WASHINGTON/WÜRZBURG
Megaupload: Das Internet schlägt zurück
Die US-Regierung hat das Web-Portal Megaupload schließen lassen. Die Reaktion darauf zeigt: Das Internet wird immer intensiver als Waffe eingesetzt. Viele sprechen schon vom digitalen Krieg.
Diese Kampfansage bringt es auf den Punkt: „Das Internet schlägt zurück.“ Zu lesen ist das auf dem Blog AnonOps,der über die Aktionen der internationalen Hacker-Bewegung Anonymous berichtet. Anonymus (zur Twitter-Seite) setzt sich für schrankenlose Informationsfreiheit im Internet und gegen das Sperren von Webseiten ein.
Nachdem am Donnerstag die US-Regierung Megaupload aus dem Netz warf (Wortlaut des Justizministeriums), haben die Hacker in scharfer Form reagiert: Sie schlugen an empfindlichen Stellen zurück.
Megaupload wird vorgeworfen, massenweise Raubkopien von Dateien aller Art über seinen digitalen Ladentisch gelassen zu haben. Geschätzter Schaden für die Inhaber der Rechte: eine halbe Milliarde Dollar.
Der Schritt der US-Regierung kam freilich nicht überraschend: Sie gebärdet sich seit geraumer Zeit als Retterin der Urheberrechte. Erst am Mittwoch hatten Netzaktivisten in mehreren Ländern gegen SOPA und PIPA protestiert – zwei Gesetzentwürfe für schärferes Urheberrecht.
Vor allem Wikipedia fiel dabei auf: Die englischsprachige Seite des Online-Lexikons war schwarz, nur eine Protest-Botschaft war auf der Startseite zu lesen.
Das war noch die sanfte Variante dessen, was Web-Experten längst als Cyberwar, also als Krieg im und mit dem Internet bezeichnen.
Weil dort immer heftiger geschossen wird, ist manche Regierung mit Eifer dabei, Schutzwälle zu bauen. Beispiel Deutschland: Im Juni 2011 nahm in Bonn das nationale Cyber-Abwehrzentrumseinen Betrieb auf. Es bündelt die Anstrengungen mehrerer Bundesbehörden im Kampf gegen Angriffe aus dem Internet.
Indes hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das gezielte Hacking von Web-Servern als die derzeit größte Bedrohung bezeichnet (Einzelheiten).
Oder die USA: Dort gibt es seit knapp zwei Jahren eine ähnliche Einrichtung. Das Nationale Zentrum für Cyber-Sicherheit und Kommunikation (NCCIC) machte im September 2010 auf sich aufmerksam, als es im Mittelpunkt des dreitägigen, landesweiten Großmanövers „Cyber Storm III“ mit mehreren Tausend Teilnehmern stand.
Das war zu jener Zeit, als der Computerwurm Stuxnet das Atomprogramm im Iran massiv beeinträchtigte. Es wird bis heute gemunkelt, dass dahinter die USA standen.
Spätestens seit Stuxnet ist klar: Der Cyberwar hat begonnen. Im aktuellen Fall von Megaupload wird eine neue Komponente deutlich: Die Netzaktivisten führen ihre Gegenattacken mit offenem Visier aus. Denn der Anonymous-Blog AnonOps listete kurz nach der Megaupload-Schließung jene 14 Webseiten von US-Behörden und Musik-Lobbyisten auf, gegen die „die größte Attacke aller Zeiten“ von Anonymous gefahren werde.
Gesagt, getan: Die Webseiten – darunter die des US-Justizministeriums, des Weißen Hauses, der Bundespolizei FBI und des Verbandes der Musikindustrie in den USA (RIAA) – waren daraufhin zum Teil stundenlang nicht mehr erreichbar.
