Die Geschäfte mit Kaugummi-Streifen liefen zuletzt eher zäh. Wie ein Kaugummi, der sich in das Profil einer Schuhsohle hineinsystematisiert hat. Der Kunde von heute hat andere Ansprüche. Kaugummis gibt es vor allem in Dosen, als Dragees, ohne Zucker, dafür mit Koffein oder Vitaminen - oder mit dem Versprechen, die Zähne weißer zu machen. Und weil der kauende Konsument König ist, zogen die Hersteller ihre Konsequenzen und nahmen die Streifen aus dem Sortiment.
Aufsehen erregte vor allem das Aus der Marke Wrigley’s Spearmint, die seit Generationen das Bild an Supermarktkassen prägte wie kaum ein anderes Produkt. Bereits im vergangenen Jahr hat der Mutterkonzern Mars die Produktion eingestellt. Inzwischen sind nur noch Restbestände im Umlauf. Und die werden vom Centprodukt zum Luxusgut. Weil Nostalgiker und Kaugummisammler – ja, die gibt es wirklich – die verbliebenen Packungen hamstern, haben sich die Preise vervielfacht. Ein Päckchen mit 15 Streifen kann im Onlinehandel heute schon mal sechs Euro und mehr kosten.
Wenig Angebot, hohe Nachfrage - alles tausendmal durchgekaut
So ist das eben mit Angebot und Nachfrage – auch schon tausendmal durchgekaut. Ob sich der Hersteller vom unerwarteten Boom beeindrucken lässt und gar seine Entscheidung korrigiert? Das Unternehmen – im Jahr 1891 von William Wrigley Jr. in Chicago zunächst als Hersteller von Seife und Backpulver gegründet – hat jedenfalls schon früh die Macht des Marketings entdeckt. 1915 schickte man allen Menschen, die in den USA damals schon im Telefonbuch standen, vier Streifen Kaugummi. Es war der Beginn einer weltweiten Erfolgsstory. Doch irgendwann war der alte Streifen ausgekaut.
Dass er jetzt posthum noch einmal zum Kassenschlager wird und man sich die Kaugummis vielleicht bald einzeln beim Juwelier kaufen muss, hätte den alten William Wrigley Jr. aber sicher gefreut.