
Achtung, Ohrwurm-Alarm! – was dieses Stück betrifft, ein letztes Mal, versprochen. Denn endlich dürfen die beiden tausendmal zitierten Liedzeilen "Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert" (Klaus Lage, 1984, lang ist's her) als ein für allemal widerlegt betrachtet werden, und zwar hochwissenschaftlich. Schon bei einer einzigen Berührung, so die Erkenntnis, passiert etwas. Und es kommt noch besser.
Aber von Anfang an: Ein Forschungsteam aus Bochum, Duisburg-Essen und Amsterdam hat mehr als 130 internationale Studien ausgewertet und im Fachblatt Nature Human Behaviour veröffentlicht. Es wollte herausfinden, welche Wirkung Berührungen auf Menschen haben. Was zunächst nicht so erstaunlich ist, man aber trotzdem immer wieder gerne liest: "Berührung, die gewünscht ist, verbessert sowohl bei Menschen mit Erkrankungen in klinischen Situationen als auch bei Gesunden das Befinden", sagt Studienautor Julian Packheiser vom Institut für Kognitive Neurowissenschaft der Ruhr-Universität Bochum der Deutschen Presse-Agentur. Also: "Wer den Impuls hat, Familie oder Freunde zu umarmen, sollte sich daher nicht zurückhalten, wenn das Gegenüber es nicht ablehnt."
Von Berührungen profitieren dabei sowohl Erwachsene als auch kleine Kinder
Von Berührungen profitieren dabei sowohl Erwachsene als auch kleine Kinder. Den größten Effekt bei Erwachsenen belegten die Studien für die mentale Verfassung der Versuchspersonen. So nahmen Schmerz, Depressivität und Angst signifikant ab. Auch auf Blutdruck oder Herzfrequenz wirkten sich die Berührungen positiv aus.
Zwei Erkenntnisse überraschen dann aber schon. Erstens: Die Ergebnisse zeigen, dass kürzere, aber häufigere Berührungen besonders förderlich sind. "Es gilt nicht, je länger die Berührung, desto besser", sagt Packheiser. "Es muss keine teure, lange Massage sein, auch eine kurze Umarmung zeigt eine positive Wirkung. Und zweitens: Knuddeln mit dem Lieblingsmenschen ist natürlich ideal. Aber positive Effekte haben auch Berührungen durch Objekte – beispielsweise Stofftiere, Umarmungskissen oder sogar Roboter. Diese führten zu einem ähnlichen körperlichen Nutzen wie die Berührung durch Menschen. Für so eine schöne Nachricht kann man auch mal einen nervigen Ohrwurm in Kauf nehmen.