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Berlin
Im Freibad: So gelingt der erste Sprung vom 10-Meter-Turm
In diesem Sommer wollen Sie etwas tun, was Sie sich bislang nie getraut haben? Einen Sprung im Freibad aus drei, fünf oder zehn Metern Höhe wagen. Ein Trainer für Wasserspringen macht Sie fit dafür.
Ein Freizeitsportler springt vom Sprungturm       -  Mit dem Kopf voran ins kühle Nass: Das ist eher für Profis. Wer das erste Mal vom Zehner springt, tut das am besten mit den Beinen voran.
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa | Mit dem Kopf voran ins kühle Nass: Das ist eher für Profis. Wer das erste Mal vom Zehner springt, tut das am besten mit den Beinen voran.
Interview: Ricarda Dieckmann, dpa
 |  aktualisiert: 11.07.2024 11:57 Uhr

Hui, das ist höher als angenommen! Der Gedanke dürfte so einigen durch den Kopf schießen, wenn sie das erste Mal auf einen Fünf- oder Zehn-Meter-Turm klettern.

Nun will man nicht versagen, nicht vor lauter Angst wieder umdrehen. Aber eben auch nicht mit einer Arschbombe alle Blicke auf sich ziehen. Wie klappt's? Das weiß Matti Büchner. Er ist Abteilungsleiter Wasserspringen beim Berliner TSC und Bundesstützpunkttrainer, trainiert also die Profis. Und er teilt im Interview wertvolles Wissen für den nächsten Besuch im Freibad.

Die wichtigste Frage zuerst: Wie traue ich mich überhaupt?

Matti Büchner: Klar, es ist eine ganz schöne Mutfrage. Etwas Nervosität und Aufregung sind auch völlig in Ordnung dabei. Man sieht ja oft im Freibad, dass Kinder, Jugendliche oder Erwachsene zwar ganz mutig auf den Zehn-Meter-Turm klettern, dann wieder den Weg nach unten antreten.

Ich gebe daher immer den Tipp, sich erst einmal an Höhen ranzutasten. Erst das Ein-Meter-Brett, dann drei Meter, dann fünf Meter. Das machen wir mit unseren jungen Leistungssportlern hier genauso. Die schicken wir erst auf zehn Meter hoch, wenn wir sehen, dass sie genügend Körperspannung haben und sehr gerade eintauchen.

Ich würde immer empfehlen, am Anfang einen Sprung mit den Füßen zuerst zu machen. Von einem Zehn-Meter-Turm sind es etwa 50 km/h, mit denen man ins Wasser einschlägt, das ist eine Wucht. Deshalb sollte man auch nicht unerfahren gleich mit dem Kopf voran springen: Es kann dann passieren, dass die Rotatorenmanschette, die Teil der Schultermuskulatur ist, diesem Druck nicht standhält und man sich an der Schulter verletzt.

Was muss ich beim Abspringen alles beachten?

Matti Büchner: Es kommt natürlich auf die Absprungstelle an. Sind es bewegliche Bretter oder ist es eine Turmplattform? Mit Brettern muss man sich erstmal auseinandersetzen. Viele Menschen kommen damit anfangs gar nicht gut klar. Man muss da nämlich die Bauchmuskeln und Rückenmuskeln anspannen. Tut man das nicht, geben die Muskeln beim Springen nach und man sackt quasi in sich zusammen.

Beim Thema Anlauf sollte man wissen: Wenn man hinten am Turm steht, muss man sich vor dem Loslaufen auf jeden Fall vergewissern, dass darunter niemand im Wasser ist - das sieht man von dort schlecht. Am besten lässt man sich von jemandem am Beckenrad ein Zeichen geben. In der Luft kann man ja nicht mehr anhalten, wenn man einmal angelaufen und abgesprungen ist.

Bei Brettern würde ich Anlauf gar nicht so empfehlen. Die haben so eine fiese Anti-Rutsch-Beschichtung, da kann man sich ordentlich was aufschürfen, wenn man fällt. Also lieber vorne hinstellen, zwei-, dreimal auf der Stelle springen wie auf einem Trampolin - und dann ab ins Wasser.

Und dann braucht man eine sehr hohe Körperspannung, damit einem in der Luft nicht die Beine nach vorn oder nach hinten abhauen. Das geht sonst schnell in Richtung Arschbombe und die ist von einem Zehn-Meter-Turm, vorsichtig gesagt, etwas unangenehm. Das mit der Körperspannung sollte man daher wirklich nicht zu lax nehmen, sondern Po, Bauch, Rücken, Beine, Arme richtig, richtig fest anspannen. So gelingt es dann auch, mit den Füßen zuerst einzutauchen.

Stichwort: Eintauchen. Wie klappt das sicher - und elegant?

Matti Büchner: Erst einmal: Nein, man muss sich beim Eintauchen nicht die Nase zuhalten. Durch den Druck, der dann schon in den Nasennebenhöhlengängen herrscht, kommt kein Wasser rein - wenn man unter Wasser nicht gerade einatmet.

Wenn man sich die Nase zuhält, kann das eher schaden, weil beim Eintauchen der Gegendruck gegen die Hand knallt, dann tut man sich im schlimmsten Fall die Nase weh. Dazu kommt: Bei einem Sprung ins Wasser braucht man die Arme eher am Körper, um die Spannung zu halten.

Am besten sollte man vorab checken, wie tief das Wasser ist. Professionelle Sprungbecken sind vier, fünf Meter tief, da wird man in der Regel genug gebremst beim Eintauchen. Im Freibad kann das aber auch weniger sein. Da muss man versuchen, etwas abzubremsen, indem man unter Wasser die Gliedmaßen etwas vom Körper wegstreckt. Aber bitte erst unter Wasser, nicht schon davor.

Beim Kopfsprung sollte man außerdem darauf achten, beim Eintauchen ganz viel Spannung auch in Schultern und Arme zu geben, damit man dort nicht zu locker eintaucht und Verletzungen riskiert.

Bundesstützpunkttrainer Wasserspringen Matti Büchner       -  Matti Büchner ist Bundesstützpunkttrainer Wasserspringen und Abteilungsleiter Wasserspringen beim Berliner TSC.
Foto: Daniel Domazer/dpa-tmn | Matti Büchner ist Bundesstützpunkttrainer Wasserspringen und Abteilungsleiter Wasserspringen beim Berliner TSC.
 
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