Seit Ende April verwöhnt mich mein Grünspargel im Garten jede Woche ein-, zweimal mit einem feinen Spargelgericht, am Folgetag gibt es Spargelsuppe. Das Beste dabei: Eigene Stangen kommen knackfrisch in die Küche. Übrigens schaffen es bei mir einige Stangen gar nicht bis ins Haus, sie werden gleich an Ort und Stelle roh vernascht.
Wer sich Spargel in den Garten holen will, muss langfristig planen, hat dann aber auch zumeist über zehn Jahre lang viel Freude an dieser insgesamt sehr einfachen und zuverlässigen Kultur. Grünspargel wächst ganz normal im Beet, seine Kultur verlangt im Unterschied zum Bleichspargel kein Anhäufeln. Zur Ernte schneidet man alle Stangen ab 25 cm Länge am Boden ab. Es gibt keine mühsame Suche in der Erde. Deshalb eignet sich Grünspargel auch für alle Gartenböden.
Je nach Familiengröße sollte man 20 bis 40 Spargelpflanzen besorgen, gepflanzt wird im April. Weil jede Pflanze nur alle paar Tage eine oder zwei Stangen schiebt, sind für ein Gericht immer mehrere Pflanzen nötig. In Kälteperioden allzu spärliche Ernten kann man auch zwei Tage im Kühlschrank aufbewahren, um sie zusammen mit dem nächsten Erntegang dann zuzubereiten. Oder man gibt einzelne Stücke zu anderem Gemüse in Suppe oder Pfanne.
Im Sommer gibt der Spargel einen hübschen Blickschutz ab
Etwa ab dem 10. Juni – also früher schon als beim Bleichspargel, der bis Johanni beerntet wird – lässt man die Pflanzen austreiben. Sie bilden mannshohe, dekorativ grüne Büsche. Ab Juli hängen zahllose feine Glöckchen im filigranen Laub, die Scharen von Bienen anlocken. Sie finden im Spargel zu einer ansonsten trachtarmen Zeit Nektar und intensiv orangefarbene, besonders eiweißreiche, orangefarbene Pollen, die sie dick bepackt mit ihren "Höschen" zu ihrer Brut heimtragen. Die meisten Spargelsorten sind zweihäusig. Das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Aus den Blütenglöckchen der weiblichen entwickeln sich dann bis Spätsommer kugelrunde, leuchtend rote Früchte. Im Oktober färbt sich das Spargellaub dann um in herbstliches Goldgelb.
Jetzt ist Zeit, sich im Garten geeignete Flächen auszusuchen. Sehr günstig sind einen Meter breite Beete als Grenzstreifen. Ich habe meinen Gemüsegarten mit einer Spargelreihe von den Stauden abgetrennt. Andere nutzen eine Reihe als sommerlichen Sichtschutz entlang der Grundstücksgrenze. Im Herbst sollte man die vorgesehene Fläche umgraben. Im April folgt die härteste Arbeit: Für die Pflanzung hebt man einen Graben aus mit gut 20 cm (!) Tiefe. Die Erde lagert seitlich, verfüllt wird der Graben nach und nach während des Sommers. Im Pflanzjahr und im folgenden Jahr wird nicht geerntet. Die Belohnung für die doch etwas mühsame Pflanzaktion folgt dann erst in den nächsten Jahren, dann aber von Jahr zu Jahr reichlicher.
Spargel im eigenen Garten lockt auch andere Liebhaber
Manchmal knabbern Schnecken an den Jungaustrieben. Gekrümmte Stangen verursacht die Spargelfliege, deren winzige Maden im Inneren der Stängel fressen. Solche Stangen braucht man schnell auf, schneidet sie notfalls etwas aus, wenngleich sich solch gestresste Stangen auch schnell geschmacklich verändern. Wer im Herbst alle Stängel am Boden abschneidet und häckselt oder im Biomüll entsorgt, entfernt die Larven der Spargelfliege, die in den dürren Stängeln überwintern.
Hübsche, schmale Käfer mit roten, schwarz bepunkteten Flügeln, die Spargelkäfer, oder schwarze mit gelblichen Flecken auf den Austrieben, die Spargelkäfer bzw. Spargelhähnchen, findet man oft auf den Austrieben. Nimmt man einen dieser Käfer zart zwischen zwei Finger und hält sie ans Ohr, kann man ihr leises "Krähen" hören. Sie heften schwarze, stiftförmige Eier an die Austriebe und machen sie damit unverkäuflich. Im Hausgarten streifen wir sie einfach vorsichtig ab.
Zur Person: Marianne Scheu-Helgert ist gelernte Gärtnerin. Bis vor Kurzem leitete sie die Bayerische Gartenakademie.