Am fünfzigsten Geburtstag ziehen viele Bilanz: Wo stehe ich? Was habe ich im Leben erreicht? Für Jakob ist es in jedem Fall kein Anlass zur Freude. Er sieht sich als Looser: „Kein Haus, kein Kind, kein Baum”. Als Regisseur ist er schon lange nicht mehr gefragt, eine Familiengründung verpasste er und zurzeit hat er auch keine Lebenspartnerin an seiner Seite. Was also gibt es da zu feiern?
Seine langjährige Freundin Ellen sieht das allerdings komplett anders. Sie hat sich vorgenommen, Jakob eine Überraschung zu bereiten. Sein Geburtstag soll ein großes Fest werden, und zwar mit all den Menschen, die für ihn einst wichtig waren, die er dann aber im Strudel des Lebens aus den Augen verlor. Es soll eine große Wiedersehensfeier werden und sie ist die Strippenzieherin im Hintergrund.
Eine Feier mit verloren gegangenen Weggefährten
Nach ihrem rasanten Thriller „Die Diplomatin”, in dem es um große Politik, Mord und diplomatische Verwerfungen ging, ist Frickes neuer Roman „Das Fest” ein eher privates, stilles Buch, in dem sich viele Ältere wiedererkennen werden. Wer hat nicht schon einmal in der Lebensmitte zurückgeschaut und sich gefragt, was wohl aus alten Freunden geworden ist? Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, verloren gegangene liebe Menschen wiederzusehen, sei es, um in alten Erinnerungen zu schwelgen oder auch um etwas wiedergutzumachen, eine alte Wunde zu heilen?
Vergessen, Verdrängen, Verzeihen?
In „Das Fest” ist all dies auf märchenhafte Weise möglich. Jakob begegnet an einem einzigen Tag seiner Ex-Partnerin, seinem einstmals besten Freund, seiner Ersatzmutter und einer Freundin aus fernen Kindergartentagen. Wie in einem Film taucht er so noch einmal in sein Leben ein, in die schönen und die traurigen Momente, die Siege und Niederlagen, die diese fünfzig Jahre ausmachten.
Es wird aber nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, er erhält die einzigartige Möglichkeit, die jeweilige Beziehung in neuem Licht zu sehen und im Nachhinein ihre Besonderheit wertzuschätzen. Auch den verdrängten schmerzvollen Momenten kann er nicht mehr aus dem Weg gehen. So ist durch seine Schuld sein alter Freund Georg um seine beruflichen Perspektiven gebracht worden und die Karriere, die eigentlich Georg einmal in Aussicht stand, hat dann tatsächlich Jakob gemacht. Danach waren sie keine Freunde mehr. Ist jetzt eine Versöhnung möglich?
Mit leichter Hand und humorvoll erzählt
Der Roman erzählt von Liebe und Freundschaft, vom Vergessen und Verdrängen, von Verzeihen und Neuanfang, und zwar nicht erdenschwer und moralisierend, sondern mit leichter Hand, ironisch gebrochen und humorvoll. So begleitet eine Serie kleiner, keineswegs dramatischer Unfälle diesen Freudentag, in dessen Verlauf Jakob immer lädierter und verbeulter aussieht, so wie ja auch das Leben sichtbar seine Spuren hinterlässt. Und weil die ganze Geschichte etwas märchenhaft ist, ist dann auch das Ende so.