Die Olympischen Spiele stupsen uns auf Sportarten, die wir vorher gar nicht auf dem Schirm hatten. Und machen im besten Fall sogar Lust, sich selbst mal darin auszuprobieren - auch wenn für die Profi-Karriere jeder Zug abgefahren ist. Aber darum geht es ja gar nicht, sondern um den Spaß. Vielleicht ist eine dieser drei Sportarten etwas für Sie?
1. Das erste Mal auf dem Trampolin
„Der Sekundentraum vom Fliegen”: So beschreibt Steffen Eislöffel die Faszination des Trampolinturnens. Er ist Bundesstützpunkttrainer und coacht unter anderem Fabian Vogel. Der ist Weltmeister im Synchron-Trampolinturnen und wird auch bei den Olympischen Spielen in Paris an den Start gehen. Über acht Meter hoch hinaus geht es für die Sportlerinnen und Sportler dort beim Trampolinturnen. „Was man im Fernsehen sieht, sind richtige Wettkampfgeräte, die auf maximale Höhen ausgelegt sind”, sagt Steffen Eislöffel.
Mit den Trampolinen, auf denen man in einem Jumphouse - also einer Trampolinhalle - springen kann, ist allerdings deutlich weniger Höhe möglich. Doch wer eine Regel beherzigt, kann die maximale Flugzeit herausholen: „Je aufrechter die Körperhaltung beim Springen ist, desto höher geht es hinaus”, sagt Steffen Eislöffel.
Was sind die goldenen Regeln, wenn ich zum ersten Mal auf dem Trampolin springe?
- Herantasten: Wer schon einmal auf einem Trampolin war, weiß: In der Luft verhält sich so ein Körper ganz anders als auf dem Boden. Der Trainer rät daher, sich erst einmal heranzutasten und Erfahrungen zu sammeln. Sprung für Sprung gewinnt man an Sicherheit.
- Zu Beginn allein aufs Trampolin: Der Grund: „Wenn zwei Menschen nicht ganz gleichzeitig ins Trampolintuch kommen, bekommt einer einen Konter-Schwung”, erklärt Steffen Eislöffel. Heißt: Diese Person wird regelrecht in die Luft geschleudert. „Wenn man Pech hat, ist man auf einmal so hoch, dass man richtig aus dem Tuch rausgekickt wird.”
- Richtig fallen: das Gleichgewicht verloren? Dass das am Anfang passiert, ist normal. Der Reflex ist dann: beim Fallen mit den Händen auf dem Tuch abstützen. Dabei drohen aber Verletzungen, weshalb Steffen Eislöffels Tipp folgender ist: „Wenn man merkt, dass man fällt: zur Seite oder auf den Rücken drehen. Dann sind die Hände aus dem Spiel.”
Ich fühle mich sicher auf dem Sprungtuch. Wie geht's weiter?
Zeit, sich selbst etwas herauszufordern. Wer nun an einen Salto denkt, bremst sich aber besser. Und probiert lieber Sprünge, bei denen das Verletzungsrisiko geringer ist.
Da wäre der Sitzsprung: „Da lässt man sich auf den Po fallen, die Beine gestreckt nach vorn. Die Hände setzt man dabei neben dem Po auf dem Trampolintuch auf”, erklärt Steffen Eislöffel. Das ist wichtig, um möglichst viel Stabilität zu gewinnen. Dann versucht man, vom Sitz wieder in den Stand zu wechseln.
Wer sich sicher fühlt, kann auch mal eine halbe oder ganze Standsprung-Schraube probieren: „Man springt gerade hoch und versucht, sich in der Luft mal links oder rechts rum zu drehen und auf den Füßen zu landen.”
2. Das erste Mal auf dem Skateboard
Park oder Street: So heißen die beiden Skateboarding-Disziplinen bei den Olympischen Spielen. Bei Street ist der Name Programm. Für Sprünge und Tricks wird alles genutzt, was die Straße hergibt: Bordsteinkanten, Geländer, Bänke. Bei der Disziplin Park hingegen zeigen die Sportlerinnen und Sportler ihr Können etwa in einer in den Boden eingelassen „Bowl”, die an einen leeren Pool oder Teich erinnert.
Und wenn man sich selbst auf das Skateboard wagen will? Dann kommt es auf passendes Schuhwerk an. „Nichts, was gepolsterte Sohlen hat, also auch keine Laufschuhe. Besser sind zum Beispiel Tennisschuhe, wenn man welche hat”, rät Lea Schairer vom Deutschen Rollsport und Inline-Verband. Hauptsache, die Sohle ist flach, im besten Fall hat man sogar Skateschuhe. „So hat man viel mehr Gefühl - auch für das Gleichgewicht”, erklärt die Bundestrainerin Skateboard Street. Außerdem ist bei dickeren Sohlen die Gefahr größer, dass man umknickt.
Wie bekomme ich Sicherheit auf dem Board?
