumspitze der Gefühle erreicht man, wenn das Weihnachtszimmer in denselben Farben geschmückt ist. Ein einheitlicher Zauber, mit warmem Kerzenlicht.

Der auditive Mensch muss zu Weihnachten mit sich selbst im Einklang sein. „Er benötigt Berieselung aus wunderbaren Weihnachtsgeschichten oder -liedern.“ Ob klassisch, alpenländisch, poppig, die Bandbreite ist weit. Und manchmal genügt der Klang von feinen Gläsern. Der Glockenhall des Kirchturms. Das Knistern des Feuers im Kamin. Wer dagegen über das Riechen und Schmecken den Genuss sucht, benötigt weihnachtlichen Duft – von Plätzchen, Gänsebraten oder Punsch.

Weber erklärt den nächsten Typ: „Der Kinästhet muss alles fühlen.“" Er benötigt zu Weihnachten ein Gefühl von Geborgenheit, angenehme Kleidung, etwas zum Kuscheln und Anlehnen. „Ein Kinästhet wird sich niemals in einem Anzug oder einem Smoking wohl fühlen. Er steht mit beiden Beinen im Leben und lässt sich nur von Dingen verzaubern, die er direkt am Körper spürt.“ Was vom Gefühl auf der Haut zum Gefühl der Nächstenliebe führt: „Der helfende Mensch.“ Webers Tipp für diese Menschen: Zu Weihnachten einen Menschen in der Altersresidenz besuchen, ein kleines Geschenk mitbringen und Zeit und Zuneigung schenken. 

Weber ist überzeugt: „Jeder Mensch, der seine Gefühle und Bedürfnisse kennt, wird auch in schwierigen Zeiten ein glückliches Weihnachten erleben.“ Um das Fest zu genießen, sollte man sich kennen und nach seinen eigenen Sehnsüchten handeln. „Weihnachtsstress ist der Killer aller friedlichen Weihnachtstage.“ Webers Tipp: Bereits am Freitag mit allen Geschenke-Besorgungen, Hausputz und Vorbereitungen fertig sein. Am Samstag planen: Wie kleide ich mich zum Fest? Das Essen vorkochen, den Tisch im Weihnachtszimmer schon eingedeckt haben. „Den Weihnachtsbaum schmücken und zwei Tage vor Weihnachten die Gedanken und Gefühle zur Ruhe kommen lassen.“ Und dann, an Heiligabend? „Keine Erwartungen haben. Glücklich sein, wenn der andere es ist.“ 

23. Wenn schon singen, dann welches Lied?

Früher war nicht nur mehr Lametta. Früher war auch mehr Lied. An Heiligabend im Familienkreis zu singen, das gehörte einstmals zum Weihnachtsfest wie der Glöckchenklang zur Bescherung. Heute hingegen dudelt vielfach das Radio, bestimmen "White Christmas" oder "Last Christmas" den klingenden akustischen Weihnachtsabendhintergrund. Dabei wäre es ein Leichtes, mit der eigenen Stimme für ein stimmungsvolles Fest zu sorgen. Und weil der festlich geschmückte Tannenbaum etwas wohlig Traditionelles darstellt, geht man nicht fehl, an Heiligabend in die Schatztruhe des traditionellen Weihnachtsliedguts zu greifen. 

Fragt man einen Kenner dieses Repertoires, den früheren Augsburger Domkapellmeister Reinhard Kammler, der mit seinen Domsingknaben über Jahrzehnte hinweg an Weihnachten eben solche alten Weisen dargeboten hat, nach einer Empfehlung, dann bekommt man Liedsätze ans Herz gelegt wie "Es ist ein Ros entsprungen", "Vom Himmel hoch, da komm ich her" oder "O du fröhliche"; Weihnachtslieder, die bedächtig im Tempo und mit nicht zu großem Tonumfang problemlos auch von Laien zu bewältigen sind. Wer kein Liederbuch zu Hause hat, der schlage nach im Internet: Zu all diesen Weisen finden sich dort Texte und Noten. Und wer sich nicht aufs Notenlesen versteht, kann sich die Melodien (etwa bei Wikipedia) sogar vorspielen lassen – zwei-, dreimal angehört, dann schafft man es selbst. 

