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Energiekolumne
Welcher Dämmstoff ist der richtige?
Wer sein Haus dämmt, hat zum Beispiel die Wahl zwischen Styropor und Holzweichfaserplatten. Die Materialien haben unterschiedliche Eigenschaften und Preise.
Bei der Sanierung gilt: Erst den Antrag für ein Förderprogramm stellen, dann mit dem Dämmen beginnen. Foto: Armin Weigel/dpa       -  Das Dämmen mit Polystrol ist weitverbreitet. Eine Alternative: Holz.
Foto: Armin Weigel, dpa | Das Dämmen mit Polystrol ist weitverbreitet. Eine Alternative: Holz.
Martin Sambale
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:54 Uhr

Niedrigere Heizkosten und höherer Wohnkomfort gelten als Vorteile einer Wärmedämmung. Welcher Dämmstoff ist aber der richtige, wenn man sich dafür entscheidet? Mit Polystyrol – besser bekannt als Styropor oder EPS (expandiertes Polystyrol) – und der Holzweichfaserplatte schicken wir dabei zwei ganz unterschiedliche Produkte ins Rennen. Welcher Dämmstoff eignet sich für welches Einsatzgebiet? Wo liegen jeweils die Stärken und Schwächen? 

Polystyrol kommt in Form von Hartschaumstoffplatten bei vielen Bau- und Sanierungsvorhaben zum Einsatz. Das Material auf Erdölbasis zählt dabei zu den synthetischen Dämmstoffen. Die Dämmwirkung entsteht wie bei allen Dämmmaterialien durch die Luft, die in den feinen Poren eingeschlossen ist. Polystyrol ist leicht, beständig und eignet sich insbesondere als Fassadendämmstoff bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS), aber auch für die Dämmung der Kellerdecke oder der obersten Geschossdecke.

Holzweichfaserplatten dämmen im Winter, schützen aber vor allem im Sommer vor Hitze

Als Ausgangsstoff für Holzweichfaserplatten dienen Resthölzer aus Sägewerken und Durchforstungsarbeiten. Es handelt sich also um einen nachwachsenden Dämmstoff. Die Platten werden im Nass- oder Trockenverfahren hergestellt und vor allem bei der Dachdämmung eingesetzt. Holzweichfaserplatten punkten dabei insbesondere durch einen guten sommerlichen Hitzeschutz. Denn sie besitzen eine deutlich höhere Wärmespeicherkapazität als beispielsweise Polystyrol-Platten und sind daher in der Lage, im Sommer überschüssige Wärmenergie aufzunehmen – was den gefürchteten Hitzestau in Dachgeschosswohnungen verhindert. Aber auch bei der Fassadendämmung werden bisweilen Holzweichfaserplatten eingesetzt, insbesondere bei einer Holzständerbauweise mit hinterlüfteter Fassade oder als Putzträgerplatte.

Holzweichfaserplatten sind deutlich teurer. Nachdem aber bei Dämmmaßnahmen die Kosten hauptsächlich durch die Lohnkosten bestimmt werden, fällt am Ende der Preisunterschied bei den Dämmstoffen nicht so stark ins Gewicht.

Polystyrol liegt bei der Dämmung gegenüber Holzweichfaserplatten leicht im Vorteil

Was die Wärmedämmfähigkeit angeht, ist Polystyrol leicht im Vorteil. Dessen Dämmeigenschaften sind geringfügig besser als die von Holzweichfaserplatten. Das bedeutet, dass bei diesen die Dämmschicht etwas dicker sein muss, um die gleiche Dämmwirkung zu erzielen. 

Interessant ist auch der Blick auf die graue Energie, die in beiden Baustoffen steckt. Bei der Herstellung von Holzweichfaserplatten im Nassverfahren ist insbesondere die abschließende Trocknung energieintensiv. Stiftung Warentest gibt bei der Holzweichfaserplatte elf Monate als energetische Amortisationszeit an – so lange dauert es, bis die zur Herstellung aufgewendete Primärenergie durch die Energieeinsparung beim Heizen wieder ausgeglichen ist. Bei Polystyrol sind es neun Monate. Beide Dämmstoffe gleichen durch deutliche Energieeinsparungen den für die Produktion nötigen Energieaufwand innerhalb sehr kurzer Zeit aus. 

Recycling von Dämmmaterial

Bleibt noch die Frage nach der Wiederverwertbarkeit der untersuchten Dämmstoffe. Da angesichts der sehr langen Lebensdauer (40 Jahre und mehr) bislang kaum Dämmmaterial als Abfall anfällt, wird sich hier eine echte Kreislaufwirtschaft erst noch entwickeln. Aber jetzt schon gibt es Ansätze. So kann gebrauchtes Polystyrol gemahlen und als Leichtzuschlag für Mörtel, Beton und Dämmputze eingesetzt werden. Für die Ziegelindustrie dient das Recycling-Material zur Porenbildung im Tonmaterial. Auch die Nutzung zur Produktion von Polystyrol-Spritzgussteilen ist möglich. Geht auch das nicht mehr, bleibt noch die thermische Nutzung zur Energieerzeugung – Gleiches gilt für die Holzweichfaserplatten. Ein Recycling von nicht verunreinigten Platten ist prinzipiell ebenfalls möglich. Zerkleinerte Materialreste von Holzfaserdämmplatten können zudem kompostiert werden. 

Zum Autor: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.

 
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