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Griechenland
Hunderte Vermisste nach Bootsuntergang vor Griechenland
Zwei Tage nach dem Untergang eines Migrantenbootes vor der Südwestküste der griechischen Halbinsel Peloponnes gibt es kaum Hoffnung, noch Überlebende zu finden.
Bootsunglück in Griechenland - Sanitäter.jpeg       -  Sanitäter transportieren einen verletzten Überlebenden des Bootsunglücks zu einem Krankenwagen im Hafen der griechischen Stadt Kalamata.
Foto: Thanassis Stavrakis, dpa | Sanitäter transportieren einen verletzten Überlebenden des Bootsunglücks zu einem Krankenwagen im Hafen der griechischen Stadt Kalamata.
Gerd Höhler
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:34 Uhr

Die genaue Zahl der Opfer des Unglücks vor der griechischen HalbinselPeloponnes ist weiter unklar. Der Fischkutter war in den frühen Morgenstunden des Mittwochs aus ungeklärten Gründen gesunken. Das Schiff hatte drei Tage zuvor in der libyschen Hafenstadt Tobruk abgelegt. Ziel war Italien. 104 Menschen konnten lebend aus dem Meer gerettet werden. 78 Leichen wurden bisher gefunden.

Der Untergang könnte aber viele hundert Opfer gefordert haben. Luftaufnahmen, die von der griechischen Küstenwache veröffentlicht wurden, zeigen hunderte Menschen auf dem Kutter am Dienstagnachmittag. Schwimmwesten oder Rettungsinseln gab es an Bord offenbar nicht. Hilfsorganisationen berichteten unter Berufung auf Telefonate und Textnachrichten, die vor der Havarie von dem Boot eingingen, von bis zu 750 Insassen. Diese Zahl hatten bereits am Dienstag italienische Behörden gegenüber der griechischen Küstenwache genannt.

Möglicherweise waren hundert Kinder an Bord

Für Bestürzung sorgten am Donnerstag Meldungen aus dem Krankenhaus von Kalamata. Ärzte berichteten, Überlebende hätten davon gesprochen, dass sich unter Deck im Frachtraum des Kutters etwa 100 Kinder und eine nicht genannte Zahl von Frauen aufgehalten hätten. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es bisher aber nicht.

Nikos Alexiou, der Sprecher der griechischen Küstenwache, sprach von einer der „größten Such- und Rettungsaktionen im Mittelmeer“. Weder in der Nacht noch am Donnerstag wurden jedoch weitere Überlebende oder Todesopfer entdeckt. Die Unglücksstelle befindet sich an der tiefsten Stelle des Mittelmeeres.

Ein Hubschrauber der griechischen Küstenwache entdeckte den Kutter am Dienstag. Sowohl der Kapitän des Kutters als auch die Passagiere lehnten Hilfe der griechischen Küstenwache ab. Diese eskortierte das Boot, um im Notfall helfen zu können. Gegen 1.40 Uhr am Mittwochmorgen meldete der Kapitän einen Maschinenschaden. 20 Minuten später bekam das Schiff plötzlich starke Schlagseite, kenterte und sank innerhalb weniger Minuten.

Die griechische Hafenpolizei verhört sechs mutmaßliche Schleuser

Die Leichen der bisher geborgenen Ertrunkenen wurden in ein Leichenschauhaus nach Athenüberführt. Die meisten Geretteten sind Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Sie kommen aus Ägypten, Syrien, Pakistan, Afghanistan und den Palästinensergebieten. Die griechische Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Staatsanwaltschaft des Obersten Gerichtshofes ordnete eine Untersuchung des Unglücks an.

Die Hafenpolizei in Kalamata setzte am Donnerstag die Verhöre von sechs Geretteten fort, die die Fahrt mutmaßlich organisierten. Überlebende Migranten berichteten, die Schleuser hätten für die geplante Überfahrt von Libyen nach Italien pro Kopf 6500 Dollar kassiert.

 
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