Die Mitglieder der Jury des Vereins „Spiel des Jahres“ haben sich durch eine Flut an Neuheiten gearbeitet und die Perlen herausgefischt. Am Sonntagabend, 16. Juli, fällt die Entscheidung, welche Spiele zu Siegern gekürt werden. Diese Titel haben Chancen, das Spiel des Jahres zu werden.
Für Teamspieler: „Dorfromantik“
Die Jury nennt es ein „kooperatives Wohlfühlspiel“, denn bei „Dorfromantik“ ist Verlieren unmöglich. Wie im gleichnamigen Computerspiel gilt es Plättchen so aneinanderzulegen, dass eine Landschaft mit möglichst langen Flüssen und Eisenbahnlinien entsteht. Auch große Wälder und Dörfer bringen Vorteile. Welche Ziele vordringlich sind, geben Marker vor. Hat die Gruppe Glück, passen die aufgedeckten Plättchen zur Planung. Ist alles verbaut, zeigt die Punktebilanz, ob eine weitere Materialbox geöffnet werden darf. Fazit: einfach, flüssig, verlockend.
„Dorfromantik“ – Das Brettspiel von Lukas Zach und Michael Palm, erschienen bei Pegasus Spiele. Eins bis sechs Spieler, ab acht Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 35 Euro.
Für Leute, die sich kennenlernen wollen: „Fun Facts“
Zahlen auf Pfeiltafeln zu schreiben und diese ohne Absprache so hinzulegen, dass beim Aufdecken die Zahlen in aufsteigender Reihenfolge erscheinen? Diese Aufgabe klingt einfach, wenn sich die Spieler bei dem Partyspiel „Fun Facts“ gut kennen. Die Zahlen sind nämlich Antworten auf Fragen. Zum Beispiel: Wie viele Zimmer hat dein Zuhause? Oder wie viele Minuten duschst du durchschnittlich? Je besser sich die Spielerinnen und Spieler gegenseitig einschätzen, desto mehr Punkte erreicht die Gruppe insgesamt. Fazit: ein spaßiges Kennenlern- und Einschätzspiel mit eingängigen Regeln.
Fun Facts von Kasper Lapp, erschienen bei Repos Production. Vier bis acht Spieler, ab acht Jahren, ca. 30 Minuten, ca. 21 Euro.
Für Tüftler: „Next Station London“
Durch geschicktes Linienziehen die meisten Punkte zu kassieren hat bei „Next Station London“ nicht nur etwas mit Cleverness, sondern auch mit Dusel zu tun. Welche Stationen vom eigenen Startpunkt aus mit einem Farbstift anfahrbar sind, geben nämlich zufällig gezogene Karten vor. Mindestens fünf Karten später und in der nächsten Runde hat man dann einen anderen Farbstift. Und da sich Linien nur an bestimmten Stellen kreuzen dürfen, sollte man sein Liniennetz gut verteilen. Fazit: ganz schön kniffelig, denn idealerweise gilt es mehrere Ziele gleichzeitig zu erreichen.
„Next Station London“ von Matthew Dunstan, erschienen bei HCM Kinzel. Ein bis vier Spieler, ab acht Jahren, ca. 25 Minuten, ca. 22 Euro.
Wer größere Herausforderungen bei Brettspielen sucht, der wird in der Kategorie „Kennerspiel des Jahres“ fündig. Auch hier gibt es heiße Kandidaten.
Für Turnierspieler: „Challengers!“
Welch ein cooles Turnier: Bis zu acht Personen spielen bei „Challengers!“ zeitgleich ein Duell gegeneinander oder gegen einen imaginären Gegner, der von Runde zu Runde stärker wird. Zentral sind Karten mit Zahlen und Effekten, die die Spieler zufällig ziehen und behalten oder abwerfen. Schlaues Kartenmanagement scheint sinnvoll. Sind die Karten gemischt, entscheidet allerdings Fortuna, ob der Sieg gelingt. Dazu müssen am Ende der Runde die eigenen Kartenwerte in Summe die Auslage des Gegners übertrumpfen. Fazit: aufregend und voller Emotionen. Wow!
„Challengers!“ von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck, erschienen bei 1 More Time Games/Z-Man Games. Ein bis acht Spieler, ab acht Jahren, ca. 45 Minuten, ca. 43 Euro.
Für Abwägende: „Planet Unknown“
Sammle die meisten Medaillen! Um diese Aufforderung bei „Planet Unknown“ zu erfüllen, puzzeln die Spieler zeitgleich Plättchen auf ihren Planeten und treiben damit die Marker auf ihrem Tableau in die Höhe. So lassen sich nach und nach immer mehr Vorteile generieren, und auch mit einem gut bestückten Planeten, steigt die Medaillenbilanz. Knifflig ist: Farbe und Form der Plättchen sind von herausragender Bedeutung und nicht immer liegen optimale Plättchen auf dem Drehteller zur Wahl. Fazit: ein Spiel für flexible Denker und Abwägende. Super!
„Planet Unknown“ von Adam Rehberg und Ryan Lambert, erschienen bei Strohmann Games/Adam’s Apple Games. Ein bis sechs Spieler, ab zehn Jahren, ca. 70 Minuten, ca. 70 Euro.
Für Taktiker: „Iki“
Bei „Iki“ stehen die Spieler vor der Qual der Wahl: Zahlreiche Karten, Plättchen und andere Dinge wären reizvoll. Doch die Kauf- und Tauschmöglichkeiten sind begrenzt. Zum einen deshalb, weil Ressourcen fehlen. Zum anderen, weil Aktionsmöglichkeiten vom Spielplan verschwinden und einem die Mitspieler einen Strich durch die Rechnung machen können. Auch Pech beim Ziehen von Feuerplättchen kann die Spieler zurückwerfen, wobei sie je nach Spielweise ein unterschiedlich hohes Risiko tragen. Fazit: ein unkompliziert-verzahntes, aber herausforderndes Taktikspiel. Prima!
„Iki“ von Koota Yamada, erschienen bei Giant Roc/Sorry We Are French. Zwei bis vier Spieler, ab 14 Jahren, ca. 75 Minuten, ca. 50 Euro.
Prämiert wird auch das Kinderspiel des Jahres. Die drei besten Kinderspiele des Jahres sind nach Meinung der Jury das wunderschön gestaltete Team- und Würfelspiel „Carla Caramel“ (ab vier Jahren, erschienen bei Loki), die mit taktischen Elementen gespickte Memory-Variante „Gigamon“ (ab fünf Jahren, erschienen bei Mirkakulus/Studio H) sowie das Spiel „Mysterium Kids: Der Schatz von Kapitän Buh“ (ab sechs Jahren, erschienen bei Libellud/Space Cow). Hier gilt es die auf Karten gezeigten Gegenstände mit einem Tamburin nachzumachen – auf das die Mitspieler diese erraten.