Joseph findet das Leben gerade nicht lustig. Sonya, seine beste Freundin und Mutter des gemeinsamen Sohnes, ist wegen einer schweren Depression in einer Klink. Er selbst leidet noch unter der Trennung von seinem Ex-Freund Marc vor drei Jahren. Und sein neues Filmprojekt – eine Komödie – löst beim potenziellen Agenten Trauer aus: Zum einen, weil der Protagonist eine Automatonophobie hat und sich vor großen Statuen fürchtet. Zum anderen, weil in Josephs Drehbuch alle sterben.
Die kleinen und großen Tragödien des schwulen Filmemachers Joseph treffen in Fabian Stumms „Sad Jokes” auf den feinen Humor einer vielschichtigen Komödie. Auf dem Filmfest München erhielt Stumm, der auch die Hauptrolle spielt, dafür gleich zwei Preise: den Förderpreis Neues Deutsches Kino für die beste Regie und den Fipresci-Preis der internationalen Filmkritik.
Nüchtern und trotzdem gefühlvoll inszeniert geht „Sad Jokes” mit einem Wechselspiel aus Lachen und Weinen unter die Haut. Denn der schmale Grat zwischen Witz und Traurigkeit wirkt immer realistisch. Das ist so, als Sonya (Haley Louise Jones) plötzlich fröhlich in der Wohnung auftaucht und für Söhnchen Pino (Justus Meyer) kochen will, nur um kurz darauf in Verzweiflung zu explodieren, als herauskommt, dass sie sich selbst aus der Klinik entlassen hat.
Das Absurde im Alltäglichen
Oder als der einsame Joseph ein gutaussehendes Life-Model (Knut Berger) mit nach Hause bringt, das heiße Date aber durch die Realitäten seiner alleinigen Vaterpflichten frustriert abbrechen muss.
Das Absurde im Alltäglichen findet in den langen, statischen Einstellungen vor neutral hellen Hintergründen immer Raum zur Entfaltung - durch Slapstick, Ironie oder schräge Peinlichkeiten, aber ohne Übertreibungen. Dass die Protagonisten bisweilen aus dem Bild verschwinden und die kurzen Szenen in all ihrer Perfektheit improvisiert wirken, bringt „Sad Jokes” noch ein bisschen näher ans wahre Leben heran.
Denn was im Alltag oft ohne Vorwarnung auf einen knallt, ist unberechenbar. In Josephs Fall ist das sprichwörtlich die Klappe eines Snackautomaten. Mit eingeklemmter Hand muss er eine Passantin um Hilfe bitten und findet sich im Krankenhaus wieder – mit gebrochenen Fingern, Angstattacken und neben einer Frau (Anneke Kim Sarnau), die trotz doppelten Gipsarmen keine Sekunde stillliegen kann.
Diese clever besetzten Nebenrollen sind erfrischend knapp, wirken aber durch ihre Intensität nach. Vor allem Zeichenlehrerin Elin (Ulrica Flach), deren schwedischer Johanna-von-Orleans-Monolog zu Tränen rührt, ist ein Highlight des Films. Zu verdanken ist das Stumms klischeefreier Inszenierung, bei der Humor und Tragödie zwar die Bühne bilden, das Menschliche aber immer im Vordergrund steht.