Den überwiegenden Teil unseres Lebens verbringen wir in Gebäuden, im Schnitt rund 20 Stunden am Tag. Umso wichtiger ist es, dass wir uns in den Räumen wohlfühlen. Behaglichkeit ist jedoch subjektiv. Jeder Mensch hat eigene Erwartungen. Allerdings ist es möglich, im Neubau oder bei einer Sanierung Raumzustände zu schaffen, in denen sich die meisten Menschen wohlfühlen.
Ein ganz wesentlicher Faktor ist dabei die Raumlufttemperatur. Doch welche Temperatur genau als behaglich empfunden wird, hängt sehr stark von subjektiven Kriterien wie Bekleidung, Tätigkeit, Alter und Geschlecht ab. In der Regel liegt der behagliche Temperaturbereich im Winter bei 20 bis 23 Grad Celsius. Im Sommer können es auch ein paar Grad mehr sein.
Winter im Haus: Die Oberflächentemperatur der Wände und Fenster darf nicht zu niedrig sein
Ganz wichtig für den Behaglichkeitsfaktor sind die Oberflächentemperaturen der Wände und Fenster. Der Mensch steht nämlich mit diesen Flächen im Strahlungsaustausch. Um eine thermische Behaglichkeit zu erreichen, sollten die Oberflächentemperaturen 18 bis 19 Grad Celsius aufweisen. In Häusern mit alten Fenstern und nicht gedämmten Wänden ist das in der Regel nicht der Fall. Deshalb stellt sich bei kalten Wänden häufig auch dann kein wirklich angenehmes Raumklima ein, wenn durch verstärktes Heizen für vergleichsweise hohe Raumlufttemperaturen gesorgt wird.
Bei alten Fenstertüren und großen Fenstern tritt zudem ein Kaltluftabfall ein. Die Raumluft wird an der Innenseite der kalten Fenster abgekühlt und fällt, da kalte Luft schwerer ist als warme, nach unten. Immer weiter nachströmende Kaltluft verursacht dann Zugerscheinungen an den Füßen. Der Einbau dreifach verglaster Fenster und qualitativ hochwertige Dämmmaßnahmen an der Fassade sorgen nicht nur für erhebliche Energieeinsparungen, sondern erhöhen auch deutlich die Oberflächentemperaturen, verhindern den Kaltluftabfall und sorgen damit für ein Wohlfühlklima. Dies bestätigen viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die ihr Gebäude energetisch saniert haben.
Flächenheizungen sind angenehmer als Heizkörper
Die Erfahrung zeigt auch, dass die Wärmeabgabe mittels Flächenheizungen im Vergleich zu klassischen Heizkörpern als angenehmer empfunden wird. Flächenheizungen wie Wand-, Decken- oder Fußbodenheizung funktionieren nach dem Strahlungsprinzip. Hier geht der Großteil der Wärme nicht auf die Luft, sondern strahlt auf Objekte und Personen, die sich im Raum befinden. Diese Art der Wärmeübertragung ist nicht nur spürbar angenehmer, sondern auch effizienter, da hierbei bereits niedrigere Raumtemperaturen ausreichen und Flächenheizungen mit niedrigeren Vorlauftemperaturen auskommen. Klassische Heizkörper hingegen übertragen sowohl Strahlungswärme als auch Konvektionswärme in je nach Bauart unterschiedlichen Aufteilungen. Bei der Konvektion strömt kältere Luft von unten zum Heizkörper und verlässt ihn erwärmt nach oben. Die warme Luft steigt zur Decke, kühlt dort ab und fällt zurück zum Boden. So entsteht ein Kreislauf, der die ganze Luft im Raum erwärmt, aber auch zu Staubaufwirbelungen führen kann. Das bekommen insbesondere Allergiker zu spüren. Außerdem kann das Temperaturgefälle im Raum damit größer werden. Oben unter der Decke ist es am wärmsten, an den Füßen eher kalt.
Eine Lüftung oder regelmäßiges Lüften erhöht die Luftqualität
Bleibt noch die Raumluftqualität als wichtiger Behaglichkeitsfaktor. Durch die Abgabe von Schadstoffen aus Wänden, Böden und Einrichtungsgegenständen sowie durch die Menschen wird die Raumluft ständig belastet. Da hilft nur regelmäßiges Lüften – was natürlich im Winter zum einen ungemütlich ist und zum anderen auch Heizenergie kostet. Eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt automatisch für den nötigen Luftaustausch ohne nennenswerte Wärmeverluste. Daher lautet die Empfehlung, eine solche Komfortlüftung zu installieren – nicht nur beim Bau, sondern auch bei einer Sanierung.
Zum Autor: Martin Sambale ist Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, kurz eza!.