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Ernährungskolumne
Ein unterschätztes Spurenelement: Warum Jod in unserer Ernährung so eine wichtige Rolle spielt
Das Spurenelement Jod ist für unsere Gesundheit von entscheidender Bedeutung, doch Deutschland gilt als Mangelgebiet. Warum das gefährlich werden kann, erklärt unsere Ernährungsexpertin.
Ein Salzstreuer auf eeinem Tisch       -  Jodiertes Salz zu verwenden, beugt einem Mangel des Spurenelements im Körper vor.
Foto: Christin Klose, dpa | Jodiertes Salz zu verwenden, beugt einem Mangel des Spurenelements im Körper vor.
Anja Schwengel Exner
 |  aktualisiert: 03.11.2024 17:01 Uhr

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement und für die Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen, die den Energiestoffwechsel regulieren, den Herzrhythmus beeinflussen und für das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns verantwortlich sind.

Wie viel Jod ist gut für uns?

Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt der tägliche Bedarf von Säuglingen und Kindern zwischen 40 und 180 Mikrogramm, bei Jugendlichen und Erwachsenen bei rund 200 Mikrogramm. Senioren benötigen rund 180 Mikrogramm. Schwangere und Stillende haben mit 230 beziehungsweise 260 Mikrogramm pro Tag einen höheren Jodbedarf.

Die maximale Tagesdosis, die nicht dauerhaft überschritten werden sollte, liegt laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei 500 Mikrogramm. Dieser Wert wird bei einer durchschnittlichen Ernährung jedoch in der Regel nicht erreicht.

Was passiert, wenn wir nicht genug Jod zu uns nehmen?

Ist unser Körper nicht ausreichend mit Jod versorgt, kann sich dies durch eine erhöhte Kälteempfindlichkeit, trockene Haut, Haarausfall, Gewichtszunahme, Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit, Depressionen sowie Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar machen. Bei einem lang anhaltenden Mangel können sich Schilddrüsenzellen vergrößern und vermehren, äußerlich sichtbar als Kropf. Wer eines oder mehrere dieser Symptome bei sich beobachtet, sollte ärztlichen Rat suchen. Ein Jodmangel ist nicht zu unterschätzen, denn auch das Risiko für die Bildung von Knoten bis hin zu Schilddrüsenkarzinomen ist erhöht. Besonders folgenschwer ist Jodmangel in Schwangerschaft, Stillzeit und im Säuglingsalter – er kann zu lebenslangen Entwicklungs- und Funktionsstörungen führen.

Warum Deutschland als Jodmangelgebiet gilt

Deutschland gilt als Jodmangelgebiet. Außer in küstennahen Regionen sind die Böden arm an Jod, dementsprechend wenig ist davon in hierzulande produzierten Lebensmitteln enthalten. In den 1980er Jahren wurde durch die Einführung von jodiertem Speisesalz die Jodversorgung in spürbar verbessert. Vor allem die Lebensmittelindustrie, Handwerksbetriebe und Haushalte setzten vermehrt auf Jodsalz, und auch Nutztiere wurden mit jodiertem Futter versorgt, was den Jodgehalt in Milch und Fleisch erhöhte.

Die Jodversorgung hat sich wieder verschlechtert, warum?

Heute hat sich die Lage wieder verschlechtert. Aktuelle Studien zeigen, dass rund ein Drittel der Erwachsenen und fast die Hälfte der Kinder nicht ausreichend mit Jod versorgt sind. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Einsatz von Jodsalz in verarbeiteten Lebensmitteln zurückgegangen ist. Brot, Wurstwaren oder Fertiggerichte enthalten heute seltener jodiertes Speisesalz. Dieser Trend betrifft auch die Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung. In Bio-Produkten wird ebenfalls kaum Jodsalz verwendet.

Wer bei verarbeiteten Lebensmitteln zu solchen mit jodiertem Salz greift und das auch beim Kochen verwendet, kann seine Jodversorgung deutlich verbessern. Einfaches Meersalz oder Salzspezialitäten wie Himalaya-Salz oder Fleur de Sel enthalten jedoch nur geringe Mengen Jod und tragen kaum zur Verbesserung der Versorgung bei.

In welchen Lebensmitteln findet man Jod

Natürliche Quellen für Jod sind unter anderem Milch und Eier. Täglich Milch oder Milchprodukte und gelegentlich Eier tragen zu einer guten Versorgung bei. Seefische (besonders fettarme wie Seelachs oder Kabeljau) und Meeresfrüchte sind hervorragende Jodquellen. Daher sollte man wöchentlich mindestens eine Fischmahlzeit einplanen. Auch Algen, insbesondere Meeresalgen wie Nori oder Wakame, enthalten viel Jod, jedoch ist hier Vorsicht geboten. Manche weisen extrem hohe Jodgehalte auf, die schnell die empfohlene Tagesmenge überschreiten und gesundheitsschädlich sein können. Wer nur gelegentlich mal Sushi isst, hat jedoch nichts zu fürchten. Verzichtet man auf Tierisches, ist die Herausforderung größer. Pflanzliche Lebensmittel wie Spinat, Feldsalat, Wirsing, aber auch Brot tragen zwar zur Versorgung bei, es sollte aber auch Jodsalz verwendet werden. Gegebenenfalls kann man Jod medikamentös ergänzen. Jodtabletten sollten jedoch nur auf ärztlichen Rat hin eingenommen werden.

Zur Person: Anja Schwengel-Exner ist Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Bayern.

 
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