Ganz ohne Wehmut geht es nicht, wenn einer, der seit fünfeinhalb Jahrzehnten Stadien und Arenen rockt, auf Abschiedstournee geht. Aber Peter Maffay wäre nicht Peter Maffay, wenn er es auf der letzten Runde nicht ordentlich krachen ließe. Das mit 27.000 Fans ausverkaufte Ostseestadion in Rostock konnte sich davon überzeugen.
Maffay brachte nicht nur seine Band, sondern auch Special Guests mit. Anastacia wird auf der ganzen Tour dabei sein. Johannes Oerding kam in Rostock dazu. „We love Rock'n'Roll” - der Titel der bis 20. Juli laufenden Farewell-Tournee ist Programm.
Der 74-Jährige ließ es sich nicht nehmen, mit einer Harley-Davidson ins Stadion zu donnern, wo er nach einer Ehrenrunde bei strömendem Regen auf die Bühne fuhr. Ein Schönwetterfahrer ist der leidenschaftliche Biker jedenfalls nicht. „Ach, Leute ist das erfrischend. Regen bringt Segen.”
23 Lieder standen auf dem Programm - ein Best-Of-Programm des Sängers und Gitarristen aus den 70er, 80er, 90er Jahren bis heute. Fünfeinhalb Jahrzehnte - das sei schon irgendwie crazy, so Maffay vor Konzertbeginn. „Mir ist das nicht immer gegenwärtig, aber mit etwas Abstand denke ich dann, was haben wir da angestellt? Ein halbes Jahrhundert.”
Vater und Sohn auf der Bühne
Nach Jahrzehnten sind die Fans bei den meisten Songs entsprechend textsicher. Beim Titel „Eiszeit” gingen die Handys im Stadionrund an. Und die Replik auf „Ich war 16” im Super-Hit „Und es war Sommer” blieb wohl keiner der 27.000 Fans schuldig: „Und sie 31”. Auch die Hymne „Über sieben Brücken musst Du gehen” fehlte am Ende nicht.
Doch es überwogen die rockig-markigen Songs. Dazu trug auch Anastacia bei und nicht nur mit „I'm Outta Love”. Gemeinsam mit der Sängerin Linda Teodosiu coverte sie den AC/DC-Song „You shook me all night long”, bei dem Maffay den Frauen die Bühne überließ und als Gitarrist in die Saiten griff.
Maffays 20-jähriger Sohn Yaris, der selbst eine Musiker-Karriere begonnen hat, war Teil der Band und sang zudem seinen Song „Abenteuer”. Er bedankte sich bei seinem Vater, umarmte ihn auf der Bühne. „Früher hätte er gesagt, Papa das ist peinlich”, so Maffay. Als Überraschung betätigten sich Maffay und Oerding als „Postboten” für die Deutsche Postcode Lotterie.
Sie spendet in jedem der zehn Tourorte 100.000 Euro, die Maffay an karitative Organisationen weiterreicht. In MV sind es die Tafeln. Der Musiker unterstützt selbst zahlreiche soziale Projekte mit seiner Stiftung, die sich vor allem um benachteiligte Kinder kümmert.
Tour eineinhalb Jahre lang geplant
Die Tour ist bis aufs Kleinste geplant und vorbereitet. In Hannover geht es nun weiter. Eine solche Tour brauche eine Vorbereitungszeit von eineinhalb Jahren, so Maffay, der in Tutzing am Starnberger See in Bayern lebt. „Das kriegt draußen niemand mit, wie viele Wochen und Monate man damit verbringt, so ein Schiff zu bauen, es zu Wasser zu lassen, dann zu sehen, ob es dicht ist oder nicht, und dann auch zu fahren.”
Viele Fans hofften aber, dass Maffay es sich vielleicht noch einmal überlegt und weiter auf Tournee geht. Die Rolling Stones machen es ja vor. Aber für Maffay ist klar: „Ich fall‘ nicht um. Ich sehe genügend Aufgaben, die mich erfüllen.” Der beste Grund für die künftige Tourneeabstinenz ist für ihn seine kleine Tochter. „Ich erlebe sie so gerne mit ihren ganzen Sprüngen, die sie jeden Tag macht, das ist einfach enorm. Ich will das nicht verpassen.” Seine Frau Hendrikje und die fast fünfjährige Anouk waren mit in Rostock.
„Alles hat seine Zeit”, sagte Maffay seinen Fans in Rostock. Doch mit seiner letzten Tournee will er sich weder von der Musik noch von der Bühne verabschieden. Bei Festivals will auch künftig auftreten. „Ab heute für die Ewigkeit, bleibt für immer unsere Zeit. Ich geh noch nicht fort. Ich gebe Euch mein Wort”, sang er in seinem letzten eher leisen Song als Zugabe. Und dann wurde es vielen Fans doch wieder wehmütig ums Herz.