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Planegg
Expertin gibt Tipps: Darauf sollten Anfänger beim Zelten achten
Camping liegt seit Jahren stark im Trend. Wer das erste Mal zeltet, kann einfache Fehler vermeiden. Ivonne Wolter erklärt, worauf es ankommt.
Jonathan Lyne
 |  aktualisiert: 03.07.2024 02:46 Uhr

2023 war ein Rekordjahr für deutsche Campingplätze. 42,3 Millionen Übernachtungen wurden im vergangenen Jahr verzeichnet – ein neuer Höchststand. Damit wurde der Rekord aus dem Vorjahr (40,2 Millionen) noch einmal übertroffen. Wer im Wohnmobil übernachtet, genießt einen gewissen Komfort. Im Zelt ist man der Natur dagegen stärker ausgesetzt. 

Für Ivonne Wolter aus Planegg bei München macht gerade das den Reiz aus. Sie ist Camping-Bloggerin und Gründerin der „Zeltkinder“-Community, einer Gemeinschaft von Campingfans. „Zelten heißt nicht nur im Zelt schlafen, sondern auch Abenteuer, Lagerfeuer machen“, sagt sie. Sie mag am Zelten vor allem das Reduzierte, sich auf das Wesentliche zu besinnen und zu erkennen, dass man nicht viel braucht, um glücklich zu sein. Viele seien nach dem ersten Mal Zelten erst einmal abgeschreckt. „Sie sagen dann: Das ist nichts für uns“, erzählt Wolter. „Dabei war es nur eine Stellschraube, die falsch war.“ Zum Beispiel die falsche Zeltgröße oder das falsche Zeltmaterial. „Das finde ich dann schade“, sagt Wolter. Sie erklärt, worauf Anfänger beim Zelten achten sollten.

Zelte aus Baumwolle sind luftiger, trocknen aber länger

Zeltgröße: „Vielen ist es wichtig zu stehen, manche haben Rücken- oder Knieprobleme“, sagt Wolter. Wenn man viel Zeit im Zelt verbringt, empfiehlt sie eines, in dem man stehen kann. Wem das Packvolumen oder das Gewicht wichtiger sei, müsse allerdings auf Stehhöhe verzichten. Größere Zelte seien grundsätzlich deutlich schwerer. Ein Zelt mit Stehhöhe wiegt nicht selten zehn Kilogramm und mehr, ein kleines Trekkingzelt kann man schon ab wenigen Kilogramm bekommen. Generell gilt: Je größer das Zelt, desto teurer ist es. Ein Familienzelt für vier Personen, mit etwas mehr Komfort und das etwas länger hält, bekomme man ab 400 Euro, sagt Wolter. Günstigere Modelle gibt es schon ab 200 Euro.

Zeltmaterial: Zelte sind aus Baumwollmischgewebe oder Polyester. Baumwolle hält länger und ist umweltfreundlicher. „Es wird auch nicht so heiß im Zelt, die Luft ist angenehmer“, sagt Wolter. „Und wenn es regnet, hat man kein Kondenswasser, das heruntertropft.“ Der Nachteil: Zelte aus Baumwolle sind pflegeintensiver und brauchen länger, um zu trocknen. „Da muss man sich fragen: Habe ich den Platz dafür, einen Garten oder eine Garage?“ Zelte aus Baumwolle sind außerdem schwerer, also nicht optimal für den Transport. Polyesterzelte sind leichter und trocknen schneller, außerdem brauchen sie verpackt weniger Platz. 

Wasserschutz: Die sogenannte Wassersäule bei einem Zelt gibt an, wie wasserdicht es ist. Der Zeltboden, auf dem man schläft, sollte eine Wassersäule von mindestens 5000 Millimetern haben, rät Ivonne Wolter. Für das Außenzelt empfiehlt sie eine Wassersäule von 4000 oder 5000 Millimetern. Bei Polyesterzelten sollte man darauf achten, ob das Zelt gut durchlüftet werden kann. „Nur weil es dicht ist, heißt es nicht, dass es drinnen trocken ist“, sagt Wolter. „Wenn sich viel Kondenswasser bildet, wird alles klamm.“ Wichtig seien deswegen Fenster oder Lüftungsschlitze, um durchlüften zu können.

