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Würzburg
Vor Zecken im Garten schützen: lebensrettende Tipps für Freizeitgärtner
Das Risiko, im Garten von einer Zecke gebissen zu werden, steigt. Auch wenn ein absoluter Schutz nicht möglich ist, lässt sich die Gefahr reduzieren.
Eigentlich ist ein Zeckenstich nicht weiter tragisch, bestünde da nicht das Risiko für Borreliose und Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). Laut dem Robert Koch-Institut tragen zehn bis 35 Prozent der Zecken Borrelien in sich.
Foto: Thinkstock | Eigentlich ist ein Zeckenstich nicht weiter tragisch, bestünde da nicht das Risiko für Borreliose und Frühsommermeningoenzephalitis (FSME).
Roland Schmitt-Raiser
 |  aktualisiert: 29.04.2024 13:52 Uhr

In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung der Zeckenpopulation in Süddeutschland zu einem ernsthaften Gesundheitsthema entwickelt, da immer mehr Menschen von durch Zecken übertragenen Krankheiten wie FSME und Borreliose betroffen sind. Experten verzeichnen in Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg und Teilen Hessens einen signifikanten Anstieg der Zeckendichte, was eng mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen zusammenhängt. „Höhere Temperaturen und milde Winter bieten ideale Bedingungen für Zecken, sich früher im Jahr zu aktivieren und länger aktiv zu bleiben, wodurch die Expositionszeitraums für Menschen und Tiere verlängert wird“, warnen Expertinnen und Experten seit Jahren. Zudem begünstigt die Zunahme von Wildtieren wie Rehen und Wildschweinen, die als Wirte für Zecken dienen, deren Verbreitung.

Zecken-Risikogebiet: Garten

Das Risiko, im eigenen Garten von Zecken gebissen zu werden, wird oft unterschätzt, doch aktuelle Studien und Expertenmeinungen zeigen, dass Zecken nicht nur in Wäldern und auf Wiesen, sondern auch in städtischen Grünanlagen und im eigenen Garten zunehmend verbreitet sind. Insbesondere in Gebieten mit hoher Zeckendichte, wie sie in vielen Teilen Süddeutschlands vorherrschen, sollten Gartenbesitzer und Freizeitgärtner ihre Vorsichtsmaßnahmen verstärken. Das feuchte Unterholz, hohe Gräser und Laub, die typisch für viele Gärten sind, bieten Zecken ideale Bedingungen, um zu überleben und sich zu vermehren.

Da Zecken Krankheitserreger übertragen, bringt ein Biss verschiedene Gesundheitsgefahren mit sich. Zu den bekanntesten und ernstzunehmenden Krankheiten zählen die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Lyme-Borreliose ist eine bakterielle Infektion, die unbehandelt zu Symptomen wie Fieber, Ermüdung, Hautausschlägen und in späteren Stadien sogar zu neurologischen Problemen sowie Gelenkentzündungen führen kann.

Im Unterschied dazu wird FSME durch Viren verursacht und kann in schweren Fällen zu einer Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks führen, was langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann. Während für die Lyme-Borreliose antibiotische Behandlungen zur Verfügung stehen, gibt es gegen die eigentliche FSME-Infektion keine spezifische Therapie, lediglich symptomlindernde Maßnahmen. Für FSME besteht jedoch die Möglichkeit einer präventiven Impfung, die insbesondere in Risikogebieten dringend empfohlen wird. Angesichts dieser Risiken ist es entscheidend, nach einem Zeckenbiss wachsam zu sein und bei Verdacht auf eine Infektion umgehend medizinische Hilfe zu suchen, um ernsthafte Gesundheitsfolgen zu vermeiden.