Interessant im Fall Megaupload ist im Übrigen, dass die US-Behörden im Kampf für den Schutz des Urheberrechts die schärferen Gesetze SOPA und PIPA offenbar gar nicht brauchen. Denn beide sind noch Entwürfe, doch das FBI schlug schon am Donnerstag gegen Megaupload zu – also auf der Basis der jetzigen Rechtslage.
Die neuen Gesetze sollen unter anderem die Sperrung von Webseiten erlauben, was Kritiker als Zensur des Internets sehen.
Drei Deutsche und einen Niederländer ließ das US-Justizministerium im Zuge von Megaupload festnehmen. In Coatesville nördlich der neuseeländischen Metropole Auckland durchsuchten 70 Beamte ein Anwesen der Betreiber von Megaupload. Dort wurden nach Angaben der Polizei Wertgegenstände und Geld im Wert von umgerechnet 3,7 Millionen Euro sichergestellt.
Darunter waren demnach ein Rolls-Royce Phantom sowie mehrere Gemälde. Sieben Verdächtige wurden angeklagt, darunter auch mehrere deutsche Staatsbürger.
Der Gründer von Megaupload ist der aus Deutschland stammende Kim Schmitz, der seinen Namen in Kim Dotcom geändert hat. Der 37-Jährige mit deutscher und finnischer Staatsbürgerschaft lebte demnach zuletzt in Hongkong und Neuseeland.
Auf dem Gelände bei Auckland seien zwei Gewehre sichergestellt worden, hieß es weiter. Der zuständige Richter des Bezirks North Shore lehnte eine Freilassung der Festgenommenen gegen Kaution ab. Die vier sollen am Montag erneut vor Gericht erscheinen.
Da Megaupload aus aller Welt angesteuert wurde, könnten auch hierzulande Nutzer mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Denn grundsätzlich gilt: Wer Raubkopien von Filehostern herunterlädt, macht sich strafbar.
Dass diese Downloads aber tatsächlich strafrechtlich verfolgt werden, hält die auf Informationstechnologie-Recht spezialisierte Anwältin Astrid Auer-Reinsdorff(Berlin) für unwahrscheinlich. „Dazu müsste der Anbieter die Daten seiner Nutzer auf seinen Servern gespeichert haben.“ Dafür gebe es keinen Grund.
Ausnahme: Bezahlkunden der Seite, bei denen die Abrufe eventuell protokolliert wurden und die sich etwa anhand ihrer Kreditkartennummer identifizieren lassen.
Nachdem am Donnerstag die US-Regierung Megaupload aus dem Netz warf (Wortlaut des Justizministeriums), haben die Hacker in scharfer Form reagiert: Sie schlugen an empfindlichen Stellen zurück.
Megaupload wird vorgeworfen, massenweise Raubkopien von Dateien aller Art über seinen digitalen Ladentisch gelassen zu haben. Geschätzter Schaden für die Inhaber der Rechte: eine halbe Milliarde Dollar.
Der Schritt der US-Regierung kam freilich nicht überraschend: Sie gebärdet sich seit geraumer Zeit als Retterin der Urheberrechte. Erst am Mittwoch hatten Netzaktivisten in mehreren Ländern gegen SOPA und PIPA protestiert – zwei Gesetzentwürfe für schärferes Urheberrecht.
Vor allem Wikipedia fiel dabei auf: Die englischsprachige Seite des Online-Lexikons war schwarz, nur eine Protest-Botschaft war auf der Startseite zu lesen.
Das war noch die sanfte Variante dessen, was Web-Experten längst als Cyberwar, also als Krieg im und mit dem Internet bezeichnen.
Weil dort immer heftiger geschossen wird, ist manche Regierung mit Eifer dabei, Schutzwälle zu bauen. Beispiel Deutschland: Im Juni 2011 nahm in Bonn das nationale Cyber-Abwehrzentrumseinen Betrieb auf. Es bündelt die Anstrengungen mehrerer Bundesbehörden im Kampf gegen Angriffe aus dem Internet.
Indes hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das gezielte Hacking von Web-Servern als die derzeit größte Bedrohung bezeichnet (Einzelheiten).
