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Arbeitszeitmodell
Vier-Tage-Woche im Überblick: Wo gibt es sie und was sagen Studien?
Mehr Freizeit, gleicher Lohn? Immer mehr Unternehmen testen die Vier-Tage-Woche. In einigen Ländern gibt es sie bereits. Was Studien und Umfragen ergeben haben.
Computer-Arbeitsplatz       -  Fast Dreiviertel der Deutschen würden die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche an ihrem Arbeitsplatz begrüßen, ergab eine Studie im Jahr 2022.
Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild) | Fast Dreiviertel der Deutschen würden die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche an ihrem Arbeitsplatz begrüßen, ergab eine Studie im Jahr 2022.
Victoria Schmitz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:26 Uhr

Endlich Freitag! Nicht, weil nach dem letzten Arbeitstag das Wochenende beginnt, sondern, weil es schon begonnen hat. Den Wunsch, weniger zu arbeiten, verspüren immer mehr Menschen. Die Fünf-Tage-Woche mit 40 Arbeitsstunden, wie sie die meisten Berufstätigen heutzutage kennen, wurde in Deutschland im Jahr 1965 eingeführt. Doch die Arbeitswelt ist im Wandel. Immer beliebter wird und immer mehr Unternehmen testen das Arbeitsmodell der Vier-Tage-Woche.

Was ist eine Vier-Tage-Woche?

Die Idee ist, dass die Vier-Tage-Woche die Fünf-Tage-Woche als neue, normale Wochenarbeitszeit ablöst. Die Wunschvorstellung lautet, dass das bei vollem Lohnausgleich geschieht. Das bedeutet: Weniger arbeiten, dafür mehr Freizeit und gleiches Gehalt. In der Praxis gibt es jedoch verschiedene Modelle der Vier-Tage-Woche. Manche Unternehmen reduzieren sowohl Arbeitszeit als auch Lohn. Andere Unternehmen setzen auf den zusätzlichen freien Tag bei gleichbleibender oder leicht gesunkener Wochenarbeitszeit. Berufstätige arbeiten ihr Arbeitspensum so an vier anstelle von fünf Tagen ab, haben dafür aber einen freien Tag mehr. In Deutschland ist die tägliche Beschäftigungsdauer im Arbeitszeitgesetz allerdings auf acht Stunden festgelegt und kann nur im Ausnahmefall auf zehn Stunden ausgeweitet werden.

Wo gibt es die Vier-Tage-Woche?

Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit testen Unternehmen und auch Länder die Vier-Tage-Woche. Sowohl in Großbritannien als auch in Spanien laufen aktuell und für die Dauer von mehreren Monaten Pilotprojekte, an denen sich Unternehmen auf freiwilliger Basis beteiligen können. In Spanien handelt es sich dabei um ein Projekt des Innenministeriums, bei dem die Wochenarbeitsstunden für Berufstätige um mindestens zehn Prozent verkürzt werden. In Großbritannien steckt die gemeinnützige Organisation "4 Day Week Global" dahinter. Dabei wird die Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden verringert.

Offiziell eingeführt haben die Vier-Tage-Woche bisher zum Beispiel diese Länder:

  • Island:Über mehrere Jahre wurde in Island die Vier-Tage-Woche getestet und die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet. Seit 2021 gibt es dort nun ein Recht auf eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn, das in Arbeitsverträgen verankert ist.
  • Belgien: Seit Anfang 2022 gibt es auch in Belgien die Möglichkeit, nur vier Tage lang die Woche zu arbeiten - allerdings ohne die Reduzierung der Arbeitsstunden. Das bedeutet: Die übliche Wochenarbeitszeit von 38 Stunden, die in Belgien gilt, dürfen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an vier anstelle von fünf Tagen abarbeiten. Der Arbeitstag in einer Vier-Tage-Woche in Belgien hätte damit 9,5 Stunden.
  • Vereinigte Arabische Emirate: In den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es zwar keine Vier-Tage-Woche, aber dafür eine Vier-Einhalb-Tage-Woche: Das Wochenende beginnt dort schon ab Freitagmittag. Offiziell eingeführt wurde die Vier-Einhalb-Tage-Woche Anfang 2021. Die Arbeitszeit ist Pflicht in allen Regierungseinrichtungen und Schulen.

Vier-Tage-Woche bei vollem Gehaltsausgleich?

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der HDI-Versicherung würden drei von vier Deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Einführung der Vier-Tage-Woche an ihrem Arbeitsplatz begrüßen. Rund 3900 Berufstätige wurden dabei im Sommer 2022 befragt. Unterschiede bei der Zustimmung gibt es allerdings bei der Frage nach dem Lohnausgleich: Fast zwei Drittel befürworten die Vier-Tage-Woche nur bei vollem Lohnausgleich - rund 14 Prozent der Befragten auch ohne.

Die Umfrage zeigte auch: Junge Berufstätige interessieren sich mehr für die Vier-Tage-Woche als ältere. Unter denjenigen Befragten, die jünger als 40 sind, begrüßten 83 Prozent die verkürzte Wochenarbeitszeit, 17 Prozent davon auch ohne Lohnausgleich. Bei den über 40-Jährigen waren es 71 Prozent beziehungsweise elf Prozent.

Studien zur Vier-Tage-Woche

Die Hälfte der Befragten erhofften sich in der Umfrage gesundheitliche Vorzüge von einer Vier-Tage-Woche. An zweiter Stelle folgte die Antwort, mit mehr Energie zu arbeiten, an dritter Stelle mit mehr Effizienz. Nur zwölf Prozent gaben an, dass sie mehr Stress für wahrscheinlich hielten, wenn sie ihr Arbeitspensum in kürzerer Zeit absolvieren müssten.

In vielen Studien wurde untersucht, welchen Effekt eine Vier-Tage-Woche auf das Wohlbefinden und die Effizienz von Berufstätigen hat. Eine Studie zweier Universitäten in Auckland, in der Forschende die Einführung der Vier-Tage-Woche in einem neuseeländischen Finanzunternehmen beobachtet und ausgewertet haben, ergab einige positive Ergebnisse: Das Mitarbeiterengagement ist zwischen 30 und 40 Prozent gestiegen. Werte, die die Work-Life-Balance abbilden, haben rund 44 Prozent zugenommen.

Ähnliches ergab auch eine Langzeitstudie in Island: Sowohl die Produktivität als auch das Wohlbefinden der Studienteilnehmer hat zugenommen. Über 2500 Arbeitnehmer reduzierten dort ihre Wochenarbeitszeit von 40 auf 35 oder 36 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Berufstätigen fühlten sich weniger gestresst und weniger anfällig für ein Burn-Out. Gleichzeitig wurde am Arbeitsplatz der Teamgeist als stärker wahrgenommen. Nach Feierabend verbrachten die Beschäftigen mehr Zeit mit Familie, Freunden und Hobbys. Männer in heterosexuellen Beziehungen beteiligten sich mehr am Haushalt; auch Alleinerziehende berichteten von positiven Effekten.

Vorteile: Weniger Fehltage, mehr Produktivität

Eine Studie aus Großbritannien, die von der Universität Cambridge und dem Boston College begleitet wurde, zeigte: Durch eine Vier-Tage-Woche gibt es deutlich weniger Fehltage. In einem Versuch mit 61 Unternehmen haben rund 2900 Arbeitnehmende das Modell getestet. Von 56 dieser Unternehmen kam die Rückmeldung, dass sie die Vier-Tage-Woche beibehalten wollen.

 
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