So schützen Sie sich vor Zecken im eigenen Garten

  • Körperbedeckende Kleidung tragen: Beim Aufenthalt im Garten sollte langärmelige Kleidung sowie lange Hosen getragen werden. Die Hosenbeine können in die Socken gesteckt werden, um zu verhindern, dass Zecken unter die Kleidung kriechen. Helle Kleidung erleichtert zudem das Erkennen von Zecken.
  • Garten pflegen: Regelmäßiges Mähen des Rasens, das Entfernen von Laub und das Zurückschneiden von Sträuchern und hohem Gras verringern die bevorzugten Lebensräume von Zecken. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass Spielplätze und Ruhezonen möglichst weit entfernt von hohen Gräsern und Büschen angelegt werden.
  • Zeckenabweisende Mittel verwenden: Die Anwendung von zeckenabweisenden Mitteln (Repellents) auf Haut und Kleidung kann Zecken fernhalten. Es ist wichtig, ein Produkt zu wählen, das speziell für die Abwehr von Zecken entwickelt wurde und dessen Anwendungshinweise sorgfältig zu befolgen.
  • Körper nach Aufenthalt im Freien absuchen: Nachdem man Zeit im Garten verbracht hat, sollte der Körper systematisch nach Zecken abgesucht werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte dabei auf versteckte Stellen wie die Kniekehlen, Achseln, den Bauchnabel, den Haaransatz und hinter den Ohren gelegt werden.
  • Barrieren schaffen: Um zu verhindern, dass Zecken aus der Umgebung in den Garten gelangen, kann es hilfreich sein, Barrieren zu schaffen. Dies kann z.B. durch das Anlegen von Kies- oder Holzschnitzelgrenzen zwischen dem Garten und angrenzenden Wäldern oder Wiesen geschehen.

Zeckenbiss erkennen

Einen Zeckenbiss zu erkennen, beginnt oft mit dem Auffinden der Zecke selbst, die sich an der Haut festgesaugt hat. Zecken bevorzugen warme, feuchte Stellen am Körper, wie die Kniekehlen, Achselhöhlen, den Leistenbereich, den Bauchnabel und die Kopfhaut. Nach einem Aufenthalt im Freien ist es daher wichtig, den Körper gründlich nach Zecken abzusuchen. Ein Zeckenbiss kann auch durch kleine, rote Flecken auf der Haut gekennzeichnet sein, wobei nicht jeder Biss sofort Symptome oder Irritationen verursacht.

Zeckenbiss möglichst schnell richtig entfernen.
Foto: Getty Images | Zeckenbiss möglichst schnell richtig entfernen.

Sollte eine Zecke gefunden werden, ist es entscheidend, sie so schnell wie möglich zu entfernen. Dazu verwendet man am besten eine feine Pinzette oder ein spezielles Zeckenentfernungs-Werkzeug, greift die Zecke so nah wie möglich an der Haut und zieht sie langsam und gerade heraus, um zu vermeiden, dass Teile des Kopfes in der Haut verbleiben. Nach der Entfernung der Zecke sollte die Stelle desinfiziert und der Vorfall notiert werden, einschließlich des Datums und der Stelle des Bisses.

Nach einem Zeckenbiss ist es wichtig, auf bestimmte Symptome zu achten, die auf eine Borreliose oder eine FSME-Infektion hindeuten können. Die Symptome und der Zeitraum, in dem sie auftreten, unterscheiden sich zwischen den beiden Krankheiten.

Borreliose
Symptome: Eines der frühesten Anzeichen einer ist das Erythema migrans, ein charakteristischer Hautausschlag, der oft als "Bullseye"- oder "Zielscheiben"-Ausschlag beschrieben wird. Dieser tritt typischerweise an der Stelle des Zeckenbisses auf, kann aber auch an anderen Körperstellen erscheinen. Weitere Symptome, die Tage bis Wochen nach dem Biss auftreten können, umfassen Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gelenkschmerzen. In späteren Stadien, Wochen bis Monate nach dem Biss, können neurologische Probleme, Arthritis und selten Herzerkrankungen auftreten.
Zeitraum: Der Hautausschlag entwickelt sich in der Regel drei bis 30 Tage nach dem Zeckenbiss, wobei andere Symptome kurz danach oder später folgen können.

FSME
Symptome: Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kann in zwei Phasen verlaufen. In der ersten Phase, die etwa sieben bis 14 Tage nach dem Biss eintritt, können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Nach einer symptomfreien Zeit von etwa einer Woche kann es bei einem Teil der Infizierten zu einer zweiten Phase kommen, die durch Symptome wie Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myelitis (Entzündung des Rückenmarks) gekennzeichnet ist.

Was tun bei Verdacht auf FSME oder Borreliose?

Für beide Krankheiten gilt: Wenn Sie nach einem Zeckenbiss Symptome feststellen, suchen Sie umgehend ärztlichen Rat. Die Früherkennung und Behandlung einer Borreliose mit Antibiotika kann langfristige Gesundheitsprobleme verhindern. Für FSME gibt es keine spezifische Behandlung, jedoch kann eine Impfung als präventive Maßnahme in Risikogebieten sinnvoll sein. Die Achtsamkeit in den Wochen nach einem Zeckenbiss ist entscheidend, um mögliche Anzeichen einer Infektion frühzeitig zu erkennen.

 
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