Oder die USA: Dort gibt es seit knapp zwei Jahren eine ähnliche Einrichtung. Das Nationale Zentrum für Cyber-Sicherheit und Kommunikation (NCCIC) machte im September 2010 auf sich aufmerksam, als es im Mittelpunkt des dreitägigen, landesweiten Großmanövers „Cyber Storm III“ mit mehreren Tausend Teilnehmern stand.
Das war zu jener Zeit, als der Computerwurm Stuxnet das Atomprogramm im Iran massiv beeinträchtigte. Es wird bis heute gemunkelt, dass dahinter die USA standen.
Spätestens seit Stuxnet ist klar: Der Cyberwar hat begonnen. Im aktuellen Fall von Megaupload wird eine neue Komponente deutlich: Die Netzaktivisten führen ihre Gegenattacken mit offenem Visier aus. Denn der Anonymous-Blog AnonOps listete kurz nach der Megaupload-Schließung jene 14 Webseiten von US-Behörden und Musik-Lobbyisten auf, gegen die „die größte Attacke aller Zeiten“ von Anonymous gefahren werde.
Gesagt, getan: Die Webseiten – darunter die des US-Justizministeriums, des Weißen Hauses, der Bundespolizei FBI und des Verbandes der Musikindustrie in den USA (RIAA) – waren daraufhin zum Teil stundenlang nicht mehr erreichbar.
Interessant im Fall Megaupload ist im Übrigen, dass die US-Behörden im Kampf für den Schutz des Urheberrechts die schärferen Gesetze SOPA und PIPA offenbar gar nicht brauchen. Denn beide sind noch Entwürfe, doch das FBI schlug schon am Donnerstag gegen Megaupload zu – also auf der Basis der jetzigen Rechtslage.
Die neuen Gesetze sollen unter anderem die Sperrung von Webseiten erlauben, was Kritiker als Zensur des Internets sehen.
Drei Deutsche und einen Niederländer ließ das US-Justizministerium im Zuge von Megaupload festnehmen. In Coatesville nördlich der neuseeländischen Metropole Auckland durchsuchten 70 Beamte ein Anwesen der Betreiber von Megaupload. Dort wurden nach Angaben der Polizei Wertgegenstände und Geld im Wert von umgerechnet 3,7 Millionen Euro sichergestellt.
Darunter waren demnach ein Rolls-Royce Phantom sowie mehrere Gemälde. Sieben Verdächtige wurden angeklagt, darunter auch mehrere deutsche Staatsbürger.
Der Gründer von Megaupload ist der aus Deutschland stammende Kim Schmitz, der seinen Namen in Kim Dotcom geändert hat. Der 37-Jährige mit deutscher und finnischer Staatsbürgerschaft lebte demnach zuletzt in Hongkong und Neuseeland.
Auf dem Gelände bei Auckland seien zwei Gewehre sichergestellt worden, hieß es weiter. Der zuständige Richter des Bezirks North Shore lehnte eine Freilassung der Festgenommenen gegen Kaution ab. Die vier sollen am Montag erneut vor Gericht erscheinen.
Da Megaupload aus aller Welt angesteuert wurde, könnten auch hierzulande Nutzer mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Denn grundsätzlich gilt: Wer Raubkopien von Filehostern herunterlädt, macht sich strafbar.
Dass diese Downloads aber tatsächlich strafrechtlich verfolgt werden, hält die auf Informationstechnologie-Recht spezialisierte Anwältin Astrid Auer-Reinsdorff(Berlin) für unwahrscheinlich. „Dazu müsste der Anbieter die Daten seiner Nutzer auf seinen Servern gespeichert haben.“ Dafür gebe es keinen Grund.
Ausnahme: Bezahlkunden der Seite, bei denen die Abrufe eventuell protokolliert wurden und die sich etwa anhand ihrer Kreditkartennummer identifizieren lassen.
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