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Interview
Energie-Experte Sambale: "Es hat sich viel zum Guten verändert"
Zum 25-jährigen Bestehen des Energie- und Umweltzentrums Allgäu erklärt dessen Chef, Martin Sambale, was in der Energiewende gelungen ist und wo noch mehr passieren muss.
Photovoltaikmodule.jpeg       -  Montage von Photovoltaikmodulen auf dem Dach eines Wohnhauses.
Foto: Marijan Murat, dpa | Montage von Photovoltaikmodulen auf dem Dach eines Wohnhauses.
Michael Kerler
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:42 Uhr

Herr Sambale, das Energie- und Umweltzentrum Allgäu gibt es inzwischen seit 25 Jahren. Wie viel hat sich seither bei Klimaschutz und Energiewende getan?

Martin Sambale: Es hat sich viel verändert in diesem Vierteljahrhundert, auch zum Guten: So lag der Anteil der Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Stromverbrauch beim Start von eza! bei lediglich fünf Prozent. Viele Politiker glaubten damals nicht, dass erneuerbare Energien einen nennenswerten Anteil an der Stromversorgung leisten könnten. Heute freuen wir uns, dass der Anteil der Nettostromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland 50 Prozent beträgt. Die Perspektive ist klar – wir müssen uns in Zukunft vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen. Natürlich ist die Stromproduktion nur ein Baustein für den Klimaschutz, aber eben ein sehr wichtiger. 

Das heißt, in anderen Bereichen läuft es weniger gut ...

Sambale: Eine Herausforderung ist nach wie vor die Wärmewende und die zu geringe Rate an Gebäudesanierungen. Die Wärmedämmung hat heute leider nicht immer den Stellenwert, der ihr zustehen sollte. Denn die beste Energie ist schon immer die, die wir erst gar nicht verbrauchen – und mit einer guten Wärmedämmung lässt sich der Energiebedarf deutlich reduzieren. Der dann geringere Wärmebedarf kann viel leichter mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dabei gab es in den vergangenen 25 Jahren durchaus längere Perioden, in denen die Wärmedämmung in der Energieberatung zu den am meisten gefragten Themen gehört hatte.

Kann es sein, dass sich die Dämmung einfach zu wenig rechnet und die Menschen deshalb zögern?

Sambale: Das ist eher ein Informationsproblem: Wärmedämmung rechnet sich, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt wird – und sie bringt sehr viel. Das sehen wir bereits an unserem eigenen Gebäude. Das eza!-Haus, unser Energieberatungsgebäude, hatten wir vor 20 Jahren so saniert, dass der Wärmebedarf um 90 Prozent gesenkt wurde. Beheizt wird es seither mit Holzpellets. Die Wärmedämmung spart Energie, steigert aber auch den Wohnkomfort deutlich und bietet Sicherheit vor Bauschäden. 

Ihr Institut hat seit der Gründung rund 50.000 Beratungsgespräche mit Hauseigentümern oder Bauherrinnen und Bauherren geführt. Wie haben sich denn die Fragen der Beratungskunden in den vergangenen 25 Jahren entwickelt?

Sambale: Die Themenschwerpunkte haben sich deutlich gewandelt. Vor 25 Jahren ging es häufig noch darum, den Leuten bei Gas- und Ölheizungen die Brennwerttechnik zu erklären. Damals war es schon ein Erfolg, wenn sich ein Beratungskunde entschloss, eine kleine Solarwärmeanlage auf das Dach zu bauen. Heute ist die Botschaft stärker: Es muss hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien gehen. Fotovoltaikanlagen und Wärmepumpen sind dabei die Renner bei den Beratungsthemen. Und nach unseren Abschätzungen auf Basis einer Evaluation der Hochschule Kempten haben die Eigentümerinnen und Eigentümer in unserer Region im Nachgang zu den Beratungen rund eine Milliarde Euro in die Sanierung ihrer Gebäude investiert. 

Zur Person: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.

 
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