
Der ostwestfälische Lebensmittelhersteller Dr. Oetker soll in einem seiner Werke in Polen Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum wiederverwertet haben. Der Vorwurf richtet sich laut einem Bericht der Welt gegen das größte von drei Werken des Konzerns in Polen.
Mitarbeiter von Dr. Oetker haben offenbar umetikettiert
In Płock, wo vorwiegend Artikel aus den Bereichen Back, Dekor und Dessertsoßen hergestellt werden, wurden offenbar Mitarbeiter beauftragt, abgelaufene Produkte auszupacken und neu zu vermischen. Die Arbeiter wandten sich an die Medien. Einem Journalisten spielten sie Aufnahmen aus der Produktion zu. Darauf soll zu sehen sei, wie der Datumsstempel von den Produkten entfernt und Schokoladenüberzug ausgepackt, wieder aufgekocht und umverpackt wurde. Der Journalist hatte offenbar auch Zugriff auf E-Mails mit entsprechenden Handlungsanweisungen aus der Bielefelder Unternehmenszentrale.
Wegen des Berichts sollen Anfang Oktober Ermittler das Werk besucht haben. Es wurden Zeugen befragt und Unterlagen gesichtet. Gegen Dr. Oetker wird zum Verdacht des Betrugs, der Urkundenfälschung sowie zu Verstößen gegen Umweltauflagen ermittelt.
Dr. Oetker: Umverpacken und Umetikettieren ist in Polen strafbar
Das Umverpacken und Umetikettieren von Ware gilt als strafbar, weil das polnische Gesetz zur Lebensmittelsicherheit den Vertrieb von Lebensmitteln nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums untersagt. In Deutschland ist das anders. Die Vergabe des Mindesthaltbarkeitsdatums ist Sache der Unternehmen. Es darf in Deutschland geändert werden, wenn dabei die Sorgfaltspflicht beachtet und Verantwortung für das neue Datum übernommen werden kann. Lebensmittel mit Verbrauchsdatum dürfen hingegen nicht umetikettiert oder umgepackt werden.
Dr. Oetker weist Vorwürfe zurück
Dr. Oetker weist die Anschuldigungen zurück. Gegenüber der Rheinischen Post bezeichnet der Konzern die Vorwürfe als "unzutreffend und missverständlich". "Interne Untersuchungen und Dokumentationen belegen, dass im Werk in Płock zu keinem Zeitpunkt Hygienevorschriften verletzt oder Produkte mit abgelaufenen Haltbarkeitsdaten widerrechtlich neu verwertet und in den Handel gebracht worden sind", wird der Konzern zitiert.