Möchten Sie Lana die Pfote geben und sie zu Ihrem Rudel hinzufügen? Anschließend können Sie ihr beim Foto-Voting Ihre Stimme geben und – wenn sie zustimmt – ihr Spielkamerad werden. Lana ist ein Collie, drei Jahre alt und vom Charakter her eher ruhig. Sie ist neu dabei und hat daher noch keine Geschenke bekommen, ganz anders als der fünfjährige Henry.
Auf dem Profil des Berner Sennenhunds tummeln sich Leckerlis, Teddybären, Fußbälle und Knochen, und auch das Gästebuch ist prall gefüllt: Der gleichrassige Otto berichtet von seiner Kneipp-Tour, Dackel Oscar erzählt ihm von seiner Vorfreude auf den Frühling, und Labrador Bonny schickt Bilder vom Spaziergang in der Sonne.
Das Netzwerk, das dies alles ermöglicht, heißt stadthunde.com und ist seit 2007 online. Der Gedanke dazu kam Geschäftsführer Christian Köhler, als er sich selbst einen Vierbeiner zulegte: „Hundehalter sind sehr kommunikativ und immer sofort per Du“, erzählt der ehemalige Chef einer Datingplattform. Es gäbe beim Spaziergang keinen Unterschied zwischen einem Arbeitslosen und einem erfolgreichen Manager. Da sich die Gespräche beim Spaziergang zunächst um die Hunde drehen, beschloss Köhler, genau jenen Haustieren ein Internetportal zu widmen.
Stadthunde.com gehört zu einer Reihe von Netzwerken, deren Fokus auf der Vermittlung Gleichgesinnter mit spezifischen Interessen liegt. Für Rosemarie Sackmann, Privatdozentin für Soziologie an der Universität Würzburg, ist dieser Trend plausibel. Der Aufwand, den die Suchenden erbringen müssen, sei gering. Dank der Spezialisierung komme man „schnell und unkompliziert mit Gleichgesinnten in Kontakt“, erklärt die Soziologin. Die Anonymität stehe nicht im Mittelpunkt: „Der Einstieg ist so zwar einfacher, nach einiger Zeit haben die Menschen jedoch häufig das Bedürfnis, erkannt zu werden.“ Das erkläre, warum die Nutzer immer mehr private Details preisgeben.
Ein zusätzlicher Vorzug des Online-Treffs sei die Freiheit, die das Internet bietet. „Man muss sich nicht mehr Termine für Vereinssitzungen frei halten, sondern kann auch nachts um zwei Uhr seinem Hobby nachgehen“, so die Dozentin.
Geschäftsführer Köhler nennt stadthunde.com das „Facebook für Hundehalter“, wobei der Fokus nicht auf den Besitzern, sondern ganz klar auf den Vierbeinern liegt. Der Halter beschreibt seinen Hund in einem eigens für ihn angelegten Profil. Dort erfährt man von dessen Vorlieben und Ängsten, außerdem werden Angaben zu Fitness und Energie gemacht. „Schüchterne Herrchen und Frauchen können so den Hund für die Kontaktaufnahme vorschicken“, erklärt der Geschäftsführer des Netzwerks. Die Hemmschwelle, fremde Leute anzuschreiben, sei viel geringer; über die Webseite hätten schon einige Gassi-Freunde zusammengefunden.
Frauchen, die mithilfe des Portals zusätzlich den Mann fürs Leben finden möchten, haben allerdings eher schlechte Karten. „Wir haben momentan 25 000 Registrierungen, davon sind 90 Prozent Frauen“, sagt Köhler.
Während Portale wie Facebook oder meinVZ dem Nutzer eine allgemein gehaltene Plattform bieten, steht auf Webseiten mit spezifischen Interessen eine bestimmte Thematik im Fokus. Im Fall von betreut.de, einem weiteren speziellen Netzwerk, ist das zum Beispiel das Vermitteln von Betreuungsangeboten.
Die Idee für diese Website entstand ebenfalls aus eigenem Bedarf heraus. Geschäftsführer Steffen Zoller war auf der Suche nach qualifizierter Betreuung für seinen Vater und stieß schnell an die Grenzen der Internetsuche. „Man findet online einige Angebote, aber wirklich geprüft sind die Bewerber selten“, erklärt Stefanie Kannt, Pressesprecherin von betreut.de.
Diese Erkenntnis spornte Zoller an, es besser zu machen. Das Netzwerk betreut.de vermittelt Unterstützung und Betreuung für Kinder, Senioren, Haustiere und das eigene Heim. „Es entstehen immer weitere Bereiche aus der Nachfrage heraus“, so Kannt. Familien und Betreuer können auf der Internetseite Profile mit ihren Wünschen, Zielen und Gehaltsvorstellungen erstellen. Anschließend werden in einem sogenannten „Matching-System“ passende Paare zusammengewürfelt und einander per E-Mail vorgeschlagen.
„Das Portal ist TÜV-Süd zertifiziert“, betont die Pressesprecherin. Das heißt, betreut.de versichert seinen Nutzern sichere Zahlungsmethoden, keine Weitergabe der personenbezogenen Kontaktdaten und die Prüfung der Mitgliederprofile. „Die Betreuer schicken uns ihren Personalausweis zu und laden Zeugnisse und andere Qualifikationsbestätigungen und Referenzen hoch“, erklärt Kannt. Man wolle so Sicherheit und Qualität garantieren. Die Strategie scheint aufzugehen. In Deutschland haben sich bereits an die 300 000 Betreuer in dem Netzwerk registriert, ähnlich hoch ist die Zahl der Hilfe suchenden Familien auf betreut.de.
Rund 80 Mitarbeiter der hinter dem Netzwerk steckenden Besser Betreut GmbH kümmern sich im Firmensitz in Berlin um die Internetseite. Der neueste Trend ist die Leih-Omi: „Seniorinnen ohne Enkelkinder können über das Portal als Ersatz-Großmütter für suchende Familien agieren“, erklärt Kannt das Konzept – „ein Gewinn für beide Seiten“.
ONLINE-TIPP
Alle bisher erschienenen Teile der Serie: www.mainpost.de/leben2.0
Weitere spezielle Netzwerke
main.de: Hier kommen Vereine und Interessengruppen aus der Region Mainfranken zu Wort. In der Gruppe „Mein schöner Garten“ etwa wird Fach- und Laienwissen rund ums Thema Garten ausgetauscht. chefkoch.de: Auf Europas größter Koch-Webseite kann man sich mit einer riesigen Auswahl an Rezepten eindecken, anhand von Videos Gerichte Schritt für Schritt nachkochen oder selbst Rezepte veröffentlichen. littlemonsters.com: Popstar Lady Gaga testet ihr Netzwerk derzeit mit ausgewählten Superfans. Auf der Seite können Anhänger der Sängerin unter anderem mithilfe des „Social Ticketing“ vor einem Konzert Kontakt mit ihren Sitznachbarn aufnehmen. soul-surfers.de: Gleichgesinnte für einen gemeinsamen Urlaub finden in diesem Netzwerk zusammen. Fast 14 000 Surfer sind registriert; Videos und Bilder kann man anschließend auf der Seite anschauen. Text: mei