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Berlin
Adele Neuhauser als Transfrau - „Ungeschminkt” im Ersten
Vielen ist Adele Neuhauser aus dem Wiener „Tatort” bekannt. Wie wandelbar sie ist, zeigt die charaktervolle Schauspielerin nun in einem bemerkenswerten Film im Ersten.
TV-Ausblick ARD - „Ungeschminkt”       -  Josefa (Adele Neuhauser) verließ vor langer Zeit im Streit ihr Heimatdorf. Damals hieß sie noch Josef.
Foto: Jacqueline Krause-Burberg/BR/ORF/Bavaria Fiction/dpa | Josefa (Adele Neuhauser) verließ vor langer Zeit im Streit ihr Heimatdorf. Damals hieß sie noch Josef.
Klaus Braeuer, dpa
 |  aktualisiert: 13.11.2024 04:16 Uhr

Als junger Mann hat Josef im Streit sein bayerisches Heimatdorf verlassen. Nun kehrt Josefa als 60-Jährige zurück - „in die Hölle”, wie sie sagt. Das Drama „Ungeschminkt”, das am Mittwoch (13.11./20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist, zeigt eindrücklich, was es heißen kann, im falschen Körper aufzuwachsen - mit einer grandiosen Adele Neuhauser in der Hauptrolle.

Eigentlich wollte Josefa nie wieder zurück in ihre Heimat. Doch dann stirbt ihre Mutter - und hinterlässt ihr alles, was sie besaß. Vom Nachlassverwalter erfährt Josefa, dass ihr Vater bereits seit zehn Jahren tot ist. Und so steigt sie doch in einen Bus, der sie ins Heimatdorf bringt.

Thema Transidentität aus der Sicht einer älteren Frau

Auf dem elterlichen Hof wird sie nicht gerade freudig erwartet: Petra (Eva Mattes), die ihre Ehefrau war, als sie noch Josef hieß, sagt mit eisigem Blick: „Du bist hier nicht erwünscht.” Blume (Ulrich Noethen), Josefs bester Freund von damals, umarmt sie jedoch. Trost findet Josefa auch bei ihrer engen Freundin Antonia (Hayal Kaya), die ihr nachreist. 

Regisseur Dirk Kummer („Ein Taxi zur Bescherung”) hat - nach dem warmherzigen und humorvollen Drehbuch von Uli Brée („Faltenfrei”) - einen wunderbar lebensnahen und höchst emotionalen Film inszeniert, in dem sich im Grunde alles um die Liebe dreht. Er erzählt - in bedächtigem Tempo und in warmen Farben - das Thema Transidentität aus der heutigen Sicht einer älteren Frau, was geschickt durch einige Rückblenden ergänzt wird. 

Sie zeigen die Nöte des jungen Josef (Riccardo Campione) angesichts der Worte und Taten seines brutalen Vaters: „Sei wenigstens einmal ein Mann.” Josef läuft damals nicht weg, vielmehr rennt er um sein Überleben - und unterwirft sich später dem ganzen mühsamen Prozess, der zu einer Geschlechtsangleichung gehört.

Eva Mattes glänzt als verlassene Frau

Adele Neuhauser (65, „Tatort”, „Faltenfrei”) als Josefa und Eva Mattes (69, „Rehragout-Rendezvous”) als die verlassene Petra spielen ihre Figuren mit geradezu beklemmender Intensität, dabei mutig und humorvoll. Josefa radelt buchstäblich durch ihr früheres Leben, das sie einst hinter sich ließ, in ihr jetziges hinein - und stellt sich den Empfindungen der Menschen, die sie damals verletzt hat. 

Vieles, das einst nicht gesagt wurde, bekommt nun Gehör, Kränkungen, unterdrückte Gefühle und Missverständnisse brechen auf. Da gibt es harte Auseinandersetzungen, doch der Grundton ist stets versöhnlich, so dass ein Verzeihen möglich ist. Das Ende dieses bemerkenswerten Films hält einige Überraschungen für Josefa und die Zuschauer bereit.

„Wer wir sind, entscheidet nicht die Gesellschaft, sondern jeder für sich”, sagt Josefa in einer Szene. Im Grunde geht es im Film auch um die Familie und die wahren Freunde, um die Frage, wohin oder zu wem man gehört - und was wirklich wichtig ist im Leben.

 
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