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Augsburg
Aktien, Fonds, Immobilien – diese Geldanlage lohnt sich jetzt
Sparer wurden in den vergangenen Jahren auf manche harte Probe gestellt. Nun steigen die Zinsen, aber die Inflation ist hoch wie nie. Wie man sein Vermögen in Sicherheit bringt.
Mischfonds       -  Viele scheuen vor der Anlage an der Börse zurück. Doch mit der richtigen Strategie lassen sich Risiken senken.
Foto: Sus Pons, Westend61/dpa | Viele scheuen vor der Anlage an der Börse zurück. Doch mit der richtigen Strategie lassen sich Risiken senken.
Redaktion
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:17 Uhr

Wie gestaltet man seine Geldanlage, damit sie auch unsichere Zeiten möglichst unbeschadet übersteht? Auf diese und viele andere Fragen antworteten während unserer rege genutzten Telefonaktion am Mittwoch Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest, Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI und Paul Petzelberger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK. Hier eine Zusammenfassung wichtiger Fragen und Antworten: 

Ich bin jetzt Mitte 40 und möchte monatlich 200 Euro anlegen, um meine Altersvorsorge aufzubessern. Kommen Fonds infrage?

Auf alle Fälle. Sie haben noch rund 20 Jahre bis zur Rente. Das ist ein ordentlicher Zeithorizont für Fonds. Investieren Sie die monatliche Summe in einen global anlegenden Aktienfonds. In der Vergangenheit haben sich weltweit anlegende Aktienfonds langfristig sehr ertragreich erwiesen. Zwischenzeitliche Schwankungen werden durch die lange Anlagedauer ausgeglichen.

Bin ich bei einem Sparplan verpflichtet, mich auf einen monatlichen Einzahlungsbetrag festzulegen, oder kann ich ihn ändern?

Sie müssen sich nicht festlegen. Sparpläne sind flexibel. Haben Sie anfangs einen Sparbetrag festgelegt, so können Sie diesen jederzeit ändern – und zwar nach unten und nach oben, ganz nach Ihrer persönlichen Situation. Auch Einmalzahlungen sind möglich. Sie können den Sparvorgang auch vollständig aussetzen, falls ein finanzieller Engpass eintreten sollte, und ihn später wieder aufnehmen.

Ich habe einen Aktienfondssparplan, den ich eigentlich nicht angreifen will. Sollte dennoch ein finanzieller Notfall eintreten, könnte ich dann auf das Kapital zugreifen?

Ja, dies ist bei Aktienfonds ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist möglich.

Ich arbeite in der Biotechnologieforschung und will in der Branche anlegen. Wo kann ich mich über spezielle Biotechnologiefonds informieren?

Sie können sich informieren unter www.test.de, wo Sie Vergleiche und Bewertungen finden. Unter www.bvi.de gibt es Informationen, wie diese Fonds in der Vergangenheit abgeschnitten haben. In den Jahresberichten der Fonds sind diejenigen Unternehmen aufgelistet, in die der Fonds investiert hat. Sie sollten jedoch nicht mehr als zehn Prozent Ihres Vermögens in einem derart speziellen Segment anlegen, da erhebliche Wertschwankungen möglich sind.

Ich habe bereits verschiedene Fonds und überlege, Anteile an einem offenen Immobilienfonds zu kaufen. Was sollte ich über einen solchen Fonds wissen?

Offene Immobilienfonds sammeln das Geld vieler Anleger und investieren meist in Gewerbeimmobilien wie Bürohäuser, Einkaufszentren, Logistik- oder Hotelgebäude im In- oder Ausland. Manche Fonds legen ihren Schwerpunkt auf bestimmte Länder oder Regionen, einige sind auch auf bestimmte Immobilienarten spezialisiert. Die Wertentwicklung ist abhängig von den Mieteinnahmen und der Entwicklung der Gebäudewerte. Zu beachten ist, dass für offene Immobilienfonds eine Mindesthaltefrist von zwei Jahren und eine Kündigungsfrist von einem Jahr gilt.

