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Berlin
Vom Flirt zur Vergewaltigung: Der Film „Bis zur Wahrheit”
Eine Frau wird vom Sohn ihrer besten Freundin vergewaltigt - und sagt es zunächst niemandem. Was das mit ihr und ihrer Familie macht, das zeigt ein TV-Drama im Ersten.
TV-Ausblick ARD - „Bis zur Wahrheit”       -  Martina (Maria Furtwängler) scheint verändert. Ehemann Andi (Pasquale Aleardi) ist misstrauisch.
Foto: Boris Laewen/Roland Stuprich/NDR/dpa | Martina (Maria Furtwängler) scheint verändert. Ehemann Andi (Pasquale Aleardi) ist misstrauisch.
Klaus Braeuer, dpa
 |  aktualisiert: 19.11.2024 11:07 Uhr

„Ich habe "Nein" gesagt” - das ist gleich zu Beginn aus dem Mund von Martina (Maria Furtwängler) zu hören. Da ist sofort klar, worum es in dem Drama „Bis zur Wahrheit” (20. November, 20.15 Uhr im Ersten) geht.

Martina wurde vergewaltigt, und zwar von Mischa (Damian Hardung). Mischa ist der Sohn von Martinas besten Freunden Jutta (Margarita Broich) und Torsten (Uwe Preuß), sie alle haben gemeinsam ein Sommerwochenende an der Ostsee verbracht. 

Beim Baden im Pool, nach einer ausgelassenen Strandparty samt Alkohol, Drogen und Flirt, ist es dann passiert, obwohl Martina es nicht wollte - die beiden waren allein. Die erfolgsverwöhnte Neurochirurgin ist Mutter einer pubertierenden Tochter und mit Andi (Pasquale Aleardi) verheiratet. Er kommt erst viel später durch einen Zufall dahinter, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Jetzt endlich erzählt sie ihm, was geschehen ist. 

Martina wird aus der Bahn eines geordneten Lebens geworfen. Freunde und Kollegen beginnen, sich Gedanken zu machen. Als Andi auf einer Party spontan Jutta und Torsten mit der Tat ihres Sohnes konfrontiert, muss sich Martina nicht nur ihrem Trauma stellen, sondern auch mit den skeptischen bis ablehnenden Reaktionen ihrer Freunde umgehen.

Die zerstörerischen Auswirkungen 

Martina, die mit einem Alkoholproblem kämpft und nach einem früheren Fehltritt eine Gesprächstherapie macht, ringt verzweifelt und schließlich mit allen Mitteln um ihre Selbstbestimmung und kämpft gegen die zerstörerischen Auswirkungen des Geschehens auf ihre Familie und Freundschaften.

Regisseurin Saralisa Volm (39, „Schweigend steht der Wald”) hat - nach dem klugen und mutigen Drehbuch von Lena Fakler (34, „Am Ende der Worte”) - einen radikalen und dramatischen Film inszeniert, der klar und deutlich die Opferperspektive zeigt. Was alles noch schwieriger macht, ist der Umstand, dass es sich bei den Beteiligten um Freunde handelt. Die Sichtweisen von Martina und Mischa sind komplett verschieden, was aus ihren Aussagen und ihrem Verhalten sichtbar wird.

Maria Furtwängler (58, „Tatort”) als Opfer und Damian Hardung (26, „Love Sucks”) als Täter spielen beide ihre Figuren mit beklemmender Intensität. Bei ihrem Spiel dreht sich alles um diese Fragen: Wo beginnt ein scheinbar harmloser Flirt mit Küssen, wo endet er? Wann und mit wem darf oder sollte später darüber gesprochen werden? Wem soll mehr geglaubt werden?

Es gibt weder Zeugen noch Spuren, Martina könnte vor Gericht nichts beweisen. Der Film lässt am Schluss keine eindeutige Schuldzuweisung zu - nur eines scheint sicher: Alle Hauptfiguren sind beschädigt, eine Versöhnung ist unmöglich. Der Weg bis zur umstrittenen Wahrheit ist zu weit.

 
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