Kindlicher Gesang, kein poppiger Beat, sondern Neuinterpretationen von Jazz-Klassikern und der Gesang einer Filmfigur: Die neue Platte des Weltstars Lady Gaga nennt sich „Harlequin” und ist alles andere als gewöhnlich. Ein Begleitalbum zum Film „Joker: Folie à Deux” soll es ein, wie sie selbst auf ihrem Instagram-Kanal mitteilte. Auf dem Cover ist sie mit einer roten Schwimmweste, weißem Kleid und verschmiertem Make-up nass unter einer laufenden Dusche zu sehen.
Die Ankündigung zum Album kam für die Fans überraschend - erst am Dienstag hatte sie auf sozialen Medien die Veröffentlichung verkündet. Auf dem neuen Album sollen viele Songs aus dem neuen Film sein, der am 3. Oktober in die Kinos kommt.
In der Fortsetzung des preisgekrönten Thrillers „Joker” (2019) spielt die 38-Jährige an der Seite von Joaquin Phoenix die zweite Hauptrolle: Harley Quinn. Phoenix (49) kehrt in der Rolle des gescheiterten Komödianten Arthur Fleck zurück, der in „Joker” als Batman-Gegenspieler am Rande der Gesellschaft lebt.
Gesang aus der Perspektive einer Filmfigur
Auf ihrer Rolle hat die amerikanische Popmusikerin jetzt ihr Album aufgebaut. Nach Abschluss der Dreharbeiten sei ihr klar geworden, dass sie noch nicht bereit gewesen sei, die Figur hinter sich zu lassen, hieß es von ihrem Plattenlabel Universal Music. Für eine sehr enge Verbindung zu ihren Figuren ist Gaga bereits bekannt. Bei den Dreharbeiten zum Film „House Of Gucci” etwa war sie Medienberichten zufolge auch abseits der Kamera in ihrer Rolle geblieben - auch mit dem Akzent ihrer Figur habe sie außerhalb der Dreharbeiten gesprochen.
Auch in „Joker: Folie à Deux” hatte sie laut Plattenlabel ihre Rolle „akribisch erforscht, ausgearbeitet und verkörpert”. Sie habe sich vorgestellt, wie wohl ein Album aus der Perspektive von Harley Quinn klingen würde. Die neue Platte ist demnach ein Abschied von der Figur. „Es ist ein Lady-Gaga-Album, aber es ist auch von meinem Charakter inspiriert und meiner Vision, was eine Frau sein kann”, erklärte Gaga in einem Interview des Magazins „Rolling Stone”.
Das Album soll dabei die Bandbreite des Charakters widerspiegeln: „Ihre Dunkelheit, ihr Chaos, ihre Lebendigkeit, ihre manische Natur”. Mit ihrer Stimme etwa habe sie während der Aufnahme gespielt. „Ich kann Lees Stimme und ihre kindliche Unreife beim Singen sehr gut nachempfinden”, sagte sie.
„Moderne Interpretation von Vintage-Pop”
Eine „moderne Interpretation von Vintage-Pop” nennt sie die 13 Songs auf der Platte. Mit dabei sind Neuinterpretationen von Jazz-Klassiker wie „That's Life” (1966) von Frank Sinatra oder „Good Morning” (1939) von Judy Garland und Mickey Rooney. „Es ist schön zu zeigen, wie man diese Dinge neu interpretieren kann, jenseits der Noten und des Stils, in dem sie geschrieben wurden”, sagte Lady Gaga dem „Rolling Stone”. „I've Got the World on a String” von Harold Arlen und Ted Koehler aus dem Jahr 1932 wandelt Gaga etwa in einen Rock-Song um.
Lady Gaga, die mit bürgerlichem Namen Stefani Joanne Angelina Germanotta heißt, klingt in ihrem neuen Album passioniert, zeigt wie wandelbar ihre Stimme und ihre Musik ist. Dass sie Jazz-Standards drauf hat, hatte sie bereits in ihren zwei veröffentlichten Alben („Love for Sale”, „Cheek To Cheek”) an der Seite von Tony Bennett (1926-2023) bewiesen. Die abwechslungsreichen Cover- und Big-Band-Songs wirken dabei perfekt arrangiert und stimmig, die Stimme wechselnd zwischen Lady Gaga und Harley Quinn - auch wenn die Kuriosität des Filmcharakters nicht immer durchdringt.
Im Februar 2025 will die Sängerin ihr siebtes Studioalbum veröffentlichen - das soll dann wieder etwas poppiger werden. Die erste Single von diesem Album kündigte sie für Oktober an, ohne aber einen genauen Termin zu nennen. Vielleicht gibt der Song „Happy Mistake”, der als einziger aus dem neuen Album nicht im Film vorkommt, schon einen Vorgeschmack auf die Themen für ihre kommende Musik. Über einer Akustikgitarre singt sie über den Kampf mit dem Leben in der Öffentlichkeit: „Wie bin ich so süchtig geworden nach der Liebe der ganzen Welt?”