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Augsburg
Warum Postkarten aus dem Urlaub etwas Besonderes sind
Urlaubskarten sind ziemlich gestrig – verglichen mit WhatsApp-Nachrichten, die in Sekunden beim Empfänger ankommen. Dennoch werden nach wie vor Millionen verschickt.
postkarten.jpeg       -  Mit den schönsten Grüßen: Auch in diesem Jahr werden Urlauber wieder Millionen Postkarten in alle Welt schicken.
Foto: Andreas Gebert, dpa (Archivbild) | Mit den schönsten Grüßen: Auch in diesem Jahr werden Urlauber wieder Millionen Postkarten in alle Welt schicken.
Josef Karg
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:59 Uhr

Eine Auto-Karawane wälzt sich am Wochenende wieder über den Brenner, in der Hoffnung, dem Stress des Alltags unter südlicher Sonne zu entkommen. Und auch dieses Jahr werden wieder Millionen von Urlaubskarten verschickt, auf denen von den Freuden in der Fremde berichtet wird. Verfasst am Strand oder auf gepackten Koffern kurz vor der Rückreise – die Zeilen auf Karton sind häufig nicht nur sehr persönlich. Sondern auch nachhaltiger als ihre digitalen Pendants, etwa WhatsApp-Nachrichten, die in Sekunden um die Welt gesendet werden können.

Schreib doch mal wieder! An diesem Sonntag ist Weltpostkartentag

Die Postkarte ist das krasse Gegenteil davon. Oft kommt sie Wochen nach dem Urlaub an. Das Besondere an ihr: Man kann sie sinnlich wahrnehmen. Bisweilen werden die Karten gar Teil unseres Lebens, werden an den Kühlschrank gepinnt, im Regal aufgestellt oder als Lesezeichen verwendet. Vielleicht ist das ein Grund, warum es sie weiterhin gibt, im Gegensatz zum Telegramm.

Urlaubskarten, die wie Geburtstags-, Kondolenz- oder Weihnachtskarten eine spezielle Form darstellen, stammen aus einer Welt von gestern. Wurden in den 80er Jahren in Deutschland fast eine Milliarde Postkarten befördert, sind es mittlerweile keine 150 Millionen mehr. Die erste Postkarte wurde in Österreich verschickt. Während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 kam es dann zu einem ersten Boom. Allein von Juli bis Dezember 1870 kündeten rund zehn Millionen "Feldpost-Correspondenzkarten" vom Grauen an der Front.

Eine Karte, die der Künstler Franz Marc bemalte, erzielte eine sechsstellige Summe bei einer Auktion

Und so sind Postkarten seit jeher eine Form der Nachrichtenübermittlung, wenn auch eine träge. Noch heute sind sie von Ägypten oder Mexiko nach Deutschland gerne mal drei Monate lang unterwegs. Das ist freilich kein Vergleich zu einer der "langsamsten" Postkarten der Welt, die 83 Jahre brauchte. Abgeschickt hatte sie ein belgischer Soldat 1926 an seine 46 Kilometer entfernt lebende Familie. Manche Postkarten werden auch zu Sammlerstücken: Eine vom Künstler Franz Marc bemalte aus dem Fronturlaub des Ersten Weltkriegs wurde 2019 für 781.000 Euro versteigert.

Die meisten Postkarten-Botschaften sind dabei eher banal: "Schönes Wetter hier, uns geht’s gut und schöne Grüße aus Wo-auch-immer", heißt es vieltausendfach. Doch auch das ist schön, schließlich bedeutet es: Die Verfasserin oder der Verfasser hat an einen gedacht und nicht den Aufwand gescheut, Postkarte wie Briefmarke zu kaufen, mit eigener Hand zu beschreiben und zu einem Briefkasten oder einer Poststation zu bringen. Schreib mal wieder, könnte man also aus Anlass des Weltpostenkartentages an diesem Sonntag und des Ferienbeginns sagen.

 
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