Was versteht man unter einem Dividendenfonds?

Das sind Aktienfonds, die in Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen investieren. Diese Anlageform ist interessant, wenn man regelmäßige Geldzuflüsse wünscht.

Es heißt, Aktienfonds seien eine langfristige Anlageform. Was ist mit langfristig gemeint?

Sie sollten mindestens fünf Jahre, besser noch zehn Jahre Zeit haben. Dabei ist die Verfügbarkeit nicht das Problem. Aktienfonds können Sie täglich verkaufen, es gibt keine Mindesthaltefrist. Allerdings gibt es Schwankungen an den Wertpapiermärkten und damit auch bei Aktienfonds. Über die lange Anlagedauer werden diese Schwankungen in der Regel ausgeglichen.

Ich habe gesehen, dass Online-Banken oft bessere Konditionen für Festgeldanlagen bieten. Unterliegen diese auch der Einlagensicherung?

Wenn Sie auf Banken im EU-Raum schauen, ja. Dort gilt die europäische Einlagensicherung mit bis zu 100.000 Euro pro Bank und Anleger. Bei Gemeinschaftskonten sind es bis zu 200.000 Euro. Bei Ihrer Suche nach guten Festgeld-Konditionen sollten Sie sich auf Banken in Ländern mit hoher Wirtschaftskraft konzentrieren. Bei wirtschaftsschwächeren Ländern kann es sein, dass die Entschädigung eventuell etwas länger braucht.

Ich habe von einem Bekannten einen Anlagetipp erhalten, der gute Rendite verspricht, dessen Geschäftsmodell ich aber nicht ganz verstehe. Sollte ich noch einmal neutrale Informationen einholen oder gleich die Finger davon lassen?

Holen Sie sich so viele Informationen ein, wie Sie für Ihre Entscheidung benötigen. Sie sollten die Anlageform oder das Geschäftsmodell verstehen. Ehe Sie blind darauf setzen, lassen Sie besser die Finger davon. Sollte das Renditeversprechen über den marktüblichen Erwartungen liegen, ist das meist auch ein Indiz für ein erhöhtes Risiko. Fragen Sie sich, ob Sie das eingehen möchten oder können. Letztlich müssen Sie sich selbst mit Ihrer Entscheidung wohlfühlen.

Ich bin fast 70 und möchte meine Geldanlagen so sortieren, dass sie im Grunde liegen bleiben können, dass ich nur nach den Festgeldern schauen muss. Das Risiko möchte ich ein wenig herausnehmen. Haben Sie einen Tipp?

Die Stiftung Warentest hat dafür das sogenannte Pantoffelportfolio entwickelt. Es besteht aus einem Teil Risiko und einem Teil Sicherheit. Der Risikoteil kann Aktienfonds enthalten, der SicherheitsteilMischfonds, offene Immobilienfonds und Festgeld. Sie selbst entscheiden, ob Sie beides zu fifty-fifty bestücken wollen oder ob der Sicherheitsteil klar überwiegen soll. Dann legen Sie beispielsweise Ihr Geld zu 75 Prozent in den Sicherheitsteil und nur zu 25 Prozent in den Risikoteil. Solange diese Aufteilung Ihrem Empfinden entspricht, müssen Sie nichts daran ändern. Sie schauen dann lediglich, wann Ihre Festgelder neu angelegt werden sollten.

Ich benötige voraussichtlich in drei bis vier Jahren Geld für eine größere Anschaffung. Lohnt es sich, bis dahin in einen Fonds zu investieren?

