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Augsburg
Filme, Musik und Sport streamen: Bald geht's richtig ins Geld
Millionen Mobilfunk-Kunden, die gerne unterwegs streamen, müssen sich bald einen alternativen Vertrag suchen. Denn das praktische Zero-Rating als Option in vielen Verträgen wird abgeschafft.
Musikstreaming im Test       -  Musikhören unterwegs macht Spaß. Das Streaming könnte aber teuer werden, viele Mobilfunk-Anbieter müssen ihre Tarife ändern.
Foto: Christin Klose, dpa | Musikhören unterwegs macht Spaß. Das Streaming könnte aber teuer werden, viele Mobilfunk-Anbieter müssen ihre Tarife ändern.
Hans Peter Seitel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:05 Uhr

Aus der Traum vom endlosen Gratis-Streamen: Für Millionen Smartphone-Besitzer, die unterwegs häufig Musik hören und Filme oder Sport sehen, wird es teuer. Grund ist das Verbot des sogenannten Zero-Ratings. Verbraucherschützer erwarten dennoch Vorteile.

Worum geht es? Mit einer Zero-Rating-Option können Mobilfunk-Kunden bestimmte Onlinedienste unbegrenzt nutzen, ohne dass sich ihr tarifliches Datenvolumen dadurch mindert. Vor allem Vielnutzer von Netflix, Spotify, Apple Music, DAZN, Sky und anderen datenintensiven Video-, Musik- und Sportdiensten profitierten bisher davon: Sie buchten die Option "StreamOn" bei der Telekom oder "Pass" bei Vodafone zu ihrem normalen Tarif kostenlos dazu und konnten endlos streamen. Doch damit ist nun Schluss. 

Bundesnetzagentur geht gegen Zero-Rating vor: Aus zum 31. März 2023

Die Bundesnetzagentur hat die beiden Zero-Rating-Optionen verboten. Sie müssen zum 31. März 2023 eingestellt werden. Die Behörde begründete ihre im vergangenen Jahr getroffene Entscheidung mit einem Verstoß der Anbieter gegen den Grundsatz der Netzneutralität, nach dem alle Daten im Internet gleich zu behandeln sind. 

Allein bei der Telekomsind rund vier Millionen "StreamOn"-Kunden betroffen. Sie erhalten ebenso wie die "Pass"-Kunden bei Vodafone, deren Anzahl nicht bekannt ist, in diesen Tagen ihre Kündigung und müssen sich eine Alternative suchen, wenn sie auch künftig im gewohnten Umfang streamen möchten. Neuverträge bieten die Telekom und Vodafone schon seit Mitte 2022 nicht mehr an. Das Verbot des Zero-Ratings steht im Einklang mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2021. 

Telekom bietet 90 Tage kostenloses Surfen als Ausgleich

Bekommen die Kunden einen Ausgleich? Die Telekom hat den betroffenen Kunden angeboten, ab April 90 Tage lang unbegrenzt im Internet zu surfen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Die Gratis-Flatrate kann dem Provider zufolge aber nur zwischen dem 1. April und 31. Mai gebucht werden. Nach den 90 Tagen Laufzeit fällt die Vergünstigung endgültig weg. 

Beim Konkurrenten Vodafone heißt es hingegen, dass die bisherigen "Pass"-Kunden ab April jeden Monat ein zusätzliches Datenvolumen spendiert bekommen. Um wie viel Volumen es sich dabei dreht, teilt der Anbieter offiziell noch nicht mit. Nach Informationen des Fachmagazins Inside-Digital handelt es sich um in der Regel 10 Gigabyte (GB) Zusatzvolumen. Ob Intensiv-Streamern das reicht, ist fraglich. 

Eine Alternative ist die Flatrate

Gibt es Alternativen? Neue Tarifmodelle, die das Zero-Rating ersetzen könnten, haben die Anbieter bisher nicht entwickelt. Den Kunden bleibt also nur, sich aus dem bestehenden Portfolio einen Tarif mit hohem Inklusiv-Datenvolumen auszusuchen. Viele Experten empfehlen Flatrates, die zwar teuer sind, aber weiterhin unbegrenztes Streamen erlauben. "Eine Alternative zu Zero-Rating-Tarifen können - zumindest für Intensivnutzer - nur echte Daten-Flatrates sein", sagt etwa Inside-Digital-Fachmann Thorsten Neuhetzki. 

Der Spaß geht dann allerdings ins Geld: Zwischen 80 und 85 Euro verlangen Vodafone (Tarif Red XL) und Telekom (Magenta-Mobil XL) für ihre mobilen Daten-Flatrates pro Monat. Günstiger ist es nur für Kunden, die auch einen Festnetz-Anschluss beim jeweiligen Anbieter haben. Als mögliche Alternative für Nutzer mit wechselndem Bedarf empfiehlt das Verbraucherportal Teltarif.de sogenannte Day-Flats. 24 Stunden unbegrenztes Streamen kosten damit knapp sieben Euro sowohl bei der Telekom als auch bei Vodafone. Vodafone hat kürzlich zudem eine Drei-Tages-Flatrate aufgelegt, mit der die Kunden für knapp 18 Euro unbegrenzt ins Internet gehen können. 

Günstige Flatrate-Anbieter: Empfang erst testen

Was ist, wenn ich das Netz wechsle? Wer sparen will, kann auch zum dritten Netzbetreiber in Deutschland, Telefónica/02, wechseln. Die Kunden zahlen dort monatlich knapp 30 Euro für eine Flatrate mit einer Bandbreite von bis zu zwei Megabit/Sekunde (Mbit/s), was laut Teltarif zumindest für das Musik-Streamen und teils auch für Videos reicht. Für einen Aufpreis von 10 beziehungsweise 30 Euro stellt der Provider außerdem Tarife mit höherer Bandbreite bereit. 

Bedenken, das Netz leiste weniger als das der Konkurrenten Telekom und Vodafone, hält Teltarif-Experte Markus Weidner entgegen, dass sich die Netzqualität von Telefónica/02 in den jüngsten Tests verbessert hat. Dennoch empfiehlt er, vor einem Wechsel einen Selbsttest mit einer Prepaidkarte an üblichen Nutzungsorten zu machen. Das kostet zwar einmalig Geld, bringt aber Gewissheit über den Empfang. 

Nach Einschätzung der Verbraucherzentralen hat das Zero-Rating dazu geführt, dass die Anbieter die Daten-Volumina in ihren Tarifen beschränkten und für echte Daten-Flatrates hohe Preise verlangten. Das ändere sich nun. "Anbieter können künftig generell größere Daten-Volumina oder günstigere Flatrate-Tarife für Mobilfunk anbieten", so die Verbraucherschützer, die mit Vorteilen für die Kunden rechnen. 

Tatsächlich führten sowohl die Telekom als auch Vodafone nach Bekanntgabe des Zero-Rating-Verbots Tarife mit höheren Inklusiv-Volumen ein. Beispielsweise stehen im Tarif Magenta-Mobil L der Telekom für knapp 60 Euro jetzt 40 statt früher 24 GB zur Verfügung. 

 
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