Seit Tagen schon schreibt mir mein Kumpel per Whatsapp, ob ich Zeit für ein Telefonat hätte. Schon zu diesem Zeitpunkt ist mir klar: Irgendetwas ist passiert. Wo drückt wohl der Schuh? Oder kommt eine größere Nachricht auf mich zu? Sind der Kerl und seine zukünftige Frau schon schwanger? Ist die Oma gestorben? Oder hat er sich ein Haus gekauft? Es wird wohl etwas in die Richtung sein.
Was mich dann aber erwartet, als das Telefon klingelt, gleicht eher einem Heiratsantrag. Der Bräutigam in Spe fragt mich: „Manu? Möchtest Du auf der Hochzeit noch etwas mehr machen, als Dich ‚nur‘ zu betrinken und vollzufressen?“
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Ich konterte erst mit Unwissen, doch ein kleines Licht ist in den hintersten Ecken meines Oberstübchens schon entflammt. Nur, was soll ich auf seine Frage antworten, ob ich sein Trauzeuge werden will? Letztlich ist es ja nichts anderes als ein kleiner Heiratsantrag, denn der Trauzeuge steht wie der künftige Ehepartner ebenfalls an der Spitze der zeremoniellen Hackordnung.
Wer große Punkte gegen diesen Job findet, sollte ihn nicht machen!
Erst bin ich baff, dann spielt mein Hirn in kleinteiligen Sequenzen mögliche Szenerien durch. Was bedeutet der Job? Macht das bei so viel Entfernung überhaupt Sinn? Ist es das Richtige, obwohl wir nicht mehr so viel Kontakt haben? Ich räume mir Bedenkzeit ein, signalisiere aber bereits während des Gesprächs, dass die Distanz und der Job an sich wohl eine Überforderung für mich werden.
Denn mein Kumpel möchte das volle Programm: Anzug kaufen, Junggesellenabschied organisieren, Unterstützung in allen Punkten der Hochzeit.
Als wir auflegen, geht mir durchaus die Düse. Am nächsten Tag, dem Tag, an dem ich mich entscheiden möchte, interviewe ich Arbeitskollegen. Alle sind der Meinung, dass bei einer guten Begründung der Job auf jeden Fall abgelehnt werden darf.
Mit der Frage, ob man zu einem Trauzeugenjob auch „Nein“ sagen darf, beschäftigen sich auch einige Diskussionsforen im Web. So ist auf hochzeitsplaza.de die verzweifelte Nachricht eines angehenden Bräutigams zu lesen, der nach dem „Nein“ seines potentiellen Trauzeugen die komplette Freundschaft in Frage stellt.
Im Forum der „Brigitte“ ertönt: „Ich möchte nicht Trauzeugin sein!“. Hier findet die potentielle Trauzeugin die Damenwahl ihres Bruders daneben und möchte deshalb nicht dabei helfen, diesen Bund des Lebens zu schließen.
Was also tun?
Ehrlich sein, Krach riskieren – diesen Ratschlag sollten sich potentielle Trauzeuginnen und Trauzeugen zu Herzen nehmen. Wer nicht mit voller Leidenschaft seinen besten Freund oder sein Geschwisterchen auf dem Weg zur Zeremonie begleiten möchte, sollte es in jedem Fall bleiben lassen und muss in diesem Fall auch „Nein“ sagen.
Ich habe am Folgetag des Telefonats ebenfalls so entschieden und es bis heute nicht bereut. Befreundet sind der künftige Bräutigam und ich nach wie vor. Daran hat auch die ehrliche Antwort auf eine Gewissensfrage nichts geändert.
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