Einen Fonds sollte man wenigstens fünf, besser zehn Jahre halten können. Insofern ist der Zeitraum schwierig. Möglicherweise kommen Sie in die Situation, ausgerechnet dann an das Geld zu müssen, wenn der Fonds ins Minus gerutscht ist. Das soll durch eine möglichst lange Anlagedauer verhindert werden. Überlegen Sie, ob Sie besser die sogenannte Treppenstrategie nutzen. Sie teilen das Geld in mehrere Tranchen auf, die Sie unterschiedlich lange in Festgeld anlegen. Aktuell sollte es nicht länger als drei Jahre sein. Das frei werdende Geld legen Sie neu an. So können Sie auf eventuell verbesserte Konditionen reagieren.

Sind gemischte Fonds zu gleichen Teilen mit Aktien und festverzinslichen Wertpapieren bestückt?

Nein, nicht immer. Es gibt solche, die halbe-halbe bestückt sind, aber auch solche, die die beiden Bestandteile unterschiedlich gewichten. So kann ein gemischter Fonds 75 Prozent Aktienanteile und 25 Prozent festverzinsliche Wertpapiere enthalten, aber auch umgekehrt. Die Feingewichtung nimmt der Fondsmanager je nach Lage an den Kapitalmärkten vor. Schauen Sie bei der Auswahl des Fonds darauf, dass die Risikoverteilung Ihren Vorstellungen entspricht.

Ich möchte mein Geld in einem offenen Immobilienfonds anlegen. Ist das sinnvoll?

Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Als Basis-Anlage wäre zunächst ein breit gestreuter ETF wie beispielsweise der MSCI World empfehlenswert. Die breite Streuung minimiert das Risiko. Zudem ist ein ETF relativ kostengünstig. Ein offener Immobilienfonds ist als Beimischung geeignet. Beachten Sie die zweijährige Haltefrist, in der Sie in der Regel nicht an Ihr Geld kommen.

Ich habe seit einigen Jahren drei Mischfonds, die 2022 deutliche Verluste eingefahren haben, fast zehn Prozent. Sollte ich verkaufen? Ich brauche das Geld momentan nicht.

Nein. 2022 war allgemein ein schlechtes Anlagejahr durch den Zinsanstieg, die Inflation, den Krieg. Bereits seit Januar lässt sich eine Trendwende mit steigenden Kursen an den Aktienmärkten beobachten. Sofern Sie das Geld nicht brauchen, raten wir dazu, Geduld zu bewahren. Mischfonds sind langfristig eine sinnvolle Anlage, daher sollte man sie nicht ohne Not auflösen.

Wir haben ein größeres Vermögenauf dem Giro-Konto, wo es ja aktuell keine Zinsen gibt. Wie können wir es gewinnbringend, aber auch sicher anlegen?

Da Ertragsaussichten und Sicherheit immer in einem gewissen Spannungsverhältnis stehen, sollten Sie das Geld aufteilen. Behalten Sie Tagesgeld für kurzfristige Anschaffungen, einen weiteren Teil auf einem Festgeldkonto und den Rest je nach Ihrer Risikobereitschaft in einem global anlegenden Aktienfonds und in einem gemischten Fonds mit einem Anlagehorizont von jeweils zehn Jahren.

Wie sind Fonds im Falle einer Insolvenz des Depotanbieters geschützt?

Fonds sind Sondervermögen, das bei Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt ist. Das Sondervermögen muss vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt sein. Bei Insolvenz bleibt es eigenständig erhalten und geht nicht in die Konkursmasse ein.

Ich habe noch 15 Jahre bis zur Rente und will einen größeren Betrag, den ich in Tagesgeld angespart habe, mit besseren Renditechancen anlegen. Welche Anlageform eignet sich? Soll ich alles auf einmal anlegen?

Für einen Anlagehorizont von 15 Jahren eignet sich ein global anlegender Aktienfonds. Am besten, Sie teilen den Betrag in zwölf Einzelraten auf und investieren monatlich. So schließen Sie das Risiko aus, bei einer Einmalanlage einen ungünstigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen.

Mein Sohn hat gerade seine Ausbildung angefangen. Was kann er in Sachen Geldanlage tun?

