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NEW YORK
Facebook: Liebling im Netz, Buhmann an der Börse
Von dpa-Korrespondent daniel Schnettler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:47 Uhr

Facebook       -  Weil das Soziale Netzwerk manchem Anleger nicht schnell genug wächst und kräftige Verluste einfährt, erreicht die Aktie einen neuen Tiefpunkt. Foto: Julian Stratenschulte / Archiv
| Weil das Soziale Netzwerk manchem Anleger nicht schnell genug wächst und kräftige Verluste einfährt, erreicht die Aktie einen neuen Tiefpunkt. Foto: Julian Stratenschulte / Archiv
Man muss Mark Zuckerberg zugute halten, dass er persönlich vorbeigeschaut hat. Der Facebook-Gründer und Firmenchef, der sich nach dem verpatzten Börsengang im Mai rar gemacht hatte, stellte sich am Donnerstag in einer Telefonkonferenz den Fragen der Analysten. „Wir sind froh über die Möglichkeit, direkt mit Ihnen zu sprechen“, las Zuckerberg von seiner Vorlage ab.

Er schien nervös. Aber er war da. „Ich hoffe, dass Sie nach dieser Telefonkonferenz eine Vorstellung von den Investitionen haben werden, mit denen wir langfristigen Wert schaffen wollen“, sagte Zuckerberg. Doch auch nach einem gut einstündigen Frage- und Antwort-Spiel schienen die Analysten nicht überzeugt, dass Facebook der Knaller ist, als den Zuckerberg das Unternehmen gerne verkauft. Die Aktie brach ein – bis zum Freitagmittag in New York um 15 Prozent.
 

  • Hintergrund: Die großen Börsengänge

Facebook und die Börse – das ist bisher eine unglückliche Verbindung. Zuerst wurde der Börsengang als der heißeste des Jahres gefeiert, doch bald trat Ernüchterung ein. Analysten und Anleger bezweifeln, dass das Soziale Netzwerk seine unglaubliche Nutzerzahl von annähernd einer Milliarde Menschen in klingende Münze umwandeln kann.

Die Aktie, ausgegeben zu 38 Dollar, war am Freitag keine 23 Dollar mehr wert. Dass das Verhältnis zerrüttet ist, liegt auch an Zuckerberg selbst. Er mag ein brillanter Vordenker im Internet sein, ein guter Botschafter seines Unternehmens an den Kapitalmärkten ist er nicht. In den Augen so manchen Teilnehmers hätte er sich seinen Auftritt sparen können – denn eine elementare Frage blieb unbeantwortet: Wie sehen die Geschäfte von Facebook im laufenden Quartal oder im Gesamtjahr aus?

Doch Zuckerberg gab keine Prognose. Er erzählte vom anhaltenden Zustrom von Nutzern, von den Chancen des mobilen Internets, von der verbesserten Zusammenarbeit mit externen Entwicklern und von neuen Werbeformen. Zuckerberg sagte aber nicht, was das für Umsatz und Gewinn bedeutet – und am Ende interessieren die Börsianer nur die Zahlen. Dabei hätte eine klare Ansage verspieltes Vertrauen wieder herstellen können. Dass Zuckerberg und die Finanzwelt eine andere Sprache sprechen, hätte allerdings von Anfang an klar sein müssen.

Es stand sogar in den Börsenunterlagen. Im beigefügten „Hacker-Manifest“ schrieb Zuckerberg: „Facebook wurde ursprünglich nicht gegründet, um ein Unternehmen zu sein. Es wurde aufgebaut, um eine soziale Mission zu erfüllen – die Welt offener und vernetzter zu machen.“ An anderer Stelle wird der Facebook-Gründer noch deutlicher: „Wir entwickeln keine Dienste, um Geld zu machen; wir verdienen Geld, um bessere Dienste zu entwickeln.“ So gesehen ist Facebook ein voller Erfolg: Die Zahl der Nutzer in dem Sozialen Netzwerk hat sich binnen zwei Jahren verdoppelt, von 482 Millionen auf 955 Millionen. Facebook blüht und gedeiht – nur nicht an der Börse.

 
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