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München
Das Essen der Zukunft: Was kommt auf unseren Teller?
Die Vielfalt an Lebensmitteln soll Umwelt- und Tierschutzprobleme lösen. Welche Rolle Algen, Insekten oder Fleisch aus Zellkulturen schon spielen.
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Foto: Daniel Karmann, dpa | Diese "Fischstäbchen" sind vegan: In ihnen steckt Tofu, auch Algen werden verwendet.
Anja Schwengel-Exner
 |  aktualisiert: 24.03.2024 02:42 Uhr

Die Frage, was wir in Zukunft essen werden, treibt viele Menschen um. Dürren, Überflutungen, Kriege, Pflanzenkrankheiten, die zu Ernteausfällen und höheren Lebensmittelpreisen führen – nichts scheint mehr so sicher wie zuvor. Experten sind sich einig, dass sich mit den sich verändernden Gegebenheiten und der wachsenden Weltbevölkerung auch die Ernährung verändern wird und muss. Die gerade veröffentlichten neuen Empfehlungen für den Essalltag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zeigen, wie unser Speiseplan zukünftig aussehen sollte. Berücksichtigt werden dabei neben den gesundheitlichen auch Aspekte wie Nachhaltigkeit und nationale Ernährungsgewohnheiten. 

Geraten wird zu einer pflanzenbetonten Ernährung. Mindestens drei Viertel der Lebensmittel sollten pflanzlichen Ursprungs sein, maximal ein Viertel tierisch. Basis sind Gemüse und Obst, Vollkorngetreide, Nüsse und pflanzliche Öle. Tierische Produkte wie Milch und Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier können ergänzend hinzukommen.

Insekten als Hamburger sind schon auf dem Markt

Neben klassischen Lebensmitteln werden wohl zukünftig auch solche, die neu und exotisch anmuten, auf den Tellern zu finden sein. Als erstes kommen vielen Insekten in den Sinn. Diese sind für rund zwei Milliarden Menschen seit Langem ein alltägliches Lebensmittel. Insekten liefern hochwertiges Eiweiß, Ballaststoffe und viele Mikronährstoffe. Ein Vorteil gegenüber Fleisch: Um ein Kilo Körpermasse aufzubauen, brauchen Insekten nur rund zwei Kilogramm Futter, Rinder hingegen acht. Der Wasserbedarf ist geringer, die Haltung einfach und platzsparend. Hierzulande überwiegt derzeit jedoch die Skepsis, obwohl bereits einige Insektenarten in Europa als Lebensmittel zugelassen sind: Mehlwurm, Wanderheuschrecke, Buffalowurm und Hausgrille dürfen in unterschiedlichen gesetzlich festgelegten Formen angeboten oder als Zutat in Lebensmitteln verwendet werden. Wer neugierig ist, kann Produkte vom Burgerpatty bis zum Snack probieren.

Ist Fleisch aus dem Labor umweltfreundlicher als herkömmliche Mast?

Fleisch oder Fisch aus dem Labor wird auch häufig als Essen der Zukunft diskutiert. Weltweit wird daran geforscht und seit 2020 wird in Singapur bereits Hähnchenfleisch aus Zellkulturen angeboten. In Europa gibt es noch kein Laborfleisch zu kaufen. Es gilt als neuartiges Lebensmittel und muss eine Zulassung erhalten. Dabei wird auch geprüft, ob das Produkt sicher ist. Erste Anträge wurden für die EU bereits eingereicht. Ob die Erzeugung umweltfreundlicher ist als die herkömmliche Mast und welche gesundheitlichen Folgen der Verzehr hat, lässt sich noch nicht abschließend sagen. Ganz ohne Tierleid oder das Töten von Tieren wird Laborfleisch zudem nicht erzeugt. Die Stammzellen werden lebenden Tieren entnommen, für Nährlösungen müssen meist Tiere sterben. Einige Hersteller setzen bereits auf pflanzenbasierte Nährlösungen.

Future-Food: Algen liefern Eiweiß und Mineralien

Algen sind ein weiteres Future-Food. Vor allem großblättrige Makroalgen werden zukünftig wohl eine größere Rolle spielen. Sie sind aus der asiatischen Küche wie Sushi vielen bekannt. Der Geschmack reicht von kräftig-salzig bis hin zu süßlich. Neben Kohlenhydraten – vor allem Ballaststoffe – liefern sie hochwertiges Eiweiß, einige Arten essentielle Fettsäuren sowie Vitamine und Mineralstoffe wie Jod, Zink, Eisen, Selen, Kalium und Calcium. Ein hoher Jodgehalt ist problematisch, daher wird empfohlen, nicht mehr als ein Gramm Algen pro Tag zu essen. Nori- und Uva-Algen enthalten nur wenig Jod. Etwas mehr findet sich in Wakame-, Dulse- und Hijiki-Algen. Echter Kombu (Japanischer Blatttang), süßer Kombu (Zuckertang), Arame und Meeresspaghetti (Riementang) liefern viel Jod und sollten eher selten verzehrt werden.

Was davon auf unserem Teller tatsächlich landet, wird die Zeit zeigen. Es bleibt spannend…

Zur Person: Anja Schwengel-Exner ist Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern.

 
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