Zuerst sollte er bei seinem Arbeitgeber nachfragen, ob er einen Zuschuss für Vermögenswirksame Leistungen VL bekommt. Diese kann er beispielsweise in einen VL-Fondssparplan legen. Sind Risiken wie Berufsunfähigkeit abgesichert, kann er auch einen separaten Fondssparplan auf den Weg bringen.

Stimmt es, dass es wieder nennenswerte Zinsen gibt?

Im Vergleich zur Situation der letzten Jahre: ja. Ein Neobroker bietet derzeit beispielsweise 2,0 Prozent Zinsen per anno, ein anderer sogar 2,3 Prozent Zinsen per anno, hier fällt jedoch eine monatliche Gebühr von 4,99 Euro an. Die Angebote gelten für eine Summe bis zu 100.000 Euro. Aufgrund der Einlagensicherung, die ebenfalls nur bis zu dieser Summe greift, ist es aber auch nicht ratsam, mehr Tages- oder Festgeld bei einer Bank anzulegen.

Ich möchte für meinen drei Monate jungen Enkel monatlich 100 Euro sparen. Mein Bankberater empfiehlt einen weltweit streuenden Aktienfonds. Ist das sinnvoll?

Ja, das ist es. Bei mindestens 18 Jahren Anlagedauer können Wertschwankungen gut ausgeglichen werden, eine ausreichende Streuung ist gegeben. Aktienfonds haben gute langfristige Ertragsaussichten. Wer seit 20 Jahren in einem global investierenden Aktienfonds anlegt, kommt momentan im Schnitt auf eine jährliche Rendite von rund sechs Prozent.

Ich wurde angerufen und mir wurde ein Aktienkauf angeboten. Was ist davon zu halten?

Man nennt solche Anrufe auch Cold-Calling, frei übersetzt, „Kalt-Akquise“. Dies ist meist ein Indiz für unseriöse Anbieter. Lassen Sie am besten die Finger davon. Suchen Sie sich Ihre Geldanlagen selbst aus und informieren Sie sich so genau wie möglich. Stiftung Warentest aktualisiert regelmäßig eine Warnliste mit unseriösen Anbietern. Auch bei der BaFin werden regelmäßig Warnungen veröffentlicht.

Wie hohe Zinsen sind derzeit bei Festgeld möglich?

Vergleichsplattformen, wie Weltsparen, listen zahlreiche Festgeldangebote von Banken. Behalten Sie immer die maximale Einlagensicherung von 100.000 Euro im Auge. Mit Laufzeiten zwischen einem und drei Jahren Festgeld gibt es auf den Plattformen derzeit viele Zinsangebote zwischen zwei und drei Prozent. Alternativ kann man auch einfach mal bei der Hausbank anklopfen. Auch hier gibt es Festgeldangebote zwischen einem und drei Prozent.

Wie lege ich 100.000 Euro sicher und schnell verfügbar an?

Empfehlenswert ist es, sich hinzusetzen und zu überlegen, welche Summe jährlich mindestens verfügbar sein soll. Dann teilt man sein Vermögen bildlich gesprochen in verschiedene Kuchenstücke auf, von Tagesgeld mit jederzeitiger Verfügbarkeit hin zu Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten von einem bis zu mehreren Jahren. Durch diese Mischung kann die Rendite bei Ihrer individuell gewählten Verfügbarkeit optimiert werden.

Ich vermute, die EZB hebt die Zinsen noch weiter an. Soll ich darum erst mal abwarten, bis ich mein Geld anlege?

Auf den perfekten „Einstiegszeitpunkt“ zu warten, ist immer schwierig und gelingt in der Praxis so gut wie nie. Darum wäre es eine Überlegung, vielleicht schon einen Teil des Vermögens anzulegen und den Rest flexibel auf einem Tagesgeldkonto zu lassen, um etwaige höhere Zinsangebote in der Zukunft nutzen zu können. (AZ)

 
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