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Würzburg
So vermeiden Sie den Zoff um die Hausarbeit
In vielen Beziehungen gibt es Streit um die Familienarbeit. Kinder, Haushalt, Job: Eine Würzburger Familienberaterin sagt, wie es ohne Stress geht.
Wer kümmert sich in der aktuellen, besonderen Situation durch Corona vorwiegend um die Hausarbeit?. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa       -  Wer kümmert sich in der aktuellen, besonderen Situation durch Corona vorwiegend um die Hausarbeit?.
Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa | Wer kümmert sich in der aktuellen, besonderen Situation durch Corona vorwiegend um die Hausarbeit?.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:31 Uhr

Warum ist keine Milch da? Wieso ist die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt? Warum muss ich schon wieder zum Elternabend? Muss ich hier alles alleine machen? Immer noch bleibt ein Großteil der Familienarbeit an Frauen hängen. Viele Mütter in Deutschland arbeiten in Teilzeit – und wenden so oft automatisch mehr Zeit auf für Haushalt und Kinder als die Väter mit Vollzeitjob. Selbst wenn beide Elternteile gleich viel arbeiten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Mütter mehr putzen, kochen, waschen und Alltagsdinge organisieren. "Wir spüren die große Verantwortung, wir wollen für alle nur das Beste und spüren den Druck, auch das macht müde", sagt Giuliana Carminati, die in der Familienberatungsstelle im Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Würzburg Familien berät. Doch wie bekommen Paare eine gerechte Aufteilung der Hausarbeit hin? Die Pädagogin hat diese fünf Tipps:

Tipp 1: Listen aufstellen

Pausenbrote schmieren, Küche aufräumen, Bad putzen, Spülmaschine einräumen, Kindergeburtstag planen, Arztbesuch vereinbaren, Kinder ins Bett bringen … die Liste mit Arbeiten in einem Haushalt mit Kindern ist lang und die Organisation des Familienlebens anspruchsvoll. "Listen Sie gemeinsam auf, welche Arbeiten zu erledigen sind", sagt Giuliana Carminati. Die Familienberaterin hat selbst eine Liste mit üblichen Anforderungen erstellt und kam auf über 70 Positionen. Zwar fallen nicht alle Aufgaben jeden Tag an – "aber eine Vielzahl an Arbeiten ist täglich zu erledigen", sagt sie. Die müsse man gemeinsam anpacken. 

Was zu tun ist: "Notieren Sie alle Aufgaben, die täglich, wöchentlich oder monatlich in Ihrem Haushalt erledigt werden müssen. Anschließend setzen Sie sich mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin zusammen und teilen die Familienaufgaben gerecht auf." Aber Achtung: "Es ist wichtig, eine realistische Planung zu machen." Alles geht oft nicht. Also vielleicht fürs Kindergartenfest keine Muffins backen, sondern etwas beim Bäcker holen.

Tipp 2: Wertschätzung zeigen

Familie, Arbeit und Haushalt zu koordinieren, ist ein richtig großes Projekt. "Würden wir derartige Anforderungen in der Arbeit bekommen, würden wir alles erst mal strukturieren und uns richtig organisieren", sagt die Familientherapeutin. Bei Haus- und Familienarbeit denke man oft, das mache ich noch schnell. Ermüdend sei nicht, den Müll runterzutragen oder die Wäsche aufzuhängen: "Ermüdend ist die Fülle der vielen täglichen Aufgaben." Man versuche zum Teil, die einzelnen Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, verliere aber dabei den Blick über das Ganze und weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht: "Kein Wunder, dass Vorwürfe, Nörgeleien und schlechte Laune die Folge sind", sagt Carminati. Das Abendessen zu kochen, sei richtig Arbeit: "Das lässt sich nicht nebenbei erledigen und muss von allen anderen Familienmitgliedern auch wertgeschätzt werden." 

Was zu tun ist: "Loben Sie! Wer Lob für seine Arbeit erntet, fühlt sich glücklich und gestärkt", sagt Giuliana Carminati. "Eltern sollten sich täglich bewusst machen, wie viel sie leisten und das gemeinsam wertschätzen."

Tipp 3: Aufgaben klar verteilen

"Derjenige der einkaufen geht, schreibt auch die Einkaufsliste", sagt Giuliana Carminati. Und jeder sollte sich mal um die Wäsche kümmern, die Kleidung der Kinder aussortieren, den Kindergeburtstag organisieren. Der andere bekomme dann den Kopf frei: "Wenn ich weiß, diese Aufgaben werden vom anderen ganz und gar erledigt, kann ich mich viel besser auf meine konzentrieren." Wenn jeder alles mal gemacht hat, habe man eine gemeinsame Basis: "Man fühlt sich besser in den anderen ein und versteht wie aufwendig und anstrengend vieles ist." 

"Wenn Sie die Zeit haben, verrichten Sie Hausarbeiten auch mal gemeinsam", empfiehlt die Pädagogin. Der eine schneidet das Gemüse, der andere kocht oder deckt den Tisch. "Nebenbei können Sie sich über den Tag unterhalten oder das Wochenende planen." Kommunikation sei wichtig, weil man nur so unsichtbare Arbeit sichtbar machen und Wünsche äußern kann. 

Was zu tun ist: "Beziehen Sie auch Ihre Kinder mit in den Putzplan und die Familienarbeit ein. Tisch decken, Müll rausbringen und Geschirrspüler ausräumen helfen, können auch schon die Kleinsten", sagt die Familienberaterin.

Tipp 4: Im Gespräch bleiben

Kommunikation ist auch bei der Familien- und Hausarbeit das A und O, sagt die Pädagogin. Doch: "Jede Familie muss ihren eigenen Weg und ihre eigenen Lösungen finden." Diese Lösungen könnten sehr unterschiedlich sein, je nach Alter der Kinder, Berufstätigkeit der Eltern und den Lebensbedingungen. Was muss unbedingt erledigt werden? Was ist nicht zu schaffen? Wie können wir die Kinder einbinden? Was ist uns wichtig? Was erwarten wir voneinander? "Darüber zu reden, zu diskutieren, zu streiten ist der wichtigste Teil und trägt immer zu einer guten Lösung bei", sagt Carminati. 

Was zu tun ist: "Nehmen sie sich Zeit für die Planung Ihres Familienlebens. Bleiben Sie im Gespräch. Viele Dinge müssen immer wieder angepasst werden. Und: Versuchen Sie auch mal etwas Neues."

Tipp 5: Pläne einhalten

"Die neuen Pläne müssen Sie immer wieder überprüfen", sagt die Familientherapeutin. Am effektivsten sei es, sich einmal in der Woche als Familie zusammenzusetzen und die Woche oder den Monat zu besprechen. "Wochen- und Monatspläne zu gestalten, hilft, die verfügbare Zeit realistisch im Blick zu behalten", sagt Giuliana Carminati. Miteinander das Familienleben zu organisieren könne nicht nur entlastend sein, sondern auch zu mehr Nähe und Verständnis und damit Familienglück führen. Die Kinder könnten bei bestimmten Punkten mit einbezogen werden. Wenn etwas schiefläuft, können und dürfen Pläne immer wieder verändert werden. 

Was zu tun ist: "Reservieren Sie einen Tag in der Woche für das Besprechen der Termine und die Organisation der Familienarbeit", empfiehlt Giuliana Carminati. "Mit gutem Überblick starten Sie besser in die Woche."

 
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