Dass Lügen kurze Beine haben, sieht man dem knapp 1,90 Meter großem Hajo Siewers (Bastian Pastewka) nicht an. Und doch entspricht so gut wie nichts von dem, was der Familienvater in der Komödie „Alles gelogen” sagt, der Wahrheit. Der Film von Regisseur Erik Haffner läuft am Donnerstag um 20.15 Uhr im ZDF.
Die Wahrheit ist für Siewers „schlaff und schlapp und schlumpfig”. Deshalb spinnt er in seinem Alltag ein immer größeres Netz aus Lügen, wohin er auch geht. Oder wie sein Sohn ihn zitiert: „Papa sagt, Lügen haben kurze Beine, aber auf denen kann man auch schnell rennen.” Der Autoverkäufer erfindet immer neue Gründe, warum er zur spät zur Arbeit kommt oder warum er seiner Frau nicht die gewünschten Klettergurken für den Garten besorgt - der Name klinge in Wirklichkeit zur sehr nach einer Geschlechtskrankheit, zumindest sagt er das.
Das Blaue vom Himmel
Mal verspricht er Kunden das Blaue vom Himmel, mal wieselt er sich charmant heraus, als er mal wieder ein Knöllchen bekommen soll. Selbst sein Sohn, der sich schon den ein oder anderen Trick bei seinem Vater abgeguckt hat, hat beim Pokerspiel um Kekse keine Chance. Siewers' Trick für den perfekten Bluff: selbst dran glauben. Doch eines Tages greift er zu einer Lüge, von der es kein Zurück mehr gibt. Und das Netz zieht sich immer enger zu.
Bastian Pastewka spielt neuerdings öfter mal Vater-Rollen, ob in der neuen Serie „Perfekt verpasst” (Prime Video) mit Co-Star Anke Engelke oder hier in „Alles gelogen”. Das Setting steht ihm. Ob es an seiner Schauspielkunst liegt oder an den passenden Texten von Drehbuch-Autor Ralf Husmann - der Plan geht auf.
Sind jetzt alle durchgedreht?
Allerdings funktionieren nicht alle Charaktere. Manche Dialoge wirken gezwungen, Reaktionen nicht authentisch. Und obwohl die Komödie mit Klischees spielt, bedient sie diese an anderer Stelle auch. Etwa, wenn gefrustete Frauen am Höhepunkt eines stressigen Tages auf Countdown in einen zuckersüßen Cupcake beißen und plötzlich wieder lachen können.
Neben Pastewka überzeugt auch Lina Beckmann in der Rolle der schrulligen Autohaus-Kollegin Birgit Köhlmeier, die ihre ganz eigenen Probleme hat: „Hast du dich schon mal so tief in die Scheiße gelogen, dass du da nicht mehr rauskommst?” Das dürfte Siewers mehr als bekannt vorkommen. Auf ihre lallende Bitte beim Cocktail trinken ist er trotzdem nicht vorbereitet: „Ich brauch' jetzt 'nen Mann. 'nen Mann, der so tut, als würde er mich mögen, wenigstens einen Abend lang.”
Nach und nach wird klar: Irgendwie haben alle Dreck am Stecken. Und egal wie klein oder groß die Lügen sind, am Ende muss doch jeder selbst die Verantwortung tragen.