Mag man aber nicht nur eines, sondern gleich mehrere Lieder anstimmen, empfiehlt Reinhard Kammler. "Stille Nacht" als sozusagen weihnachtsdramaturgischen Höhepunkt – fraglos trifft die friedvoll freudige Stimmung von "Stille Nacht" Sinn und Gehalt von Weihnachten in besonders ausdrucksvoller Weise. Keine Frage aber auch, dass das mit eigenem Gesang umrahmte Fest noch lange nachklingen wird. 

24. Wie wahrt man zu Hause den Weihnachtsfrieden?

Über eines sind sich an Weihnachten alle einig: Ohne Streit ist es am schönsten. Doch ausgerechnet dieser Wunsch bleibt oft unerfüllt, denn mit der Harmonie ist es schnell vorbei, wenn der verschrobene Onkel, die woke Tochter und die nörgelnde Oma an einem Tisch sitzen. Da prallen Meinungen und Lebenswelten aufeinander. Ein falscher Kommentar übers Essen, schon ist der Koch beleidigt. Eine ironische Bemerkung über den Baumschmuck und der Hausherr tobt. Man verfällt in alte Muster und reißt vergessene Wunden auf. Alles soll perfekt sein, aber gerade am Fest der Liebe ist die Angst vor Streit am größten. Warum? Und wie wahrt man den Weihnachtsfrieden in der Familie? 

Nachfrage beim Münchner Familien- und Paarberater Mathias Voelchert. „Der Wunsch nach Harmonie und Gemeinsamkeit ist schön und gut, aber er erfüllt sich nicht von allein“, sagt er. „Man muss schon etwas dafür tun und das nicht erst an Weihnachten.“ Beziehungen wollen gepflegt werden. Wer das ganze Jahr nicht miteinander redet und sich nicht wertschätzt, wird an Weihnachten nicht plötzlich ein harmonisches Familienfest erleben. „Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass wir unfreundlich miteinander umgehen und dann meinen, aufgrund des Glaubens oder des kulturellen Erbes, schöne Tagen zu verbringen“, sagt Voelchert und vergleicht es mit einem Regenschauer. „Wir gehen doch auch nicht vor die Tür, wenn es regnet und hoffen, nicht nass zu werden.“ 

Für einen friedlichen Weihnachtsabend bedarf es Ehrlichkeit und Toleranz. „Meistens zerstören wir das Fest der Liebe, weil wir recht haben wollen“, sagt Voelchert. Dabei gehe es nicht darum, den anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen, sondern darum, einander zuzuhören. Die Argumente des Gegenübers anzuhören, ohne direkt dagegen zu halten, erfordert Respekt und eine gewisse Gelassenheit, ganz nach dem Motto: "we agree to disagree". Bedeutet: Man ist sich zumindest darüber einig, dass man sich nicht einig ist. „Da können wir alle noch besser werden und voneinander lernen“, sagt Voelchert. Von vorher abgemachten Verhaltensregeln hält Voelchert nichts: „Wir sind keine kleinen Kinder, das wird nicht funktionieren.“ 

Was aber tun, wenn der Onkel nach drei Bier zu schimpfen beginnt und rechte Parolen vom Stapel lässt? „Weihnachten ist der falsche Zeitpunkt, um über Themen zu diskutieren, bei denen sich Meinungen fundamental unterscheiden“, sagt der Münchner Familienberater. Alkohol wirke wie ein Verstärker. „Man muss nicht unbedingt darauf verzichten, aber verantwortungsvoll damit umgehen“, sagt Voelchert. Ist ein respektvolles Gespräch nicht mehr möglich, sollte man mutig sein und rechtzeitig sagen, dass man über ein bestimmtes Thema nicht weiter diskutieren möchte. In freundlichem Ton, aber klar im Anliegen. Meistens kennt man die heiklen Themen und kann das Gespräch frühzeitig in eine andere Richtung lenken. „Das hat nichts mit Unter-den-Teppich-Kehren zu tun, sondern ist ein Akt der Vernunft“, sagt Voelchert. 

Hat man schon vor dem Fest das Gefühl, die Situation könnte eskalieren, darf man nach Ansicht des Familienberaters auch so ehrlich sein und die gemeinsame Feier absagen: „Das führt erst mal zu Enttäuschungen, aber es ist meistens konstruktiver, sich zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr zu treffen und ernsthaft in einen Dialog zu treten – ganz ohne Druck und den Anspruch auf ein zwanghaft harmonisches Miteinander.“

 
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