Ivonne Wolter: „Die Isomatte wird gerade mit dem Alter wichtiger"

Überdachung: Bei einigen Zelten gibt es am Eingang eine Erweiterung, wie eine Art Vordach. Bei manchen kann man eine solche Erweiterung dazukaufen. Es gibt auch Zelte, die man mit einem Pavillon verbinden kann. „Daran sollte man nicht sparen, man sollte irgendeinen Regen- oder Sonnenschutz haben“, rät Wolter. „Man will nicht nur in der Sonne oder im Regen sitzen und nur im Zelt sitzen macht auch keinen Spaß.“

Isomatte und Schlafsack: Die Schlafausrüstung sei beim Zelten elementar, betont Wolter. „Die Isomatte wird gerade mit dem Alter wichtiger." Sie empfiehlt, die Matte Probe zu liegen. Wer in eher kälteren Regionen oder im Winter übernachtet, sollte zudem auf die passende Isolation achten. „Wenn es von unten kalt kommt, kann man einen noch so dicken Schlafsack haben – dann hat man keine Chance. „Kälte ist ein absolutes K.-o.-Kriterium“, sagt Wolter. „Wenn du drei Nächte frierst, gehst du nie wieder zelten.“ Für die warme Jahreszeit gibt es leichtere Sommerschlafsäcke. Bei einem guten Schlafsack müsse man mit mindestens 60 Euro rechnen, sagt Wolter. Eine Isomatte mit guter Isolation und Komfort bekomme man ab 50 Euro.

Warum man beim Zelten immer Panzertape dabeihaben sollte

Ausrüstung: Um sich auch im Dunkeln gut zurechtzufinden, sind Lampen wichtig – zum Beispiel Stirnlampen. „Die braucht man immer“, sagt Ivonne Wolter. Sie empfiehlt außerdem einen Wasserkanister, nicht nur für Trinkwasser, sondern auch, um Hände zu waschen. Für Familien mit Kleinkindern könne auch eine Campingtoilette sehr wichtig sein, wenn der Sohn oder die Tochter nachts rausmuss. Und ganz wichtig: Panzertape. Um ein Loch zu flicken oder eine gebrochene Stange zu reparieren. „Es gibt keinen Urlaub, in dem wir kein Panzertape gebraucht haben“, sagt Wolter. Grundsätzlich sollte man sich gut überlegen, was man beim Zelten wirklich brauche. Schließlich müsse man alles nicht nur ein- und auspacken, sondern auch transportieren und lagern. 

Verpflegung: Um Essen zuzubereiten, nehmen viele einen Campingkocher mit. Grundsätzlich sei es wichtig, sich im Vorfeld zu überlegen, was man kochen will und was man dafür braucht, rät Wolter. Eine wichtige Frage dabei ist auch: Nimmt man Lebensmittel mit, die gekühlt werden müssen? Für die Lagerung bieten sich eine Isoliertasche oder kleine Kühlboxen mit zerkleinertem Eis an. Bei der Auswahl der Kochausrüstung hängt viel davon ab, wie aufwendig man kochen will, sagt Wolter.

Vorbereitung: Bevor man das erste Mal zelten geht, empfiehlt Wolter, das Zelt einmal zu Hause aufzubauen: „Ohne Zuschauer, ohne Zeitdruck oder Stress und bei Licht.“ Um sich auf dem Campingplatz Zeit und Nerven zu sparen, aber auch um zu wissen, wie viel Platz man für das Zelt braucht. Außerdem rät Wolter, den eigenen Anspruch beim Zelten herunterzuschrauben, was Sauberkeit, Ordnung oder Komfort betrifft. „Man sollte ein bisschen gelassener sein und mal alle Fünf gerade sein lassen.“

 
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