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Wie entsteht eine Fata Morgana?
Eine rettende Oase in der Wüste? Oder doch nur eine Fata Morgana? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das seltene Wetterphänomen.
Zunächst glaubt man an eine Fata Morgana: Mitten in der Wüste steht eine Moschee. Foto: Manuel Meyer       -  Eine Moschee in der Wüste? Oder nur eine Fata Morgana?
Foto: Manuel Meyer, dpa (Symbolbild) | Eine Moschee in der Wüste? Oder nur eine Fata Morgana?
Lennardt Loß
 |  aktualisiert: 11.03.2024 13:08 Uhr

Man kennt sie aus Abenteuerromanen und Hollywoodfilmen: die Fata Morgana. Oft schleppt sich in solchen Geschichten ein Mensch durch die Wüste, fast verdurstet und von der Sonne verbrannt. Irgendwann erkennt er am Horizont eine Oase, seine Rettung. Doch bald muss er feststellen: Die Oase ist nicht echt. Sondern nur ein Trugbild. In diesem Text wird erklärt, wie Fata Morganen entstehen, wo das Wort herkommt und warum man nicht in die Wüste fahren muss, um eine Fata Morgana zu sehen.

Was bedeutet das Wort "Fata Morgana"?

"Fata" ist italienisch und bedeutet "Fee". Übersetzt heißt "Fata Morgana" also "Fee Morgana". Morgana ist eine zentrale Figur aus der Artus-Saga. Die Artus-Saga ist kein einheitlicher Text. Sondern eine Mythologie. Vor allem im Mittelalter haben zahlreiche Autoren die Geschichte um König Artus immer wieder neu erzählt, Figuren und Ereignisse hinzugefügt, ausgeschmückt und verändert. Deswegen existieren heute viele verschiedene Artus-Sagen. In manchen von ihnen ist Morgana die Halbschwester von König Artus. In anderen seine Gegenspielerin. Und in wieder anderen Sagen lebt sie als Feen-Herrscherin auf einer mystischen Insel, die für Sterbliche unerreichbar ist — und führt Seeleute mit Trugbildern in die Irre.

Was geschieht, wenn man eine Fata Morgana sieht?

Manchmal werden Fata Morganen als Halluzinationen beschrieben. Das ist falsch. Eine Halluzination ist etwas, das man sich einbildet. Sie existiert nur im eigenen Kopf. Eine Fata Morgana hingegen ist ein Wetterphänomen. Genauer gesagt: Eine Luftspiegelung, die unter bestimmten Bedingungen eintreten kann — und für die es eine wissenschaftliche Erklärung gibt.

  • Damit eine Fata Morgana entsteht, müssen zwei Luftschichten mit unterschiedlichen Temperaturen übereinander liegen: Unten eine warme Luftschicht. Und oben eine kalte. Das kann in Wüsten passieren: Wenn die Sonne den Sand aufheizt, ist die Luftschicht am Boden heißer als die Luftschicht darüber.
  • Die warme Luftschicht über dem Sand hat eine geringere Dichte als die kältere Luftschicht. Der Grund dafür: Warme Luft dehnt sich aus. Kalte Luft zieht sich zusammen.
  • Man kann sich das so vorstellen: Wenn es warm ist, haben die Luftteilchen viel Platz, um sich zu verteilen. Wenn es kalt ist, rücken die Teilchen zusammen. So als würden sie sich gegenseitig wärmen wollen. Dadurch hat kalte Luft einen höheren Widerstand als warme Luft.
  • Wenn es windstill ist, bildet sich zwischen der warmen und kalten Luftschicht eine Grenzfläche. Die beiden Luftschichten werden nicht durcheinandergewirbelt. Sondern liegen übereinander.
  • Wenn ein Lichtstrahlen auf die beiden Luftschichten trifft, könnte man annehmen, dass er erst die kalte und dann die warme Schicht durchquert. Das ist aber nicht so. Licht ist faul und breitet sich lieber in der Luftschicht mit dem geringeren Widerstand aus: in der warmen.
  • Genauer gesagt: Die Lichtstrahlen biegen sich an der Grenzfläche, um in der warmen Luftschicht bleiben zu können. Die Grenze zwischen der warmen und kalten Luftschicht funktioniert wie ein Spiegel und erzeugt ein Zerrbild. Eine Fata Morgana entsteht.

Kurz gesagt: Eine Fata Morgana ist eine Luftspiegelung.

Wo kommen Fata Morganen vor?

Damit eine Fata Morgana entsteht, muss es zwei Voraussetzungen geben: Es muss windstill sein. Und zwei Luftschichten mit unterschiedlichen Temperaturen müssen übereinander liegen. Das kann in der Wüste passieren. Oder auf dem Meer. Dann sieht es so aus, als ob Schiffe oder Insel über der Wasseroberfläche schweben würden.

Bei Wind oder Sturm gibt es keine Fata Morganen. Einfach, weil die Luftschichten dann nicht mehr übereinanderliegen. Sondern verwirbelt werden.

Eine Fata Morgana kann man an heißen Tagen auch in Deutschland sehen. Gerade Autofahrer kennen das Phänomen: Bei besonders hohen Temperaturen sieht es manchmal so aus, als ob sich Pfützen auf der Straße gebildet haben. Auch das ist eine Luftspiegelung. Die Pfützen sind in Wirklichkeit der Himmel.

Kann man eine Fata Morgana fotografieren?

Ja, das kann man. Es gibt jede Menge Fotos von Fata Morganen. Allerdings sind Fata Morganen bei Weitem nicht so riesig und detailreich wie die Wüsten-Oasen in Hollywoodfilmen. Oft sind Fata Morganen nur am Horizont zu erahnen. Für ein gelungenes Foto benötigt man ein gutes Objektiv mit hoher Brennweite.

Warum stehen manche Fata Morganen auf dem Kopf?

Ob eine Fata Morgana nach unten oder nach oben gespiegelt wird, hängt von den Luftschichten ab. Wenn die kalte Luftschicht über der warmen liegt, entsteht eine Lichtspiegelung nach unten. So wie bei den vermeintlichen Pfützen auf der Straße, die in Wirklichkeit der Himmel sind.

Liegt die kalte Luftschicht unter der warmen, dann entsteht eine Lichtspiegelung nach oben. Auf dem Meer sieht es dann so aus, als ob Schiffe über die Wasseroberfläche schweben würden. So soll auch der Mythos vom "Fliegenden Holländer" entstanden sein.

 
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