Hinter großen sportlichen Erfolgen steht viel harte Arbeit - aber manchmal auch noch eine besondere Geschichte. Bei den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer wurde die deutsche Eiskunstläuferin Katarina Witt Siebte - aber nicht „nur” Siebte. Sie stellte sich nicht nur im Wettbewerb, sondern auch Kritikern, der öffentlichen Meinung und der Vergangenheit.
Witt hat zu der Zeit eine jahrelange Pause vom Wettkampfsport hinter sich, ist schon 28 und es ist ihre erste Teilnahme für ganz Deutschland nach zwei Olympiasiegen für die DDR. Dieser besondere Teil der Lebensgeschichte einer der großen deutschen Sportlerinnen wurde für das ZDF verfilmt. Der Film „Kati - Eine Kür, die bleibt” ist am 3. Oktober - dem Tag der Deutschen Einheit - um 20.15 Uhr im Zweiten zu sehen. In der Mediathek ist der Film schon verfügbar.
„Dann ruf ich beim Gorbatschow persönlich an”
Die Filmbiografie beginnt in einem Hotel im norwegischen Lillehammer, es ist 1994: Kati Witt und ihre Trainerin Jutta Müller (stark gespielt von Lavinia Nowak und Dagmar Manzel) stehen angespannt im Aufzug. Es ruckelt, er bleibt stehen. Witt: „Wenn die uns das hier vermasseln, dann ruf ich beim Gorbatschow persönlich an und beschwer mich.” Müller: „Du meinst wohl eher Helmut Kohl.” Witt: „Von dem hab ich die Nummer nicht.”
Es gibt einen Zeitsprung: 1993, die Realität der Wiedervereinigung hat eingesetzt. Kati Witt teilt mit vielen Ostdeutschen das Gefühl, mit dem Zerfall der DDR ihre Identität verloren zu haben. Sie lebt zwar in den USA, ist dort ein Star - aber zu Hause wird sie kritisiert.
Da trifft sie die Entscheidung, zurückzukehren - nach Deutschland und zurück in den Wettkampf, mit ihrer alten Trainerin Jutta Müller an ihrer Seite. Dieses Comeback und diese Zusammenarbeit sind nicht selbstverständlich - Witt ist nicht ausreichend in Form, Müller zweifelt an den Erfolgsaussichten und die beiden haben sich entfremdet.
Müller blickt noch immer auf einen Schützling und nicht auf eine erwachsene, selbstbewusste Kati Witt, die sich fürs politische Weltgeschehen - die Jugoslawienkriege - interessiert und ihre Kür darauf ausrichten möchte. Witt fängt während ihrer Vorbereitung in Chemnitz auch noch an, das frühere System DDR und die Überwachung ihrer Bewohner anzuzweifeln. Sie liest ihre Stasi-Akten. Obendrein bleiben nur wenige Wochen Zeit bis zum ersten Wettkampf für die Olympia-Qualifikation.
Zum Verwechseln ähnlich
Die porträtierte Katarina Witt war eingebunden in die Dreharbeiten. Sie beriet Lavinia Nowak bei der Erarbeitung ihrer Rolle, zeigte ihr am Set, wie sie die Schlittschuhe schnürte. Und Witt zeigt sich in einem ZDF-Statement begeistert: „Lavinia spielt ihre Rollen als Schauspielerin immer so, wie ich mich als Eiskunstläuferin empfunden habe. Wir hatten vor und während der Drehzeit emotionale und lustige Gespräche, immer voller Hingabe, Sehnsucht, Leidenschaft und Neugier”, wird Witt zitiert.
Dagmar Manzels Darstellung als ihre inzwischen verstorbene Trainerin lobt der Eislauf-Star Witt besonders: „Es spricht für Frau Manzels schauspielerische Verwandlungskunst, dass ich, als ich ihr als "Jutta Müller" begegnete, einen Schreck bekam und dachte, meine Trainerin steht leibhaftig vor mir.”
Film über einen besonderen Teil der deutschen Geschichte
Der Film ist viel mehr als ein Sportfilm oder die Erzählung eines Comebacks, unterfüttert mit tollen Originalaufnahmen der olympischen Küren auf dem Eis. Vor allem ist er nicht nur eine Biografie über den titelgebenden Star.
Diese Filmbiografie ist die Erzählung der gemeinsamen Geschichte zweier starker Frauen: Witt und ihrer Trainerin Jutta Müller, die nach dem Ende der DRR so unterschiedlich leben und angesehen werden. Und doch verbunden sind. Die Eislaufkür in Lillehammer ist der bewegende und zu Tränen rührende Showdown der beiden deutschen Sportgrößen, der stattgefunden hat zu einer ganz besonderen Zeit der deutschen Geschichte.