Auch beim Skateboard gilt: ausprobieren, ein Gefühl dafür entwickeln, wann sich das Skateboard wie verhält - und trotz Stürzen und wegrutschendem Board nach und nach Erfolgserlebnisse sammeln.
„Hin-und-Her-Kippeln im Stehen ist nicht schlecht, so lenkt man später”, rät Lea Schairer. Bei den ersten Versuchen empfiehlt sie zudem, sich an einer helfenden Hand - oder einer Mauer oder einem Geländer - etwas Sicherheit zu verschaffen, sich entlangzutasten also. Bremsen kann man das Board übrigens, indem man den hinteren Fuß einfach auf dem Boden schleifen lässt.
Es gibt übrigens einen typischen Anfängerfehler: sich zu weit zurücklehnen. „Es passiert Anfängern häufig, dass sie aufs Brett steigen und nicht erwarten, dass es nach vorn fährt”, beschreibt Lea Schairer. Somit verlagern viele zu Beginn ihren Körperschwerpunkt zu weit nach hinten. Mit Folgen: Die Balance geht flöten, man fällt - oft auf die Ellenbogen oder den Po.
Rollen klappt gut. Welche Tricks kann ich nun probieren?
Die Skate-Expertin liefert Ideen: „Man kann versuchen, mal Slalom zu fahren. So bekommt man gut ein Gefühl für Kurven oder Wendungen.” Oder man probiert, das Tail - so heißt der hintere Teil des Brettes - mit dem Fuß Richtung Boden zu drücken. „So kann man gucken: Wie fühlt sich das an, kann ich das Gleichgewicht halten?”
Ein weiterer Trick: Das Brett auf die Oberseite legen, sodass Rollen und Achsen nach oben zeigen. „Dann schiebt man die Zehen darunter, flippt das Board quasi halb hoch - und landet dann darauf”, sagt Lea Schairer.
3. Das erste Mal in der Boulderhalle
Bouldern hatte 2021 seine Premiere bei den Olympischen Spielen, als eine von drei Disziplinen des Sportkletterns. Der Name leitet sich von dem englischen Wort „boulder” ab, was Felsblock bedeutet.
Wer - inspiriert davon - das erste Mal an die Wand geht, muss vielleicht ein bisschen Höhenangst überwinden. Es geht zwar „nur” bis zu 4,5 Meter hoch hinaus. Doch ein Sicherungsseil gibt es nicht. Immerhin: Dicke Bodenmatten fangen einen auf, sollte man doch einmal abrutschen oder unterwegs die Kraft verlieren. Fabian Pelzer, Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), gibt Tipps für den ersten Besuch in der Boulderhalle.
Was ziehe ich an?
Ohne spezielle Kletterschuhe geht es nicht. In vielen Hallen kann man sie ausleihen. Ihre Besonderheit: Die Schuhe sitzen sehr eng am Fuß, die Sohle ist an den Zehen - insbesondere am großen - verstärkt. So hat man auf den Fußtritten, die manchmal nur sehr klein sind, guten Halt. „Dazu sollte man Sportkleidung tragen, die die Beweglichkeit nicht einschränkt”, rät Fabian Pelzer.
So viele Griffe! Wo genau soll ich klettern?
So bunt durchmischt die Farben an einer Boulderwand auch sind - den Überblick bekommt man leicht: „Man folgt immer den gleichfarbigen Griffen”, erklärt Fabian Pelzer. Sie ergeben das, was im Boulder-Vokabular als Route bezeichnet wird. Griffe in anderen Farben sind beim Hochklettern tabu - auch wenn sie in verlockender Reichweite sind.
Die Routen haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Einige Hallen haben ein Farbsystem dafür, andere versehen die Startgriffe mit Zettelchen, die die Schwierigkeitsstufe verraten. Fabian Pelzer erklärt: Eine Route ist dann erfolgreich gemeistert, wenn man den obersten Griff drei Sekunden lang sicher mit beiden Händen hält. Dieser Griff wird als Top bezeichnet.
Welche Klettertechniken sollte ich kennen?
Beim Klettern muss die Kraft allein aus den Armen kommen? Falsch. Einfacher wird es, wenn man den Körper aus der Beinkraft heraus nach oben schiebt. Elementar dabei: „Den Schuh mit dem verstärkten Teil der Sohle am großen Zeh stabil auf den Fußtritten aufsetzen”, so Fabian Pelzer. Das entlastet die Muskeln in Armen und Händen.
Apropos Arme: Sie sollten beim Klettern so oft wie möglich gestreckt bleiben. Klettert man mit gebeugten Armen, geht viel Kraft flöten. Und das ist ärgerlich, wenn man noch weitere Routen ausprobieren will.
Gerade für Anfänger ist es außerdem wichtig, die Drei-Punkt-Regel zu kennen. Heißt: Drei von vier Gliedmaßen halten stets den Kontakt zur Wand, lediglich ein Arm oder Bein löst sich. So fühlt man sich sicherer - gerade dann, wenn man dem Ende der Route näher kommt und der Abstand zum Boden einen vielleicht doch stutzen lässt.