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Finanzkolumne
Brauchen wir mehr Finanzwissen?
Viele Finanzprodukte sind für Laien kaum zu durchschauen. Die Frage ist, ob allein mehr Bildung in wirtschaftlichen Dingen dieses Problem lösen kann oder ob es sich die Banken nicht zu leicht machen.
Ein Mann und eine Frau arbeiten an Unterlagen auf dem Tisch.       -  Finanzprodukte sind für Verbraucher nicht immer leicht zu verstehen.
Foto: Christin Klose, dpa | Finanzprodukte sind für Verbraucher nicht immer leicht zu verstehen.
Sascha Straub
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:39 Uhr

In diesem Jahr war wieder viel von Finanzbildung, oder besser, von einer Finanzbildungsstrategie für Deutschland, die Rede. Richtig ist, dass hierzulande im Vergleich zu anderen Staaten bisher zu wenig getan wurde. Das liegt sicher auch daran, dass Bildung Ländersache ist, was bundeseinheitliche Regelungen erschwert. Dabei ist der Ruf nach mehr Finanzbildung, etwa in Schulen, nicht neu. Politik, Wirtschaft und Verbände sind sich in dieser Forderung seit Langem einig, doch fehlt es letztlich an öffentlichen Geldern für eine angemessene Umsetzung. Nicht ohne Grund kommen die meisten Anbieter von Finanzbildung aus der Privatwirtschaft, nicht selten mit Verbindungen zur Finanzdienstleistungsbranche.

Dabei sollte mehr Finanzwissen doch helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Verbraucher, die viel wissen, können sich selbst ermächtigen, um auf Augenhöhe mit den Anbietern zu verhandeln. So die Theorie des mündigen Verbrauchers, der jederzeit eine selbstbestimmte, wohlüberlegte Entscheidung treffen und dem Anbieter selbstbestimmt gegenübertreten könne. 

Finanzprodukte sind komplex und erst langfristig zu bewerten

Jahrzehntelange Erfahrungen aus der Beratungspraxis der Verbraucherzentralen zeigen, dass dies eine Idealvorstellung ist, die mit dem Verbraucheralltag oft wenig zu tun hat. Zwar sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus bereit, vor dem Kauf eines Autos, eines Smartphones oder auch nur einer Küchenmaschine ausgiebig im Internet zu recherchieren, zu vergleichen und sich darüber hinaus Fachwissen anzueignen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Im Finanzbereich ist das in den meisten Fällen aber nicht der Fall. Zum einen, weil die Produkte sehr komplex und für Laien schlicht unverständlich sind, zum anderen, weil sie langfristig wirken. 

Denn Finanzprodukte sind Vertrauensgüter. Anders als bei einem Smartphone, bei dem ich nach kurzer Zeit weiß, ob es ein Fehlkauf war, kann ich das bei einer fondsgebundenen Lebensversicherung erst sagen, wenn sie nach 30 Jahren ausgezahlt wird. Der Verbraucher muss sich also in erster Linie auf das verlassen können, was ihm sein Finanzberater für die Zukunft verspricht.

Basisprodukte für unverzichtbare Finanzdienstleistungen

Warum macht man es sich nicht einfacher und denkt über Basisprodukte für unverzichtbare Finanzdienstleistungen nach? Also Finanzprodukte mit verbindlichen Anforderungen und Standards staatlich definieren und allen zu fairen Konditionen zugänglich machen.

Bei der Altersvorsorge geht Schweden seit Langem mit gutem Beispiel voran. Über die dort staatlich organisierte Prämienrente kann die gesamte Bevölkerung sehr einfach und kostengünstig eine private Altersvorsorge aufbauen. Auch im Versicherungsbereich könnten Grundabsicherungen definiert und standardisiert werden. So sollte jeder eine private Haftpflicht-, Kranken- und Berufsunfähigkeitsversicherung haben. Nicht zuletzt ist ein Girokonto unverzichtbar, ohne das eine Teilnahme am Wirtschaftsleben kaum möglich ist. Der Zugang zu einem kostengünstigen on-/offline-fähigen Zahlungsinstrument könnte in Zukunft der digitale Euro sein

Wenn die wichtigsten Finanzprodukte auf diese Weise vordefiniert wären, müssten sich Verbraucher mit deutlich weniger Finanzwissen befassen, um bedarfsgerecht vorzusorgen.

 
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